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# taz.de -- Türkei, Istanbul: BirGün
> 2004 wurde die linke „BirGün“ gegründet. Gewerkschaften, Ingenieur- und
> Architektenkammern und sozialistischen Parteien unterstützten sie.
Bild: Die Redaktion.
Zu ihrem Geburtstag unterstützt die Genossenschaft vier internationale
Zeitungsprojekte. 73.928 Euro brachten LeserInnen, GenossInnen und
FreundInnen zusammen. BirGün ist eines dieser Projekte.
Im Jahr 2004 wurde BirGün als eine linke Zeitung gegründet, die von
Gewerkschaften, Ingenieur- und Architektenkammern und sozialistischen
Parteien unterstützt wurde. Im türkischen monopolistischen Medienmarkt
hatte BirGün einige Schwierigkeiten mit dem Vertrieb, Papierpreisen etc.
Unsere derzeitige Verbreitung ist niedrig – was auch mit der politisch
konservativen Atmosphäre in der Türkei zusammenhängt –, aber die
Aufmerksamkeit, die wir bekommen, ist sehr hoch, weil wir die einzige
sozialistische Zeitung und oppositionelle Medien-Institution in der Türkei
sind.
Unsere drei größten Konkurrenten sind die großen nationalen
Qualitäts-/Mainstreamzeitungen (Hürriyet, Milliyet, Sabah, etc.) und die
islamischen Zeitungen, die von der Regierung und regionalen islamischen
Gruppen unterstützt werden.
Für BirGün bedeutet dieses einen Wettbewerbsnachteil, weil Zeitungen in der
Türkei von großen globalen Unternehmen oder islamischem Kapital unterstützt
werden. Auch die Vertriebswege sind monopolistisch, es gibt zwei
Vertriebsfirmen, die wiederum großen Unternehmen gehören. Im
Anzeigengeschäft ist es ähnlich, die Konkurrenz mit den Mainstreamzeitungen
fast unmöglich.
Es gibt zwei Mechanismen der Zensur in der Türkei: Selbstzensur der
Journalisten und institutionelle Zensur. Hinzu kommt die autoritäre
Regierung, die das Justizsystem unter sich hat und Journalisten festnehmen
lässt. Von uns sind zwei Reporter derzeit in Haft und wir haben eine Menge
Klagen.
Unsere LeserInnen
Sie sind hauptsächlich Sozialisten in der Türkei. Außerdem einige
Sozialdemokraten und die revolutionäre Jugend. Unsere Leser sind sehr aktiv
und höchst solidarisch. Insbesondere in den sozialen Netzwerken geben sie
sich Mühe, unsere Zeitung bekannt zu machen.
Unsere Titelseite ist frech, die kreativen Schlagzeilen sind berühmt in der
Türkei – jeden Tag wird in den sozialen Netzwerken über sie diskutiert. Wir
haben zwei Beilagen am Wochenende – Buchbeilage und Sonntagsbeilage mit
speziellen Themen, die von Intellektuellen und Akademikern diskutiert
werden. Wir haben die meisten Kolumnisten aller türkischen Tageszeitungen.
Wir haben 35 voll angestellte Mitarbeiter und 10 frei arbeitende.
BirGün hatte in den vergangenen 8 Jahren viele redaktionelle Erfolge. Der
am meisten diskutierte war die Berichterstattung über ein geheimes Abkommen
zwischen dem Generalstabschef Yaşar Büyükanıt und dem Präsidenten Recep
Tayyip Erdoğan, über das wir die Unterlagen hatten. Außerdem hat BirGün die
geheimen Gräber von vom Staat ermordeten Kurden gefunden.
Die finanziellen Ressourcen der Zeitung sind sehr gering im Vergleich zu
den größten Konkurrenten auf dem Markt. Die größten Probleme sind die
Anzeigenakquise, die hohen Papierpreise und die hohen Vertriebskosten.
Was wir anders wollen
Unsere wichtigste Strategie ist, unsere Abonnentenzahlen zu erhöhen und
unser Online-Angebot effizienter zu nutzen. Wir planen, unsere Printzeitung
als PDF zu verkaufen. Wir haben viele Unterstützer in Europa, vor allem
Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. Wir wollen unsere Zeitung in
Deutschland veröffentlichen, aber dafür brauchen wir einen Partner dort.
Wo wir in 5 Jahren stehen wollen: Im Jahr 2017 wird BirGün ein großes
Abonnenten- und Vertriebssystem haben, einen effektiven Online-Jounalismus
und Online-Verkauf, die Printprobleme sind gelöst.
In der Türkei ist es nicht möglich, in einer genossenschaftlichen Struktur
zu arbeiten. BirGün hat deshalb ihre Arbeit als Aktiengesellschaft
begonnen. Zu Beginn, im Jahr 2004, hatten wir 3.000 Anteilseigner und einen
Kapitalgrundstock von 400.000 Lira. Heute haben wir eine Million Lira. Wir
machen weder Gewinn noch Verlust, wir können die Waage zwischen Profit und
Verlust halten.
Wir haben einige Ideen, mit denen wir unseren Umsatz steigern wollen, aber
dafür haben wir nicht genügend Kapital. Zum Beispiel würden wir gerne eine
links-sozialistische Webseite zusammen mit einer ausländischen Zeitung oder
Agentur gründen oder ein elektronisches Abo für eine PDF-Ausgabe anbieten.
22 Feb 2013
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