| # taz.de -- Trendhund wider die Ästhetik: Mops ist Mode | |
| > Sie sind hässlich, haben Atemprobleme - und dennoch trappeln viele kleine | |
| > Mopspfoten durch die Parks. Warum eigentlich? | |
| Bild: Das Hässlichste, was der Züchter aus dem Urhund herausholen konnte: der… | |
| Nie werde ich verstehen, warum sich jemand einen Mops kauft und sich damit | |
| für einen Begleithund entscheidet, den er auf anständige Weise vierzehn, ja | |
| fünfzehn Jahre nicht wieder loswerden wird. Neben der englischen Bulldogge | |
| erhebt der Mops Anspruch auf den Titel des hässlichsten Hundes, den | |
| Fantasie und Züchterehrgeiz je aus dem Urhund herausgeholt haben. | |
| Warum sich einen Mops zulegen, wenn man für weniger Geld einen herrlichen | |
| Cockerspaniel erwerben kann? Dieser Hund, an Schönheit vielleicht nur vom | |
| Irish Setter übertroffen, hat einen langen, seidigen Behang, der das | |
| Muskelpaket darunter anmutig verhüllt und auch die private parts nicht | |
| öffentlich ausstellt. Dazu topflappengroße Schlappohren, die zum Kraulen | |
| verführen, und einen abgründigen Blick, der als "Hundeblick" zu Recht | |
| kanonisiert ist und bekanntlich Steine erweicht. Aus den genannten Gründen | |
| (weitere auf Anfrage) ist der Cockerspaniel auch noch so fotogen, dass man | |
| sich wirklich Mühe geben muss, nicht nur kitschige Bilder von ihm zu | |
| produzieren! Möpse kann man natürlich auch fotografieren. Aber warum diese | |
| Ansammlung von Fett, einer in Schwarten gefältelten Haut und Glubschaugen | |
| auf kurzen, steifen Beinchen auch noch verewigen? Man kann Mopswelpen | |
| malerisch neben Blumen platzieren, Ansammlungen von Möpsen ins Wasser | |
| stellen oder Großaufnahmen von Schwänzchen machen, die im Idealfall doppelt | |
| geringelt sind und genau auf der Rückenmitte, nicht der Hüfte! - getragen | |
| werden sollen, aber, unverblümt gesprochen, dabei vor allem das Arschloch | |
| zur Besichtigung freigeben. Es ist auch nicht verboten, Close-ups der | |
| Mopsgesichter zu machen, die immer rund, plattnasig, schwarz und faltig | |
| sind und deren Blick Kenner unweigerlich an Sartre erinnert, der an einer | |
| entstellenden Augenkrankheit litt. | |
| Der Mops ist kleiner als der Cockerspaniel und seine Ökobilanz deshalb | |
| vermutlich besser. Als grüner Hund geht er trotzdem nicht durch. Ganz im | |
| Gegenteil! Die Mopszüchter übertreiben es mit der Akzentuierung der äußeren | |
| Merkmale, die jedem Rassehund seine einprägsame, eindrucksvolle Gestalt | |
| geben, offenbar immer noch so, wie es bei anderen Züchtern längst nicht | |
| mehr üblich ist. Das Verdikt der "Qualzucht" hat überall Folgen gehabt. | |
| Rassemerkmale dürfen nicht auf Kosten der Gesundheit der Tiere gehen. | |
| Dagegen soll der Idealmops immer irgendwie quadratisch sein - so hoch wie | |
| lang und breit. Was dazu führt, dass er nicht mal die Andeutung einer | |
| Schnauze hat und keinen Hals. Im Extremfall, der gar nicht selten ist, | |
| atmet der Hund nicht, sondern schnarcht, auch wenn er nicht schläft. Die | |
| Mopsmütter sind mangels Schnauze nicht mal imstande, ihre Babys aus der | |
| Fruchtblase zu befreien. In den prinzipiell rassetypischen, in der Tiefe | |
| aber überbewerteten Falten des Mopses sammelt sich etwas an, das zu Pusteln | |
| und Schlimmerem führen kann - wenn man das Tier, das so etwas gar nicht | |
| schätzt, nicht täglich gewissenhaft durchputzt. | |
| Der Mops ist ungesund, der Mops ist hässlich und gerade deshalb wieder in | |
| Mode gekommen. Er hat den Jack-Russel-Terrier als angesagten Kleinhund | |
| abgelöst. Der sah zwar aus wie eine Promenadenmischung der unansehnlichsten | |
| Art, ist aber keine. Mit dem Hund machte man ein Statement für den | |
| Naturhund. Wer jetzt einen Mops präferiert, ist dagegen schwul, | |
| exhibitionistisch, adlig oder sonst wie exzentrisch disponiert. Andere | |
| essen verbotenerweise Frösche, diese Menschen wollen sich mit einem Hund | |
| vergnügen, der auch seine Fans nur zum Lachen und Witzemachen animiert und | |
| dessen gezüchtete Hässlichkeit jeder sentimentalen Tierverehrung Hohn | |
| spricht. Darüber, dass der handliche, kurzhaarige und kompakte Hund auch | |
| als Phallussymbol imponiert, gäbe es auch noch einiges zu sagen. Die | |
| meisten Hunde werden ja von Frauen wenn nicht gehalten, dann doch täglich | |
| betreut. Was sagt uns das über das Verhältnis der Möpse und Cockerspaniels, | |
| von Natur und Kunst, der Geschlechter überhaupt? | |
| 4 Jan 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Rutschky | |
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