# taz.de -- Todesstrafe in Indonesien: Bali-Attentäter hingerichtet | |
> Ein Erschießungskommando vollstreckt die Todesstrafe gegen drei radikale | |
> Islamisten. Bei dem Anschlag auf der Touristeninsel Bali 2002 waren 202 | |
> Menschen getötet worden. | |
Bild: Die Bali-Bomber: Imam Samudra (links), Mukhlas alias Ali Ghufron und Amro… | |
Es war tiefe Nacht, als das Todesurteil gegen die beiden Brüder Amrozi und | |
Ali Ghufron alias Muhklas sowie Imam Samudra vollstreckt wurde. Ein | |
Erschießungskommando richtete die drei radikalen Islamisten auf der | |
indonesischen Gefängnisinsel Nusakambangan in Zentraljava hin. Anschließend | |
wurden die Leichen per Hubschrauber in ihre Heimatdörfer geflogen. Dort | |
warteten hunderte Sympathisanten. Im ostjavanischen Tenggulun skandierten | |
Teilnehmer des Begräbnisses von Amrozi und Ali Ghufron "Willkommen zu | |
Hause, Helden". Im westjavanischen Serang verlas die Witwe Samudras einen | |
offenen Brief: "Wir hoffen, Allah gibt ihnen das Beste." Laut Augenzeugen | |
schworen die radikalen Islamisten Rache für den Tod der drei Bali-Bomber. | |
Auch kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. | |
Die Männer im Alter zwischen 38 und 48 Jahren galten als Mitglieder des | |
regionalen Terrornetzwerkes "Jemaah Islamiyah" (JI). 2003 waren sie für | |
ihre Beteiligung an den Anschlägen auf Indonesiens Ferieninsel Bali | |
schuldig gesprochen worden. Im Oktober 2002 waren 202 Menschen ermordet | |
worden, darunter 88 Australier, 38 Indonesier und 6 Deutsche. Die | |
mehrheitlich moderaten Muslime des Landes hatten die Anschläge scharf | |
verurteilt. Die drei Bali-Bomber hingegen hatten keine Reue gezeigt. Sie | |
erklärten, sie hätten den Tod von Muslimen in Afghanistan und in anderen | |
US-geführten Kriegen rächen wollen. | |
Wiederholt waren die Hinrichtungen der drei Verurteilten verschoben worden. | |
Deren Anwälte hatten gegen das Urteil immer wieder Berufung eingelegt. Auch | |
Australien hatte sich gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Viele Angehörige | |
erklärten, die Hinrichtungen änderten nichts an ihrer Trauer. | |
Für die rasche Ergreifung der Bali-Bomber hatte Indonesien international | |
viel Lob erhalten. Unterstützt wurden die indonesischen Behörden dabei von | |
australischen Ermittlern. Allerdings galt das anschließende juristische | |
Prozedere zunächst als fragwürdig. Denn die Todesurteile gegen die Täter | |
gehen auf Antiterrorgesetze zurück, die Indonesiens damalige Präsidentin | |
Megawati Sukarnoputri per Eilverfahren kurz nach den Bali-Anschlägen | |
erlassen hatte. | |
Zuvor hatte das Inselreich geleugnet, überhaupt ein Terrorproblem zu haben. | |
Daher hatte es Indonesien nach Ansicht von Sidney Jones, | |
Terrorismusexpertin der International Crisis Group, auch lange versäumt, | |
die Jemaah Islamiyah eindeutig als Drahtzieherin von Anschlägen zu | |
benennen. | |
Auf das Konto der JI gehen zudem die Attentate auf das Marriott-Hotel in | |
Jakarta 2003 sowie auf die dortige australische Botschaft 2004. Derzeit | |
gilt das Terrornetzwerk als stark geschwächt - vor allem seit der | |
Verhaftung des damaligen JI-Führers Riduan Isamuddin alias Hambali 2003 in | |
Thailand und dem Tod des Bombenbauers Azahari bin Husin 2005. | |
Dass die JI in der Lage ist, als Rache auf die Hinrichtung der Bali-Bomber | |
große Anschläge auszuführen, bezweifelt Jones: "Die JI ist jetzt | |
interessiert, die Organisation wieder aufzubauen." Was aber künftige | |
Gefahren nicht bannt. Das Netzwerk ist dabei, eine neue Generation | |
potenzieller Attentäter heranzuzüchten. Ein führender Kopf ist flüchtig: | |
Noordin Mohammed Top, dem der hingerichtete Bali-Attentäter Ali Ghufron | |
nahegestanden haben soll. | |
10 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Nikola Glass | |
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