# taz.de -- Terror-Prozess in Österreich: Vier Jahre Haft für Islamisten | |
> Der 22-jährige Hauptangeklagte ist für schuldig befunden worden, Mitglied | |
> von al Qaida zu sein und deren Ziele propagagandistisch unterstützt zu | |
> haben. Er bestreitet dies. | |
Bild: Mohammed Mahmoud bestreitet jedwede Unterstützung für Terrorakte. | |
WIEN taz Vier Jahre Haft für den Hauptangeklagten, lautet das Urteil im | |
ersten österreichischen Prozeß gegen islamistischen Terror. Mohammed | |
Mahmoud, 22, wurde am Mittwoch von den Geschworenen für schuldig befunden, | |
ein an die österreichische und deutsche Regierung gerichtetes Drohvideo | |
angefertigt und ins Netz gestellt zu haben. Außerdem soll er Mitglied der | |
al Qaida gewesen sein und deren terroristische Ziele propagandistisch | |
unterstützt haben. Mahmouds 21jährige Ehefrau Mona S., der nur | |
unterstützende Übersetzertätigkeiten vorgeworfen wurden, kam mit 22 Monaten | |
davon. Sechs Monate haben die beiden bereits in Untersuchungshaft | |
abgesessen. | |
Obwohl der Schuldspruch der Laienrichter sich auf alle Anklagepunkte bezog | |
und in einigen Punkten einstimmig erfolgte, schöpfte Richter Norbert | |
Gerstberger das Strafmaß von maximal zehn Jahren nicht aus. Er hielt den | |
Angeklagten ihre Jugend zugute. Der Paragraph 278b "Terroristische | |
Vereinigung" des Strafgesetzbuches wurde erst vor sechs Jahren als | |
Konsequenz aus den Anschlägen vom 11. September geschaffen und erstmals | |
angewandt. Er sieht vor, dass jemand schon für seine bloße Mitgliedschaft | |
in einer Terrorzelle verurteilt werden kann. Beteiligung an konkreten | |
Terrorakten ist für einen Schuldspruch nicht erforderlich. | |
Der Indizienprozeß vor dem Wiener Straflandesgericht war streckenweise | |
turbulent verlaufen. Am Anfang hatte der Richter Mona S. aus dem Saal | |
gewiesen, weil sie sich weigerte, ihren Ganzkörperschleier abzulegen. Sie | |
berief sich dabei auf ihre religiöse Überzeugung. Ihre Aussage durfte sie | |
nur schriftlich machen, da sie bis zuletzt auf der Verschleierung beharrte. | |
Der Österreicher ägyptischer Herkunft, dessen Vollbart um die fülligen | |
Backen noch recht schütter wirkt, rastete mehrmals aus und beschimpfte das | |
Gericht, sich als Lakai des US-Imperialismus herzugeben. Er bestritt nicht, | |
der sogenannten Globalen Islamischen Medienfront (GIMF) anzugehören, wies | |
aber jede Unterstützung für Terrorakte zurück. Die Geschworenen bekamen ein | |
Video gezeigt, das der Angeklagte ins Netz gestellt und auf seiner | |
Festplatte abgespeichert hatte. Darauf wird die Enthauptung von Geiseln | |
durch islamistische Kidnapper gezeigt. | |
Belege für ihre Anklage konnte die Staatsanwaltschaft reichlich vorlegen. | |
Denn die Polizei hatte Monate vor der Festnahme des Paares im vergangenen | |
September eine spezielle Spionagesoftware im Computer des Verdächtigen | |
installiert. Einwände von Verteidiger Lennart Binder, dieser Eingriff sei | |
illegal erfolgt, daher sei das Beweismaterial zu vernichten, wies der | |
Richter zurück: "Die Überwachung des Email- und Internetverkehrs ist in | |
rechtlich einwandfreier Weise erfolgt". | |
Das Drohvideo, auf dem die Regierungen von Österreich und Deutschland | |
aufgefordert werden, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen, hatte die | |
Polizei zum verbalradikalen recher der "Islamischen Jugend Österreichs" | |
geführt. Mahmoud, der sich vor Schulkameraden gerne seiner Kontakte zu al | |
Qaida rühmte, war vor einigen Jahren auf eigene Faust Richtung Pakistan | |
aufgebrochen. In der Schule erzählte er später, die Taliban hätten ihn dort | |
einer Gehirnwäsche unterziehen wollen. In einer | |
Internet-Verteidigungsschrift behauptete er, er sei nur bis in den Iran | |
gekommen und dann zurückgeschickt worden. Von Aufrufen zur Tötung von | |
Ungläubigen distanzierte er sich vor Gericht mehrmals und ausdrücklich. | |
Auch seine Frau wies in ihrer schriftlichen Stellungnahme auf den | |
friedlichen Charakter ihrer Arbeit hin: "Wir waren der Meinung, man sollte | |
nicht einseitig von den USA informiert werden. Unser Ziel war es, eine | |
Dienstleistung anzubieten". Ihre Aufgabe sei es gewesen, Kommuniques von | |
"Widerstandsgruppen" aus dem Irak und Tschetschenien zu übersetzen. | |
Der Verteidiger hat angedeutet, er werde Berufung und | |
Nichtigkeitsbeschwerde einlegen. Das Urteil ist daher noch nicht | |
rechtskräftig. | |
13 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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