# taz.de -- Streik bei der Deutschen Post: Kampf mit harten Bandagen | |
> Die Forderungen der Postbeschäftigten sind nicht zuletzt angesichts der | |
> hohen Gewinne gerechtfertigt. Leicht werden sie ihr Ziel nicht | |
> durchsetzen. | |
Bild: Kundgebung vor der ver.di – Zentrale während eines ganztägigen Warnst… | |
Das Ergebnis der Urabstimmung bei der Deutschen Post ist keine | |
Überraschung. Dass eine deutliche Mehrheit der gewerkschaftlich | |
organisierten Postbeschäftigten gegen das Arbeitgeberangebot gestimmt hat, | |
war angesichts des Agierens des Postvorstands geradezu eine | |
Zwangsläufigkeit. Wen sollte es verwundern, dass es für Empörung sorgt, | |
wenn ein Konzern einerseits [1][Rekordumsätze] und -gewinne verkündet, | |
andererseits den Beschäftigten mit Outsourcing droht, also dem Abbau von | |
Arbeitsplätzen, wenn sie sich nicht genügsam genug geben? | |
Keine Frage, die Forderung von [2][Verdi nach einer Lohnerhöhung von 15 | |
Prozent] in diesem Jahr ist alles andere als bescheiden. Dahinter bleibt | |
das Postangebot weit zurück. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass | |
rund 87 Prozent der etwa 160.000 Postbeschäftigten auf ein | |
Monatsgrundentgelt von gerade einmal 2.108 bis 3.090 Euro brutto kommen. | |
Hier geht es also nicht um Spitzenverdiener:innen, sondern um Menschen, die | |
die deutlich gestiegenen Lebenshaltungskosten mit voller Wucht treffen. a | |
erscheint es kaum vermessen, wenn der einstige Staatskonzern wenigstens | |
einen Teil seines Gewinns in sie investieren würde. Rund eine Milliarde | |
Euro jährlich würde die Erfüllung der Verdi-Forderung kosten. | |
Das ist nicht wenig, erscheint bei einem erwarteten Jahresgewinn von 6 bis | |
7 Milliarden Euro jedoch durchaus verkraftbar. Selbst wenn man nur das | |
Deutschlandgeschäft der Post betrachtet, bliebe noch ein Überschuss. Die | |
Verdi-Forderung ist daher nicht verkehrt, aber sie ist riskant. Ebenso wie | |
der [3][unbefristete Streik], der nun bevorsteht. Einerseits ist die | |
Erwartungshaltung der Beschäftigten hoch. Andererseits steht der | |
Gewerkschaft ein Arbeitgeber gegenüber, der mit harten Bandagen zu kämpfen | |
weiß. | |
In der Vergangenheit hat die Konzernführung um den scheidenden | |
Vorstandsvorsitzenden Frank Appel, dessen Jahressalär die 10,5 Millionen | |
Euro überschreitet, jedenfalls keinen Zweifel daran gelassen, dass für sie | |
Aktionärsinteressen und eigene Boni absolute Priorität haben. Wie weit wird | |
der Atem von Verdi reichen? | |
9 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dpdhl.com/de/presse/pressemitteilungen/2022/geschaeftsjahr-2021… | |
[2] /Arbeitskampf-bei-der-Post/!5911777 | |
[3] /Weitere-Warnstreiks-bei-der-Post/!5914372 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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