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# taz.de -- Stiftung zum Erhalt des Gestapogeländes
> ■ Ausstellung »Topographie des Terrors« wiedereröffnet/ Noch im Januar
> Gründung der lang geforderten Stiftung zum Erhalt des »Ortes der Täter«?
Kreuzberg. Nach fast zweijähriger Untätigkeit des Senats soll nun Ende
dieses Monats die lange geforderte Stiftung zum Erhalt und Ausbau des
Gestapo-Geländes am Martin-Gropius-Bau gegründet werden. Das wurde am Rande
der vorgestern abend wiedereröffneten Ausstellung Topographie des Terrors
in dem 1987 ausgegrabenen Küchentrakt neben dem ehemaligen Gestapo-
»Hausgefängnis« bekannt.
Der Historiker und Ausstellungsleiter Reinhard Rürup war Vorsitzender der
Fachkommission, die im Jahre 1989 im Auftrag des Senats und des
Abgeordnetenhauses Vorschläge zur Gestaltung jenes Geländes erarbeitete,
auf dem sich wie nirgendwo sonst die Macht- und Terrorzentralen des Dritten
Reiches konzentriert hatten. Hier befand sich die Gestapo-Zentrale, das
SS-Hauptamt, der Sicherheitsdienst der SS und das
Reichssicherheitshauptamt, hier standen die Schreibtische Himmlers und
Heydrichs, hier wurde der Völkermord organisiert.
Doch in der Nachkriegszeit wurden die Gebäude abgerissen und die
Geschichtsspuren auf dem »Ort der Täter« (Rürup) planiert, später
mißbrauchten eine Bauschuttfirma und ein Autodrom die Brachfläche, bis
verschiedene Initiativen ein neues gesellschaftliches Nachdenken über die
Zukunft des historisch aufgeladenen Geländes erzwangen.
1987 wurde die Topographie des Terrors im Rahmen der 750-Jahr- Feier
Berlins in einer provisorischen Halle eröffnet, und die Kommission schlug
in ihrem Abschlußbericht vom März 1990 vor, sie zu einer Dauerausstellung
umzuwandeln, die Ausgrabungen auf dem Gelände zu sichern und an seinem Rand
ein Besucherzentrum mit Dokumentenraum und einer internationalen
Begegnungsstätte zu errichten. Träger sollte, damit es möglichst schnell
ginge, eine GmbH werden. Aber nichts ging schnell: Im Chaos der deutschen
Vereinigung blieb der Kommissionsplan zwei Jahre lang liegen. Sie setzte
den Senat dem Verdacht des Verdrängens und das Gelände der Verrottung aus.
Doch nun zeigt sich Marie-Luise Waga von der Senatsverwaltung für Kultur
optimistisch, daß eine »unselbständige Stiftung« mit dem vorläufigen Titel
Topographie des Terrors — internationale Dokumentations- und
Begegnungsstätte als Trägerin noch in diesem Monat gegründet werden kann.
Die Bundesregierung soll dabei von Anfang an beteiligt werden und die
Hälfte der Ausbaukosten von 23 Millionen Mark übernehmen. Die Verhandlungen
sind jedoch noch nicht abgeschlossen. Im Vorstand des Stiftungsrates sollen
zukünftig neben den Staatsvertretern auch zwei Personen aus dem Spektrum
unabhängiger Geschichtsinitiativen sitzen.
Die »Initiative zur Erhaltung des Gestapo-Geländes« und andere Gruppen, die
zur Rettung dieses historischen Bodens beitrugen, zeigten sich auf einer
Podiumsdiskussion damit jedoch unzufrieden. Sie hatten gefordert, die
Hälfte des Stiftungsrates stellen zu können. Das aber sei rechtlich
unmöglich, so Frau Waga. Noch wichtiger war den Diskutanten, darunter der
SPD-Bundestagsabgeordnete Freimut Duve und der 'Wochenpost‘-Chefredakteur
Matthias Greffrath, daß die Brachfläche »inmitten von Boomtown und
Regierungsviertel« als »Ort der Verstörung« und »offene Wunde« erhalten
bleibe. Rürup zeigte sich hier ganz optimistisch, doch Greffrath wollte
»fast schon eine Wette eingehen, daß hier in 30 Jahren drei Hochhäuser
stehen.« Ute Scheub
11 Jan 1992
## AUTOREN
ute scheub
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