# taz.de -- Staatsratsgebäude wird Leerstelle | |
> Gerhard Schröder zieht im Frühjahr 2001 ins neue Bundeskanzleramt. Dann | |
> steht der einstige Sitz der DDR-Staatsführung am Schlossplatz leer. Bund | |
> und Land haben keine Nutzungspläne. Denkmalschützer fürchten erneute | |
> Debatte über einen Abriss | |
von ROLF LAUTENSCHLÄGER | |
Wenige Monate vor dem Umzug von Gerhard Schröder in das neue | |
Bundeskanzleramt am Spreebogen liegt noch kein Konzept zur Nachnutzung des | |
Staatsratsgebäudes am Schlossplatz auf dem Tisch. Weder der Bund noch das | |
Land haben sich Gedanken über die Zukunft des Hauses gemacht. Zugleich | |
mahnen Denkmalschützer eine Entscheidung an, gab es in der Vergangenheit | |
doch ernsthafte Bestrebungen, den einstigen Sitz der DDR-Staatsführung zu | |
beseitigen. Seit 1998 residieren dort Bundeskanzler Schröder und das | |
Kabinett. Schröder will im Frühjahr 2001 in den neuen Amtssitz am Reichstag | |
übersiedeln. | |
Nach Ansicht von Bundesbauminister Reinhard Klimmt (SPD) gibt es derzeit | |
keine konkreten Vorstellungen, wie der Staatsrat weiter genutzt werden | |
könnte. Es sei „noch nicht diskutiert worden“, wer nach Schröder in das | |
Haus ziehen soll. Unklar sei auch, ob dort eine staatliche, öffentliche | |
oder private Nutzung vorgesehen sei, erklärte Klimmt. Wann der Bund, dem | |
das Gebäude gehört, über die Zukunft des Staatsrats beraten will, ließ | |
Klimmt offen. Klar ist nur, dass er selbst das Haus nicht mehr als | |
Dienstsitz in Betracht zieht. Der frühere Bauminister Klaus Töpfer (CDU) | |
hatte dies angeregt und dort die Stelle des Umzugsbeauftragten | |
eingerichtet. Bund und Land hatten das Haus öffentlich zugänglich gemacht | |
und bis 1998 für Ausstellungen, Tagungen und Konferenzen genutzt. Im großen | |
Foyer etwa waren das Stadtmodell und Pläne zur Stadtentwicklung ausgestellt | |
worden. In den früheren Räumen des Staatsrats tagte das Stadtforum und | |
wurden Bauwettbewerbe – wie der zum Holocaust-Mahnmal – vorgestellt. | |
Auch beim Land Berlin existiert keine Idee, welche Rolle der Staatsrat etwa | |
im Rahmen der zukünftigen Schlossplatz-Nutzung spielen könnte. Bausenator | |
Peter Strieder (SPD) zur taz: „Wir sind nicht der Eigentümer.“ Er glaube | |
nicht, dass der Bund angesichts der Spitzenlage in der Stadtmitte bereit | |
wäre „darauf zu verzichten“. Bis auf den Witz „Der Bund soll das Gebäude | |
Berlin schenken“ blieb Strieder eigene Vorschläge schuldig. | |
Weniger witzig finden das Mitglieder des Landesdenkmalamtes. Frank Hesse, | |
Leiter der Abteilung Baudenkmale, hat bereits mehrfach auf Konzepte zur | |
langfristigen Nutzung des Gebäudes gedrängt, damit sich eine Situation wie | |
Anfang der 90er-Jahre nicht wiederholt. Damals wurde im Senat sowie in Bonn | |
erwogen, die ungeliebte sozialistische Architektur abzureißen. | |
Die Lücke im Nutzungskonzept brachte bereits ungebetene Bewerber auf den | |
Plan. Der Bund der Vertriebenen erwartet von der Bundesregierung die | |
Bereitstellung eines repräsentativen Gebäudes in zentraler Lage für sein | |
umstrittenes „Zentrum gegen Vertreibung“. | |
14 Nov 2000 | |
## AUTOREN | |
ROLF LAUTENSCHLÄGER | |
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