# taz.de -- Spaß im Super-8-Format | |
> ■ Vergnügen für fünf Mark: Die "Aktions Galerie" zeigt selbstgemachte, | |
> von Bekannten produzierte oder auf Flohmärkten gefundene Super-8-Filme - | |
> bei Bowle und Fischsuppe | |
Der Projektor knattert laut, das Bild ist unscharf, verwackelt, die Farben | |
flackern. Das Publikum der kleinen „Aktions Galerie“ in Mitte amüsiert sich | |
trotzdem köstlich, denn über die Leinwand flimmert der Super-8-Film | |
„Weltjugendfestspiele in Berlin 1973“. Orchestermusiker schlagen in | |
schönstem Ost-Chic der 70er voller Elan Becken zusammen. Dazu dröhnt aus | |
einem Kassettenrecorder Roy Orbisons „Pretty Woman“. | |
„Super-8-Filme sind für alle unabhängigen, freiheitsliebenden Pleitegeier�… | |
sagt Ramona Welsh von den „Freien Berliner Ischen“ (FBI), die den Abend | |
organisieren. Egal ob selbstgemacht, von Bekannten produziert, im | |
Getränkemarkt gefunden oder auf Flohmärkten entdeckt: Hauptsache, die | |
Streifen sind mit dem relativ preiswerten Super-8-Filmmaterial gedreht. | |
Um die drei FBI-Frauen hat sich mittlerweile ein kleiner Fanclub gebildet. | |
Seit über einem Jahr führen sie Filme vor. „Es kommen immer mehr Leute – | |
wir sind zu einer richtigen Institution geworden“, sagt Dagi Brundert | |
stolz. Schon etwa 150 Personen zähle die Fankartei, diese Leute werden mit | |
persönlichen Einladungen versorgt. | |
Langweilig wird das Super-8- Programm nicht, denn die Frauen lassen sich | |
jeden Monat ein anderes Thema für zwei Abende einfallen. Dazu kochen oder | |
backen sie für ihre Gäste: „Es gab Rosenbowle zum Liebesprogramm, | |
Kokos-Fischsuppe zum Fischprogramm, und bei der Italo-Nacht haben wir | |
Neapolitaner-Schnitten ausgeteilt“, erzählt Dagi Brundert. | |
Überhaupt handelt es sich um eine ziemlich untypische Kinonacht. Das | |
Publikum kommentiert lauthals, trinkt, ißt und raucht. Pro Film braucht man | |
sich nicht länger als zehn Minuten zu konzentrieren, außerdem entstehen | |
immer wieder längere Pausen, denn die Filmrollen müssen gewechselt werden. | |
„Wir sind ganz nah bei den Leuten“, sagt Pamela Homann. Und Dagi erklärt: | |
„Es ist nicht unser Ding, eine Veranstaltung zu machen, mit der man Geld | |
verdienen kann.“ Deshalb gehören die FBI- Abende zu den wenigen billigen | |
Vergnügen in der Stadt, nur fünf Mark kostet der Eintritt. | |
Die FBI-Frauen veräppeln gern sich selbst und das Publikum. So werden | |
3-D-Brillen ausgeteilt: Damit könne man Ufos vom Empire State Building aus | |
beobachten. Eine grüne Folie wird vor den Filmprojektor gehalten und ein | |
Plastikkreisel ins Publikum geworfen. Der folgende Film „Empire State | |
Building“ ist nicht länger als zwei Minuten. | |
Seit sieben Jahren drehen die Frauen unabhängig ihre eigenen kleinen Filme. | |
Alles natürlich auf Super 8, weil es so billig ist und jeder dabei in | |
seiner eigenen Sprache sprechen kann, meinen sie. Die Veranstaltung trage | |
sich, trotzdem könne man davon nicht leben. „Die Hälfte des Geldes geht für | |
das Verschicken der Einladungen drauf“, lacht Dagi. Nur fünfzig Personen | |
passen in den kleinen Keller der Galerie, wer nicht rechtzeitig kommt, wird | |
wieder weggeschickt. Nicola Jentzsch/dpa | |
14 Nov 1995 | |
## AUTOREN | |
Nicola Jentzsch | |
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