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# taz.de -- Spanien leidet unter Wassermangel
> Die landesweiten Reserven sind auf 59 Prozent gesunken. Dabei steht die
> eigentliche Trockenperiode erst noch bevor
MADRID taz ■ Die Sommerferiensaison hat erst begonnen. Und schon sitzt
Spanien auf dem Trockenen. Seit Herbst 2004 hat es nur halb so viel
geregnet wie in anderen Jahren. Die Folge: Die Wasserreserven sind
mittlerweile auf einen Stand von 59 Prozent gesunken – noch bevor die
eigentliche Trockenperiode so richtig angefangen hat. In der Hälfte des
Landes herrscht bereits Wassernotstand.
In sieben autonomen Regionen muss die Bewässerung der Landwirtschaft schon
rationiert werden. In der Provinz Huesca, am Fuße der Pyrenäen, werden
bereits jetzt 200 Dörfer mit Tanklastern versorgt. Die Becken der
öffentlichen Schwimmbäder bleiben trotz Hitze leer.
Im Südosten Spaniens, in Alicante und der beliebten Strandregion Costa
Blanca sieht es nicht viel besser aus. Um dort den Konsum der Touristen
zumindest bis September zu sichern, wurden bereits die Strandduschen
abgeschaltet. Drastischere Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen, die Vorräte
sind auf 21 Prozent gesunken.
Nachbarregionen, die noch nicht so stark unter der Dürre leiden, wollen nur
ungern von ihrem Nass abgeben. Wassertransfer für Landwirtschaft und
Tourismus sei Reichtumstransfer, heißt es. Die Medien prophezeien bereits
einen „Wasserkrieg“.
„Wir befinden uns im trockensten Jahr seit 1947“, erklärt die
sozialistische Umweltministerin Cristina Narbona. Sie hat nur wenig
Hoffnung, dass es im kommenden Herbst wieder ausreichend regnen wird.
Spanien stehe vermutlich vor eine langen „harten Trockenperiode“, wie sie
auf der Iberischen Halbinsel periodisch auftritt. Die letzte Trockenheit
dauerte fünf Jahre – von 1990 bis 1995. Damals mussten unter anderem die
Ferieninsel Mallorca und die südspanische Stadt Cádiz mit Wasserschiffen
versorgt werden.
Diesmal könnte es schlimmer kommen. Denn der Verbrauch ist gestiegen.
Allerorts wurden Siedlungen mit Einfamilienhäusern errichtet. Die
neureichen Spanier gießen ihren Rasen und füllen ihre Privatpools mit dem
kostbaren Trinkwasser. In der Hauptstadt zeigt man sich ähnlich arglos. Die
Region rund um die Hauptstadt Madrid hat nur noch Wasser für ein Jahr.
Dennoch werden weiterhin die 18 Golfplätze der Region bewässert. Sie
verbrauchen so viel Wasser wie eine Stadt mit 100.000 Einwohnern –
Industrie und Parks mit inbegriffen. 32 weitere Golfplätze sind geplant.
Die wirtschaftlichen Folgen zeichnen sich bereits jetzt ab. Als Folge der
Dürre nehmen überall im Land die Waldbrände zu. Allein am vergangenen
Wochenende waren es in der Region rund um Barcelona dreizehn. Tausende von
Hektar fielen in wenigen Stunden den Flammen zum Opfer. Auch die
Landwirtschaft leidet unter der Trockenheit. So ging zum Beispiel die
Getreideernte um über 40 Prozent zurück. Die Viehzüchter müssen mangels
Weiden auf teures Trockenfutter umsteigen.
Auch für die Stromversorgung sehen Experten schwierige Zeiten. Der
Verbrauch erreicht Spitzenwerte: Noch nie gab es in Spanien so viele
private Klimaanlagen wie heute. Alleine die, die im letzten Jahr
installiert wurden, brauchen den Strom zweier AKWs, die Nachfrage reißt
nicht ab. Die Installateure sind bis Herbst ausgebucht. Und das nicht ohne
Grund: Diesen Sommer soll die Durchschnittstemperatur im Vergleich zu 2004
um zwei Grad ansteigen. Vor allem nachts sei dies der Fall, erklären
Wissenschaftler und machen dafür den globalen Klimawechsel verantwortlich.
REINER WANDLER
27 Jun 2005
## AUTOREN
REINER WANDLER
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