# taz.de -- Senat macht Oberbillwerder zur Chefsache | |
> Weil sich der Bezirk Bergedorf gegen den neuen Stadtteil sperrt, plant | |
> der Senat jetzt selbst | |
Der Hamburger Senat zieht die Verantwortung für den neuen Stadtteil | |
Oberbillwerder an sich. Der rot-grüne Senat begründete diesen Schritt in | |
einer Pressemitteilung mit der herausragenden Bedeutung des Stadtteils. Da | |
insbesondere die Schaffung des Planrechts von übergeordnetem | |
gesamtstädtischem Interesse sei, solle das bisher im Bezirksamt Bergedorf | |
durchgeführte Bebauungsplanverfahren für die Entwicklung und Erschließung | |
von Oberbillwerder in die direkte Verantwortung des Senats genommen werden. | |
Die neue Mehrheit in der Bergedorfer Bezirksversammlung ist gegen das | |
Vorhaben. CDU, Linke und AfD lehnen das Projekt ab. Das Vorgehen des Senats | |
stößt daher auf Kritik bei den drei Parteien. Oberbillwerder soll der 105. | |
Stadtteil der Hansestadt werden. | |
In dem 118 Hektar großen Gebiet westlich von Bergedorf und nördlich von | |
Allermöhe sollen 6.000 bis 7.000 Wohnungen entstehen, dazu 4.000 bis 5.000 | |
Arbeitsplätze. | |
Der Senat wolle Oberbillwerder gegen den Wählerwillen durchdrücken, sagte | |
der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete aus Bergedorf, Dennis Gladiator. „Alle | |
Bergedorfer Parteien hatten sich bei der Bezirkswahl mit einer klaren | |
Aussage zu Oberbillwerder positioniert und das Wahlergebnis ergab eine | |
Mehrheit gegen Oberbillwerder.“ Der Anstand hätte es seiner Ansicht nach | |
geboten, die Bezirksversammlung über den B-Plan-Entwurf abstimmen zu lassen | |
und bei einer Ablehnung die Pläne der neu zu wählenden Bürgerschaft | |
vorzulegen. | |
## Senat weist Kritik zurück | |
Der stellvertretende AfD-Fraktionschef Alexander Wolf betonte, die | |
Bergedorfer lehnten aus guten Gründen „diesen völlig überdimensionierten | |
hochverdichteten Satelliten-Stadtteil mit 6.500 Bewohnern auf über 100 | |
Hektar ab“. Der Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch (Linksfraktion) | |
monierte, „der Senat weiß sich nur noch mit der autokratischen Keule der | |
Evokation zu helfen, nachdem er es in den vergangenen acht Jahren nicht | |
geschafft hat, ökologische und auch wohnungspolitische Bedenken gegen | |
Oberbillwerder auszuräumen“. | |
Dem Senat ist eigenen Angaben zufolge grundsätzlich die sogenannte | |
Evokation vorbehalten, also das Recht, bezirkliche Belange wegen ihrer | |
Bedeutung für die gesamte Stadt an sich zu ziehen. Dirk Kienscherf, | |
Vorsitzender der SPD-Fraktion, wies die Kritik zurück: „Wer auf Landesebene | |
Wohnungsbau fordert, darf sich im Bezirk bei wegweisenden Projekten nicht | |
querstellen.“ | |
An wenigen Orten wie der Hafencity, dem Grasbrook, der Science City | |
Bahrenfeld und Oberbillwerder bietet sich den Angaben zufolge noch die | |
Chance, Hamburg großflächig und zusammenhängend in ganzen Siedlungen zu | |
erweitern. Der neue Stadtteil gilt als ein wichtiger Baustein für die | |
Selbstverpflichtung der Hansestadt, angesichts knappen Wohnraums und | |
steigender Einwohnerzahl Jahr für Jahr 10.000 neue Wohnungen zu bauen. | |
(dpa) | |
17 Oct 2024 | |
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