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# taz.de -- Schlag gegen die Mafia Capitale
> ITALIEN Bei einer neuen Großrazzia nimmt die Polizei in Rom 44 Personen
> in Haft. Sie gehören zu einem städtischen Kartell aus Unter-, Ober- und
> Halbwelt
AUS ROM MICHAEL BRAUN
Die Justiz hat am Donnerstagmorgen zum zweiten Schlag gegen die „Mafia
Capitale“ in Rom ausgeholt. Die Polizei nahm 44 Personen fest, die zum Ring
aus rechtsextremistischen Verbrechern, linken Genossenschaftsbossen,
Politikern und Verwaltungsangestellten gehören. Insgesamt fünf Stadträte
Roms, unter ihnen der frühere Dezernent fürs Wohnungswesen der Stadt und
der frühere Präsident des Stadtrats, befinden sich unter den
Festgenommenen. Die Vorwürfe gegen das Kartell aus Unter-, Ober- und
Halbwelt lauten auf Bildung einer mafiösen Vereinigung, Bestechung,
Manipulation öffentlicher Auftragsvergaben und Unterschlagung.
Das Mafia-Capitale-Netzwerk hatte einen ersten Schlag im Dezember 2014
erhalten; damals wurden 37 Personen verhaftet, unter ihnen der
rechtsextreme Massimo Carminati, seit Jahrzehnten eine Größe in Roms
Unterwelt, und der von der Linken kommende Salvatore Buzzi, Chef eines
Genossenschaftskonsortiums. Carminati und Buzzi drehten ein großes Rad vor
allem bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Deren Unterkünfte waren meist
miserabel; so blieb genug Geld – pro Kopf zahlt der Staat 35 Euro täglich
für Unterbringung und Verpflegung –, um einerseits satte Profite
einzustreichen und andererseits Politiker und Verwaltungsmitarbeiter üppig
zu schmieren. So erhielt der am Donnerstag ebenfalls verhaftete Luca
Odevaine, Mitglied der für die Zuweisung der Flüchtlinge zuständigen
zentralen Kommission beim Innenministerium, ein Zweit-„Gehalt“ von zunächst
10.000, dann 20.000 Euro pro Monat. Insgesamt standen dutzende Vertreter
von Politik und Verwaltung auf der Payroll der Mafia Capitale.
Im Visier der Mafia waren öffentliche Aufträge aller Art, von der Pflege
der Grünflächen über den Bau von Radwegen bis zur Strandreinigung in Ostia.
Sobald etwas bei der Auftragsvergabe hakte, brachte Buzzi sein
Geschäftsmodell in Telefonaten mit Politikern immer wieder gern auf den
einen Punkt: „Wenn man eine Kuh melken will, muss man sie ordentlich
füttern.“
Verhaftet wurden jetzt auch der zu Matteo Renzis Partito Democratico (PD)
gehörende Mirko Coratti und dessen persönlicher Sekretär. Coratti war im
Dezember wegen der Ermittlungen als Präsident des Stadtrats zurückgetreten.
Ihm werfen die Staatsanwälte vor, 10.000 Euro einkassiert und eine Zusage
über weitere 150.000 Euro erhalten zu haben. „Den hab ich mir gekauft“,
erklärte Buzzi offen am Telefon. „Ganz Rom“ werde sein krimineller Ring
verspeisen, gab der Genossenschaftschef sich sicher. Auf der Liste der
Verhafteten finden sich in der Tat prominente Vertreter des
Berlusconi-Lagers genauso wie Lokalpolitiker der Regierungspartei PD, die
seit 2013 die Stadt Rom regieren.
5 Jun 2015
## AUTOREN
MICHAEL BRAUN
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