# taz.de -- Ruf nach Prozess gegen Zech | |
> Wo es einen Nehmer gab, muss auch ein Geber gewesen sein, finden Grüne | |
> und SPD. Daher müssten nach dem Urteil gegen Gottfried Zantke nun die | |
> Verantwortlichen des Baukonzerns Zech vor Gericht | |
von Armin Simon | |
Konsequenzen aus dem Urteil gegen den früheren Abteilungsleiter im | |
Bauressort haben gestern die einstigen Vertreter von Grünen und SPD im | |
Untersuchungsausschuss zum Bremer Bauskandal gefordert. Das Landgericht | |
hatte Gottfried Zantke am Freitag wegen Vorteilnahme zu zwei Jahren Haft | |
auf Bewährung verurteilt. „Es liegt ja nahe, dass auch jemand die Vorteile | |
gewährt hat“, sagte Matthias Güldner (Grüne). Die Spiegelverfahren gegen | |
Verantwortliche der Firma Zechbau müssten daher zügig eröffnet werden. | |
„Sonst heißt es wieder: Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man | |
laufen.“ Ähnlich äußerte sich Hermann Kleen (SPD). „Wenn wir einen | |
Vorteilsnehmer haben, dann erwarte ich auch, dass herausgefunden wird, wer | |
der Vorteilsgeber war“, sagte er. Das Urteil gegen Zantke könne dafür | |
„Hinweise geben“. | |
Die Staatsanwaltschaft selbst äußerte sich zurückhaltender. Zwar ermittelt | |
sie seit langem gegen Firmenchef Kurt Zech, die Zech-Prokuristen Jörg | |
Michael Wenau und Heinrich Suling, den früheren Zech-Geschäftsführer | |
Andreas Hundsdörfer und einen weiteren Mitarbeiter des Baukonzerns. Ob | |
daraus je eine Anklage wird, ist allerdings offen. Denn das Landgericht hat | |
Zantke zwar wegen Vorteilsnahme verurteilt, konnte diesem jedoch keine | |
„Unrechtsvereinbarung“ nachweisen – die für das Spiegelverfahren von | |
Vorteil gewesen wäre. „Das macht die Sache schwierig“, sagt Staatsanwalt | |
Volker Dützschhold. Nach altem Recht – wie bei Zantke angewandt – müsste | |
zudem noch in diesem Jahr ein Urteil fallen, um eine Verjährung der | |
Tatvorwürfe zu verhindern. Lediglich nach neuem Recht – dessen Geltung in | |
diesem Fall strittig ist – würde eine Verfahrenseröffnung die Verjährung | |
hemmen. | |
Bereits vor Gericht liegen dagegen die Verfahren gegen den ehemaligen | |
Sportamtsleiter Reinhard Hoffmann, der wie Zantke zur „Nehmerseite“ zählt, | |
sowie – wegen Betruges – gegen Zech, den Geschäftsführer der Baufirma | |
Justus Grosse, Joachim Linnemann, sowie Werder-Geschäftsführer Klaus-Dieter | |
Fischer. Sie sollen mit falschen Angaben Wohnungsbau-Fördergelder | |
erschlichen haben. | |
Nach wie vor uneins sind sich Kleen und Güldner auch nach dem | |
Zantke-Urteil, was die Existenz eines „Systems Zech“ angeht. „Es gibt | |
keinen Sumpf aus Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft“, fasste Kleen die | |
Ergebnisse des Untersuchungsausschusses vor gut vier Jahren zusammen. „Die | |
Verurteilung von Zantke verändert das nicht“, unterstreicht er. Dieser sei | |
ein „Einzelfall“, von einem „Geflecht“ oder Unregelmäßigkeiten bei | |
öffentlichen Baumaßnahmen in den 90ern könne keine Rede sein. | |
Güldner ist da – nach wie vor – ganz anderer Meinung. Aus den Akten seien | |
schon damals „vier Fälle, die genau gleich abgelaufen sind“, ersichtlich | |
geworden – darunter Zantke. „Was wir damals in Ansätzen gesehen haben, hat | |
sich bestätigt.“ Der von den Grünen initiierte Untersuchungsausschuss habe | |
dazu beigetragen, dass sich überhaupt ein Bewusstsein für Korruption in | |
Bremen gebildet habe. Die beim Innenressort angesiedelte | |
Anti-Korruptionsstelle, die gerade ihre Arbeit aufnimmt, müsse prüfen, ob | |
das Urteil „Auswirkungen auf die öffentliche Auftragsvergabe“ haben müsse… | |
etwa für den Zech-Konzern. | |
Dem droht Ärger in der Hotel-Sparte: Die EU-Kommission will bis Ende Juni | |
entscheiden, ob Bremen die Millionen-Subventionen für die fünf | |
Atlantik-Hotels in Bremen und Bremerhaven zurückfordern muss. Geklagt haben | |
die Grünen. | |
5 Apr 2007 | |
## AUTOREN | |
Armin Simon | |
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