# taz.de -- Rechtsextreme in Griechenland: Neonazis unter Auflagen frei | |
> Führende Mitglieder der „Goldenen Morgenröte“ sind bis zum Beginn ihres | |
> Prozesses auf freiem Fuß. Das ist ein Rückschlag im Kampf gegen die | |
> Rechten. | |
Bild: Wieder auf freiem Fuß: Ilias Kasidiakis, mutmaßlicher Anführer der Sch… | |
ATHEN taz | Die Anklage bleibt zwar bestehen: Parteisprecher [1][Ilias | |
Kassidiaris] sowie die Abgeordneten Ilias Panagiotaros und Nikos Michos | |
werden sich vor Gericht wegen „[2][Bildung einer kriminellen Vereinigung]“ | |
verantworten müssen; ihnen droht bis zu zehn Jahre Haft. Bis zur | |
Gerichtsverhandlung kommen sie jedoch frei, wenn auch unter Auflagen: Alle | |
drei dürfen das Land nicht verlassen, zudem musste Kassidiaris eine Kaution | |
von 50.000 Euro hinterlegen. | |
Die drei Angeklagten wurden wohl selbst überrascht von der Entscheidung: | |
Sie verließen das Gerichtsgebäude am Mittwochnachmittag, ohne dass jemand | |
auf sie gewartet hatte und mussten ein Taxi anhalten. | |
Auf dem Nachhauseweg drohten sie den wartenden Journalisten: „Ihr seid | |
kleine Würstchen, wir sprechen uns noch,“ rief der Volksvertreter | |
Panagiotaros den Pressevertretern zu. Kassidiaris, ein ehemaliger | |
Elitesoldat, der laut Staatsanwaltschaft zum Anführer der | |
Nazi-Schlägertruppen aufgestiegen ist, schlug wenig später einen | |
Fotographen und bedrängte den Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters. | |
Völlig überraschend war die Freilassung nicht. Rechtsexperten hatten | |
wiederholt darauf hingewiesen, dass bei Verbrechen, die mit bis zu zehn | |
Jahren Haft bestraft werden, eine Untersuchungshaft in der Regel nur dann | |
verhängt würde, falls Flucht-, Verdunklungs- oder Wiederholungsgefahr | |
bestehe. Dies wurde offenbar im Fall der drei Rechtsextremen verneint. | |
## Jannis Lagos bleibt im Knast | |
Anders bei dem mitangeklagten Abgeordneten Jannis Lagos, der wohl in | |
direkte Verbindung zum [3][gewaltsamen Tod des linken Rappers Pavlos | |
Fyssas] in der Athener Arbeitervorstadt Keratsini Ende September gebracht | |
wird und deshalb weiterhin im Gefängnis bleibt. Eine Schlüsselbedeutung | |
kommt nun dem Auftritt des Parteichefs Nikos Michaloliakos vor dem | |
Haftrichter zu. Sein Verhör war für den späten Mittwochabend geplant. | |
Politiker aller Couleur weisen bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf | |
hin, dass eine Freilassung unter Auflagen kein vorläufiges Urteil bedeutet | |
und nichts an der Anklage ändert. Dennoch bewerten viele in Athen die milde | |
Entscheidung des Haftrichters als einen Rückschlag für die | |
Koalitionsregierung unter Führung des Konservativen Antonis Samaras, der | |
noch vor wenigen Stunden bei einem Besuch in den USA frohlockte, er würde | |
die Rechtsradikalen „zerquetschen“. | |
Der Pressesprecher der Demokratischen Linken Theodoros Margaritis gibt sich | |
nur noch vorsichtig optimistisch: „Gespannt blicken die Demokraten in | |
diesem Land auf den weiteren Verlauf. Offenbar muss man sich da fragen, | |
inwiefern die Anklage ordentlich vorbereitet worden ist,“ erklärte | |
Margaritis im Athener TV-Sender Skai. | |
Für Donnerstag war ein Treffen der Parlamentsfraktion der „Goldenen | |
Morgenröte“ geplant, in dem die vorläufig freigelassenen Rechtsabgeordneten | |
offenbar ihren Auftritt feiern wollten. | |
2 Oct 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Ilias_Kasidiaris | |
[2] /Griechische-Neonazis/!124653/ | |
[3] /Mord-an-Antifa-Musiker-in-Griechenland/!124176/ | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitriou | |
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