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# taz.de -- Proteste gegen Frankreichs Strafvollzug: Schließer blockieren Gef�…
> In Frankreichs protestiert das Gefängnispersonal gegen Präsident Sarkozys
> Politik, die zu mehr Gefangenen und mehr Gefängnissen mit weniger Wärtern
> geführt hat.
Bild: Protestierende Wärter vor einem Gefängnis in Nordfrankreich.
PARIS taz "Wir sind keine Ganoven", schreien die Gefängniswärter, als sie
am Dienstagmorgen von Gendarmen und CRS-Polizisten mit Knüppeln, Tränengas
und Elektroschüssen traktiert werden. Gegen 8 Uhr ist die Zufahrt zu dem
Pariser Gefängnis mit dem irreführenden Namen "La Santé" - die Gesundheit -
wieder vorübergehend frei. Zwei Stunden später erscheinen die
gewerkschaftlichen Sprecher des Gefängnispersonals wütend zur
Verhandlungsrunde im Justizministerium. "Das ist keine
Sozialpartnerschaft", schimpft Céline Verzeletti von der CGT.
"Unerträglich", ergänzt ihr Kollege Christophe Marquès von der Gewerkschaft
FO. Sollte es keine Einigung am Verhandlungstisch geben, wollen die
Gefängniswärter ihre Aktionen am Mittwoch verschärfen.
Mehr Personal und mehr Mittel für die Gefängnisse lautet die Hauptforderung
der seit Montag an vielen Orten Frankreichs Protestierenden. Da
Gefängniswärter legal kein Streikrecht haben, protestieren sie in ihrer
Freizeit vor den Gefängnissen. Am Montag blockierten sie nach
Gewerkschaftsangaben vorübergehend 120 der 194 Gefängnisse, laut
Justizministerium waren es 79. Am Dienstagmorgen werden erneut Dutzende
Gefängnisse blockiert. Gefangenentransporte müssen abgesagt werden. Auf den
Tag genau zwei Jahre nach der Wahl von Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der
elf neue Gefängnisse bauen ließ, aber das Personal reduzierte, erklärt
Haushaltsminister Eric Woerth am Dienstag in Paris: Es gibt keine
zusätzlichen Personalmittel.
Die Misere in Frankreichs Gefängnissen nahm in den vergangenen Jahren
kontinuierlich zu. Sie drückt sich unter anderem in massiver Überbelegung
aus (mehr als 63.000 Gefangene auf 52.000 Plätzen), aber auch in der
Baufälligkeit vieler Gebäude und in hohen Selbstmordquoten bei Gefangenen
und Personal. Die Selbstmorde steigen in einem vergleichbaren Rhythmus zur
Überbelegung der Anstalten. 2008 nahmen sich 115 Insassen das Leben, 2007
waren es 96. Dieses Jahr zählte die Vereinigung Ban public bereits 52
Selbstmorde und suspekte Todesfälle. Zusätzlich dazu zählen die
Gewerkschaften zehn Selbstmorde beim Gefängnispersonal.
Das zählt landesweit 33.000 Personen, darunter 24.000 WärterInnen. Deren
Wut auf steigende Arbeitsbelastungen ist in den vergangenen Monaten
gestiegen. Justizministerin Rachidad Dati hatte zuvor schon die
RichterInnen und AnwältInnen gegen sich aufgebracht.
5 May 2009
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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