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# taz.de -- Porträt Jacob Zuma: Südafrikas neuer Zampano
> Er gibt sich volksnah, aber vergangene Vorwürfe der Korruption und sogar
> einer Vergewaltigung trüben sein Image. Folklore allein wird nicht
> reichen, um Zumas Macht zu festigen.
Bild: Umstritten: Jacob Zuma
Der 66-jährige Jacob Zuma hat die Höhen und Tiefen seiner politischen
Karriere stets singend und tanzend bewältigt. Er ist populär bei den
Massen, schmettert alte Anti-Apartheid-Songs bei seinen Ansprachen und
bewegt sich im Tanzschritt seines Stamms, der Zulus, zum johlenden Applaus
seiner Anhänger. Die können sich mit ihm eher identifizieren als mit dem
elitären Thabo Mbeki, der staatsmännisch auftritt und nur selten bei
Besuchen in ländlichen Gebieten den Puls der Basis fühlt. Doch Zuma hat da
ohnehin einen meilenweiten Vorsprung. Denn Südafrikas armen und trotz
schwarzer Regierung immer noch unterprivilegierten Massen glauben an Zuma,
der ihnen ein besseres Leben verspricht, ohne eine konkrete Lösung für die
enormen soziale Probleme zu formulieren.
Der leutselige und populistische Zuma steht seit Jahren unter
Korruptionsvorwürfen. Mehrere Prozesse hat er gewonnen, wenngleich meist
aus verfahrensrechtlichen Gründen. Ein Korruptionsvorwurf kostete ihn 2005
den Posten als Vizepräsident, doch mit seiner Wahl im Dezember 2007 zum
Präsidenten ANC kam erneut der Durchbruch auf dem Weg an die Spitze. Auch
einen Vergewaltigungsskandal hat er überstanden. Vor zwei Jahren wurde er
vom Vorwurf freigesprochen, eine an HIV erkrankte Bekannte vergewaltigt zu
haben. Zuma hatte vor Gericht erklärt, es habe sich um Sex in
beiderseitigem Einvernehmen gehandelt. Doch trotz des Freispruchs wurden
Zweifel an seinem Urteilsvermögen laut, unter anderem weil er vor Gericht
erzählte, die Frau habe ihre Bereitschaft zum Sex durch die Art gezeigt,
wie sie sich kleidete. Außerdem gab er zu Protokoll, er habe nach dem Sex
geduscht, um sich vor Aids zu schützen.
Doch Zuma ist ein mit allen Wassern gewaschener Politiker und deshalb
erfahren genug, um zu wissen, dass er sich nicht nur auf seine Basis
verlassen kann, sondern darüber hinaus Unterstützung braucht.
So wird er zwar auch in Zukunft als Präsident mit seiner sonoren Bassstimme
vor seinen schwarzen Gefolgsleuten das Lied aus der Apartheid-Ära
anstimmen, das zu seinem Markenzeichen wurde: "Bring me my machine gun".
Doch mit der Folklore allein wird er die Politik Südafrikas in schweren
Zeiten nicht lenken können. Auch kann er es sich schlicht nicht leisten,
die einheimischen Wirtschaftsführer und die ausländischen Investoren zu
verprellen. Gleichwohl wird er weiter darauf achten, dass er seine
wichtigsten Anhänger, die ihm bedingungslos folgen, nicht vor den Kopf
stößt: den größten Gewerkschaftsbund des Landes, die Kommunistische Partei
und die ANC-Jugendorganisation.
22 Sep 2008
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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