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# taz.de -- Porträt Élie Domota: Guadeloupes erfolgreicher Streikführer
> Élie Domota, 48, Führer der "Front gegen Ausbeutung", ist zur Ikone des
> Streiks auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe geworden. Nach 44
> Tagen kann er jetzt einen Sieg verbuchen.
Bild: In sieben Wochen ist Domota zur wichtigsten Figur der französischen Anti…
Élie Domota war bis Mitte Januar nur auf seiner Insel bekannt. Der 1963 in
einem Arme-Leute-Viertel von Bas-du-Bourg auf Guadeloupe geborene
Verwaltungsfachmann arbeitete am Arbeitsamt, war Generalsekretär der
Mehrheitsgewerkschaft UGTG und wirkte bei Reden mehr bürokratisch als
charismatisch. Sein Aufstieg begann mit dem Generalstreik am 20. Januar. Er
verlief kometenhaft. Schon nach knapp vier Wochen hatte der Mann, der seine
Auftritte im Streik in einem roten T-Shirt mit dem schwarzen Schriftzug LKP
absolviert und seine klassenkämpferischen und nationalistischen Reden mit
der erhobenen linken Faust beendete, eine eigene Marionette in der
allabendlichen französische Satireschau "les Guignols". Die Marionette von
Domota diskutiert mit der Marionette von Staatspräsident Nicolas Sarkozy.
Auf Augenhöhe.
In sieben Wochen ist Domota zur wichtigsten Figur der französischen
Antillen geworden. Zur Ikone des Streiks. Er hat seine Landsleute nicht nur
zu einem dem unerwartetsten und größten Streikerfolg der letzten Jahre
geführt, sondern ihnen dabei auch zu neuem Selbstbewusstsein verholfen. Bei
den Verhandlungsrunden mit Regierungs- und UnternehmervertreterInnen, die
von dem TV-Sender "Canal 10" live übertragen wurden, gab Domota sich ruhig
und kenntnisreich. Bei Begegnungen am Verhandlungstisch führten Domota und
seine Begleiter auch vor, dass die sozialen Verhältnisse auf der Insel eine
Hautfarbe und zwei Sprachen haben. Kaum waren die Weißen vom
Verhandlungstisch abgezogen, wechselten sie vom Französischen ins
Kreolische. Vor laufender Fernsehkamera.
In Paris und bei seinen Gegnern auf der Insel gilt Domota als ein U-Boot
der Unabhängigkeitsbewegung. Als einer, der antifranzösische Ressentiments
instrumentalisiere, sich dabei hinter sozialen Forderungen verstecke und
eine persönliche politische Karriere verfolge. Freilich ist die
Unabhängigkeit auf der Insel kein populäres Ziel (80 Prozent der Insulaner
sind dagegen). Und im Streik war davon schon gar keine Rede.
Domota hat bislang nur wenig über sich selbst erzählt. Auch über das
Zusammenkommen des Kollektivs "Liyannaj Kont Pwofitasyon" (LKP) - gemeinsam
gegen Ausbeutung -, das noch wenige Monate zuvor völlig unwahrscheinlich
erschien und 48 vielfach konkurrierende Organisationen gegen das "teure
Leben" und für die Anhebung der Niedriglöhne zusammenbrachte, hat er sich
nur lakonisch geäußert. "Wir haben uns jedes Jahr im Dezember getroffen, um
zu sehen, was wir zusammen machen können", erzählt er, "jahrelang hat es
nicht geklappt. Bis letzten Dezember. Da war es plötzlich ganz einfach."
5 Mar 2009
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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