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# taz.de -- Panter Workshop Nr. 25: Die Teilnehmer*innen
> Diese 20 Nachwuchsjournalist*innen nahmen am 25. taz Panter Workshop
> teil.
Bild: Die Teilnehmer*innen
Dieses Mal dabei waren:
Paula Wallmeyer, 24, im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen. Hier studiere
ich Erziehungswissenschaft und Soziologie im Bachelor. Mein Interesse gilt
vor allem der Migrationssoziologie und den Fragen der sozialen
Ungleichheit. Zurzeit befinde ich mich im Praktikum bei einer
Jugendhilfestation für geflüchtete Menschen in Dortmund. Weißt du noch,
damals? Der Blick auf die vergangene Jugend ist oftmals voller Wehmut.
Selbst Banalitäten werden romantisiert. Im Kontrast dazu scheinen junge
Menschen oftmals unter den Tücken dieser Lebensphase zu leiden und wünschen
sich nichts sehnlicher, als endlich erwachsen zu sein. Was hat es mit der
retrospektiven Verklärung von Jugend und Jugendlichkeit auf sich?
Alex Rothe, 26, Neuberliner. Zum Soziologie- und Politikstudium mit nicht
weniger als der Hoffnung angetreten, die Welt und ihre Ungerechtigkeiten zu
begreifen. Doch nach mehreren Auslandsaufenthalten und praktischen
Erfahrungen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass bisherige
Erkenntnisse begrenzt sind. Die Erklärung der Welt ist und bleibt eine
Lebensaufgabe. Die Jugend ist immer auch eine Projektionsfläche für
Lebensvorstellungen der „älteren Generation“, die sich aus Enttäuschungen,
Erfolgserlebnissen etc. speisen. Gut gemeinte Ratschläge oder
Sorgebekundungen sind häufig aber nichts anderes als verdeckte
Bevormundung.
Leon Montero, 22 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Würzburg. Seit
mehreren Jahren begleite ich Protestbewegungen mit der Kamera, schreibe und
berichte. Soziale Unruhen in Frankreich, Fracking-Proteste in den
Niederlanden, Blockaden von deutschen Kohlekraftwerken. Ab Herbst werde ich
Fotojournalismus in Hannover studieren. Die Jugend sei respektlos, faul,
verwöhnt. Irgendwas in die Richtung soll schon Sokrates gesagt haben. Jede
nachfolgende Generation ist schlimmer als die vorherige. Doch in der Zeit
des Rechtspopulismus sind es ausgerechnet Jugendliche, die sich gegen
reaktionäre Kräfte erheben. Es bleibt spannend.
Lilith Grull, 26, aus Berlin. Ich studierte Recht und Kulturwissenschaften,
bis ich an die Zeitenspiegel-Reportageschule Reutlingen kam. Dann zog ich
nach Sachsen. Pegida. Nazi. Antifa. DDR. Träume. Erzgebirge. Lügenpresse?
Von dort arbeite ich als freie Autorin – mit Faible für Milieugeschichten
und den Osten, auch über die deutsche Grenze hinaus. Jugend ist ein Begriff
wie Leere oder Ewigkeit. Er ist nicht zu fassen. Ein Zeitraum, den jeder
für sich definiert – mit einem fransigen Start und Ende, falls man dieses
je zulässt. Jugend gibt uns Narrenfreiheit, Einflüsse und Einfluss und hält
wohl jede Menge Überraschungen bereit.
Paul Jonas Grunze, 21 Jahre alt, aufgewachsen im sächsischen Meißen. Mit
großer Freude durfte ich dort ein Jugendmagazin für das Bürgerfernsehen
moderieren und bei der Sächsischen Zeitung mehr über das journalistische
Schreiben lernen. Seit April 2018 studiere ich Politik- und
Wirtschaftswissenschaften in Mainz und moderiere beim Campusradio. Bei der
Europawahl im Mai werden wir über die Zukunft Europas abstimmen. In die
manchmal doch wenig politikinteressierten Jugendlichen wird dabei eine
besonders große Hoffnung gesetzt. Es liegt auch an uns Journalist*innen,
sie mit Herzblut und gutem Handwerk für die europäische Idee zu begeistern.
Heba Alkadri, 24, in Syrien geboren. Jetzt studiere ich Medienwirtschaft
und Journalismus in Wilhelmshaven. Außerdem arbeite ich im internationalen
Office an der Fachhochschule. Ich spiele Theater und schreibe gelegentlich
als freie Journalistin für verschiedene Medien (auf Arabisch und Deutsch).
Die Jugend sei nicht politisch. Das sind häufige Worte in der heutigen
Zeit. Doch in der arabischen Welt haben viele das Gleiche gesagt, bis die
junge Generation die Welt überrascht hat. Wir waren die Überwindung der
Angst, wir haben die Revolution entzündet. Wenn die Jugend das Gefühl hat,
etwas zu verändern, können Wunder geschehen.
Felix Regnart, 22, Aufgewachsen bin ich in Nürnberg, mit 18 hat es mich,
noch als Schüler, nach Berlin gezogen. Hier habe ich meine etwas
unkonventionelle Schulkarriere doch noch erfolgreich beendet und studiere
heute mit Begeisterung Recht und Politik. Die Jugend ist eine Zeit des
Hinterfragens, der Fehler, des-über-Bord-Werfens, der Neuperspektivierung
und hoffentlich eine Zeit, die als Ergebnis dieser Selbstfindungsversuche
des Jugendlichen einen in sich klaren Erwachsenen hervorbringt. Eine
verwirrende wie spannende Zeit, von der ich langsam Abschied nehme.
Oliver Koprivnjak, 21. Ich lebe in der Sportstadt Herzogenaurach und
studiere seit 2015 an der Universität Bamberg Kommunikationswissenschaft.
Nebenbei arbeite ich als freiberuflicher Journalist für eine Außenredaktion
der Nürnberger Nachrichten. Immer neugierig, für fast alles zu begeistern
und stets auf der Suche nach dem Komplexen im Simplen. Es ist der rote
Faden der Menschheitsgeschichte: Jede ältere Generation ist davon
überzeugt, dass die Welt immer schlimmer wird. Und wer hat Schuld? Die
verrohte Jugend. Dabei sollten wir uns glücklich schätzen: Es ist der
Veränderungswille der Jugend, der die Menschheit vor dem Stillstand
bewahrt.
Ismail, 28, Der Student des Faches Medienkulturwissen in Freiburg hat in
Syrien sich als Chemie-Laborant ausgebildet. Nebenbei war er in einer
kurdischen Folklore-Gruppe aktiv. Hobbymäßig macht er Musik und singt. Ab
und zu arbeitet er als Dolmetscher oder Übersetzer für Deutsch, Kurdisch,
Arabisch. Bis August 2018 hat er für die Taz-Nord geschrieben. Text-Jugend:
Die Jugend ist ein Rausch, den man andauernd zu zerstören versucht, ein
Schrei, dessen Echo in unserer matschigen Vergangenheit zerstückelt wird,
die Zukunft, die sich permanent von veralteten Mustern zu befreien hat und
es auch schafft.
Richard Brüse: Ich bin jetzt 22 und studiere Germanistik und Philosophie.
Viele, die das Gleiche machen, werden direkt danach Lehrer und sollen
„unsere Jugend“ auf ihr Leben im System vorbereiten.
Wie (oder was) sie dabei abschneiden, bemerkte ich bereits in meiner
Schulzeit. Bildung ist ein Menschenrecht – aber wer bildet sich ein, uns zu
was auszubilden?
Elena Erstling, 22, Ich studiere Sonderpädagogik und Kunst in Heidelberg
und leite nebenher den Landesverband Rheinland-Pfalz der Waldjugend. Ich
glaube an Worte und Geschichten, die die Geschichte verändern können.
Dauerhaft optimistisch höre ich genau zu und lebe im Moment. Ich liebe es,
nachts singend am Feuer zu sitzen und dabei den Regen auf die Zeltplane
plätschern zu hören. Jugend – immer wiederkehrende Versuche auf der Suche
nach dem Sinn. Utopien. Entwicklungspotenzial. Lasst uns Orte für Jugend
schaffen. Orte, um Verantwortung zu übernehmen, um zu scheitern, um
verschiedene Wege auszuprobieren. Orte des Vertrauens. Orte des Zutrauens.
Rahel Lang, 18 Jahre alt. Im Moment sammle ich viele bereichernde
Erfahrungen im Goethe-Institut Schwäbisch Hall. Dort bin ich im Rahmen
eines BFD für das Kulturprogramm zuständig und genieße den vielfältigen
Austausch mit Studierenden aus der ganzen Welt. Außerdem tanze ich gerne,
bin (klima)politisch aktiv und beschäftige mich mit der Frage, wie wir
verantwortungsvoll zusammenleben können. Die Jugend ist politisch. Wenn
noch nicht heute, dann wird sie es in ein paar Jahren angesichts der
globalen Probleme werden. Somit kann die Jugend der Antreiber für einen
gesellschaftlichen und politischen Wandel sein. Allerdings darf die
Gesellschaft ihr nicht die alleinige Verantwortung für die Zukunft geben.
Helena Schäfer, 22, aus Münster. Nach einem Freiwilligendienst in England
und einem turbulenten Jahr in Berlin lebe ich seit 2017 in Bayreuth. Hier
studiere ich Philosophy & Economics und sorge dafür, dass studentischer
Printjournalismus lebt. Fern der Provinz habe ich für das Kindermagazin
Dein SPIEGEL und die Berliner Morgenpost geschrieben. Neben der Liebe ist
die Jugend das vielleicht beste Konstrukt, das Menschen geschaffen haben:
seit jeher literarisch überhöht, in Popsongs vermarktet und doch so
wirklich und wahr. Würden wir unser Leben lang die Ideale verfolgen, die
wir mit 17 haben, wäre die Welt ein besserer Ort.
Antonio Prokscha, 22, sieht den Chiemsee als seine Heimat, ist Teilnehmer
des österreichischen Journalistenkollegs und studiert Publizistik- und
Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien (zurzeit auf
Erasmus-Semester in Frankreich). Begeistert sich für Solutions Journalism,
Musik mit Synthesizern und indisches Essen. Millennials – wir suchen einen
Kompass, lieben das Ungewisse. Haben zig Profile, suchen unsere Identität.
Neigen zur Nostalgie, haben unser Smartphone stets griffbereit. Werden
überflutet von Information, bekommen trotzdem nie genug davon. Wir wollen
in keine Schublade und das ist auch gut so.
David Schäfer, 23. Zum Schreiner ausgebildet, trieb mich die Neugier zum
Studium von Kulturanthropologie und Wirtschaftsgeschichte. Die
Entstehungszusammenhänge unserer heutigen Welt in Verbindung mit
durchdachten Visionen für die Zukunft, bewegen mich. Ansonsten sorgen
Musik, kreatives Schreiben und Zugfahrten für Entschleunigung. Ob als
Spiegel aktueller Verhältnisse, als Vorboten der Zukunft oder als Spielball
des Marketings, die „Jugend“ hat eine gesellschaftliche Schlüsselrolle
inne. Dennoch fährt sie häufig im toten Winkel der Politik. Ist ein nicht
jugendfreier Zukunftsfilm nicht gefährlich und vorbei an der Realität?
Leonie Düngefeld, 26, in Lüneburg aufgewachsen. Seit dem Abi: die Welt
sehen. Zwischendurch auch studiert (Europastudien in Maastricht,
Interkulturelle Studien in Frankreich, Regensburg, Madrid). Praktika in
Politik, Umwelt, Journalismus. Geschrieben u. a. für die Mittelbayerische
Zeitung und Lateinamerika Nachrichten. Bereit für mehr! Von allen
durchlebt, gefürchtet, zurückersehnt, belächelt: die Jugend. Sie
demonstriert gerade, dass sie politischer ist, als so manche*r dachte, und
genug hat von den Alten, die sie nicht ernst nehmen. Letztere sollten sich
warm anziehen, denn jene jungen Demonstrant*innen dürfen schon bald wählen.
Viel zu spät, finde ich - junge Menschen sollten schon früher mitbestimmen.
Lily Kuhlmann, 22. Nach dem Abitur hat es mich zum Jugendtheater der
Volksbühne Berlin verschlagen und dort bin ich bis heute geblieben. Dann
studiere ich noch Theaterwissenschaften und arbeite in der Redaktion eines
Online-Kultur-Blogs. Neben meinen monatlich wechselnden Berufswünschen habe
ich eine Schwäche für Politik, Kunst und lange Nächte. Ob Generation X, Y,
Z: Betitelungen für die Jugend gibt es genug. Was sie ist bzw. nicht ist,
was sie tut oder lässt; darüber gibt es ebenfalls viele Meinungen.
Vielleicht weil die Jugend genauso vielfältig ist wie jede andere
Generation oder Gesellschaft auch. Die Frage ist: Was entsteht daraus?
Anne Baum, 25, verfügt dank eines Redaktionspraktikums bei einer
Hundezeitschrift über Insiderwissen aus der Hundeszene. Geboren bin ich in
Fulda und dann für das Studium nach Norddeutschland gezogen. Studienfächer:
Geschichte, Kunst und derzeit Psychologie. Plan A: irgendwas mit Medien, am
liebsten als Redakteurin oder Reporterin. Ich habe vor einigen Monaten
gegoogelt, bis zu welchen Alter man jugendlich ist. Weil ich wissen wollte,
ob ich noch dazugehöre, zu dieser Generation, über die gewettert, gewundert
und die beneidet wird. Und keine genaue Antwort gefunden. Aber was genau
ist das eigentlich, diese Jugend?
Philipp Schulz, 27, Ich beende gerade mein BA-Kunstgeschichte- und
Politik-Studium an der Uni Greifswald. Während des Studiums durfte ich
schon mehrere journalistische Stationen durchlaufen: bei den studentischen
Onlinemedien, einem Lokalfernsehsender und zuletzt einer regionalen
Tageszeitung. Ich interessiere mich vor allem für politische Themen.
Generation Z, wer hat sich das ausgedacht und was kommt nach dem Z? Ist
dann alles vorbei, wie im Alphabet? Statt über sollte viel mehr mit der
Generation Z gesprochen und interagiert werden. Aus der generation gap ist
eine Kluft geworden. Bekommen wir diese wieder zu und müssen wir das
überhaupt?
Joana Stille, 22, Berlinerin. Um in dieser verrückten Stadt zu bleiben,
habe ich 2017 mit meinem interdisziplinären geisteswissenschaftlichen
Studium an der TU-Berlin begonnen. Es heißt „Kultur und Technik mit dem
Kernfach Sprache und Kommunikation“. Davor verbrachte ich ein Jahr beim
weltwärts Freiwilligendienst im schönen Argentinien. Jugend ist die
vielleicht wichtigste Phase, der April, unseres Lebens, in der wir alles
sein und werden können, aber noch nichts (wirklich) sind. Der Zeitpunkt an
dem wir entscheiden, ob wir die Fäden, die uns leiten, selbst in die Hand
nehmen, trennen oder uns ihnen überlassen.
20 Feb 2019
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