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# taz.de -- Nominierte 2020: Ökolöwe Leipzig: Ein Löwe, der nicht nur brüllt
> Kurz vor dem Ende der DDR wurde der Ökolöwe Leipzig gegründet. Seitdem
> setzt sich der Verein für den Umweltschutz ein
Bild: Das Team vom Ökolöwen Leipzig ist für den taz Panter Preis nominiert
Von [1][Nicole Opitz ]
Als Nico Singer den Hörer abnimmt und erfährt, dass sein Verein [2][Ökolöwe
Leipzig] für den taz Panter Preis nominiert ist, ist er überrascht: „Ich
wusste ja nicht einmal, dass wir überhaupt vorgeschlagen wurden“, sagt er
am Telefon. Der Verein hat je nach Projektlage zwischen elf und 18
Mitarbeitende und 2.000 Mitglieder. Sein Ziel ist eine nachhaltige
Entwicklung Leipzigs. Singer, der Geschäftsführer des Ökolöwen, freut die
Aufmerksamkeit: „Wir sind ja nicht so bekannt.“
Dabei gibt es den Ökolöwen schon seit der DDR. „1988/89 haben Bürger den
Verein gegründet. Da waren die Umweltzustände in Leipzig noch kein
allgemeines Thema.“ Leipziger:innen, die sich in Kirche und im Kulturbund
engagierten, gründeten den Ökolöwen. Gemeinsam arbeiteten sie bei einem
Runden Tisch des Bezirksrats mit. Das erste Erfolgserlebnis: die Rettung
von Teilen des Auwaldes. „Seitdem läuft so viel Wichtiges nebeneinander“,
sagt Nico Singer. Der Hauptteil der Arbeit bestehe darin, zu prüfen, ob
Beschlüsse der Stadt eingehalten werden. „Wir bringen furchtbar viel Zeit
auf, um zu schauen: Was passiert mit den Beschlüssen?“
Diese Hartnäckigkeit lobt Kerstin Rupp, die den Verein für den Panter Preis
vorschlug. „In Leipzig ist er eine wichtige Institution, dieser kleine
Ökolöwe. Das hat manchmal genervt, aber er ist immer dran an
umweltpolitischen Themen“, sagt Rupp. Besonders beeindruckt habe sie, dass
Leipzig dieses Jahr beim Stadtradeln den dritten Platz erreicht hat. Beim
Stadtradeln treten deutschlandweit Städte gegeneinander an, um zu
vergleichen, wie viele Kilometer ihre Bürger:innen Fahrrad fahren. „Dass
Leipzig so gut abgeschnitten hat, hängt zu großen Teilen daran, dass der
Ökolöwe so viele Leute mobilisierte“, sagt sie.
## Veränderungen
Leipziger:innen beim Umweltschutz einzubeziehen, ist Singer besonders
wichtig. „Der Ökolöwe wurde aus der Bürgerschaft mit der Bürgerschaft
gegründet“, sagt Singer. Mit der Zeit habe sich allerdings die Struktur des
Vereins verändert. Vor zehn Jahren bestand der Verein aus 145 Mitgliedern,
die Arbeit wurde hauptsächlich durch geförderte
Arbeitsbeschaffungsmaßnehmen finanziert. Nico Singer sorgte indes für eine
unabhängige Finanzierung und eine stärkere Vereinsstruktur.
Auch die Themen ändern sich. Früher sei eine der Hauptforderungen des
Ökolöwens gewesen, Bäume zu pflanzen, sagt Singer. Die Klimakrise habe den
Schwerpunkt verschoben. „Heute müssen wir uns fragen: Wie bewässern wir die
Bäume? Was können wir noch tun?“ Mittlerweile gibt es neben den
Baumpflanzungen auch eine AG Abfall, eine AG Naturschutz, den Park(ing) Day
Leipzig sowie einen Stadtgarten. Und auch für eine verkehrsgerechte Stadt
macht sich der Ökolöwe stark. „Die Infrastruktur für Fahrradfahrende ist in
Leipzig noch lange nicht gut, aber wir dürfen die Fußgänger nicht
vergessen“, sagt Singer. Um die Perspektive zu wechseln, sei er deshalb
eine Zeit lang zu Fuß zur Arbeit gegangen. „Zehn Kilometer, hin und
zurück.“
Weil der Ökolöwe viele Projekte nebeneinander hat, arbeiten Singer und sein
Team sehr viel. „Wir bräuchten eigentlich 5.000 Förderer, damit wir nicht
alle überarbeitet wären“, sagt Singer. Ihm sei es wichtig, dass
Nichtregierungsorganisationen aus ihren prekären Verhältnissen herauskämen.
„Wenn ich erfahre, dass das Geld fehlt, um den Umweltschutz zu fördern,
fange ich erstmal an, das eigene Gehalt zu kürzen.“ Der Ökolöwe nehme das
nicht mehr hin, daher sorge er dafür, dass die Gehälter angepasst werden.
Wie bedrohlich die Abhängigkeit von Fördermittel ist, zeigt die drohende
Schließung der Umweltbibliothek, die der Ökolöwe seit 1989 betreibt. 22.000
Medien gibt es dort. Der Stadtrat stimmte einer nötigen Finanzierung für
die Bibliothek nicht zu. Eines der aktuellen Projekte ist also die Rettung
der Bibliothek. „Gerade im Zeitalter der Fake News brauche jede Stadt eine
Umweltbibliothek“, sagt Singer. „Wir sind kämpferisch und professionell
genug, um das nicht hinzunehmen.“
9 Oct 2020
## LINKS
[1] /Nicole-Opitz/!a52218/
[2] http://www.oekoloewe.de/
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