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# taz.de -- „Nicht bloß in der Ecke sitzen“
> GESUNDHEIT Peter Ostendorf hat mit anderen Ärzten eine Praxis für
> Nicht-Krankenversicherte eröffnet
taz: Herr Ostendorf, andere in Ihrem Alter gehen in Rente, Sie eröffnen
eine Praxis. Wieso?
Peter Ostendorf: Ich mache das ja nicht alleine. Wir sind insgesamt 19
Ärzte, Darunter Internisten, Gynäkologen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, alle
ehrenamtlich. Ich fühle mich noch nicht so alt, dass ich nur spazieren
gehen möchte. Ich habe durch die Medizin so viele gute Dinge erfahren, da
fand ich es reizvoll, etwas zurück zu geben.
In Schleswig-Holstein gibt es schon mehrere Praxen ohne Grenzen. Wieso
jetzt in Hamburg?
Ich bin in Hamburg ansässig und habe von den Behörden und den anderen
Praxen gehört, dass es in Hamburg einen großen Bedarf für so ein Projekt
gibt.
Können die Menschen von Ihnen denn auch Medikamente bekommen?
Das ist ein Problem: Erfreulich ist, dass wir von einer
ärztegenossenschaftlichen Einrichtung Medikamente bekommen und die sind zum
Großteil kostenlos. Den anderen Teil müssen wir versuchen selber zu
finanzieren, zum Beispiel durch Sponsoren oder Spenden.
Eigentlich muss der Staat Flüchtlinge medizinisch Versorgen. Treten Sie da
ein, wo der Staat versagt?
Zunächst einmal leben diese Menschen hier und wenn diese Praxen nicht
währen, hätten die keinen Ansprechpartner. Der Staat hat die Notwendigkeit
eingesehen, inzwischen ist das Problem an den Staat herangekommen. Das hat
aber gut zehn Jahre gedauert. Der Staat hilft ja schon mit den
Clearingstellen. Ich finde es ist gut, wenn in einer Zivilgesellschaft ein
Engagement von den Bürgern ausgeht. Wir können ja nicht immer nur nach dem
Staat rufen und in der Ecke sitzen. Es tut dem Bürger selber auch gut, wenn
er sich auf ehrenamtlicher Basis beteiligt.
Haben Sie Angst vor Sozialschmarotzern, also Menschen die Ihre Praxis
nutzen, sich aber eine normale Behandlung leisten könnten?
Das hat mich die Behörde auch gefragt, als ich das erste Mal da war. Für
die papierlosen Ausländer gilt das natürlich nicht. Auch nicht für die
EU-Bürger, die noch keinen versicherungspflichtigen Arbeitsvertrag haben,
also hauptsächlich Rumänen, Bulgaren und Polen. Das gilt am ehesten für die
Gruppe der Deutschen, die in der Insolvenz landeten und jetzt keine
Krankenkasse mehr haben. Es kann hier und da sicherlich vorkommen, dass
sich Leute ohne Bedarf bei uns anstellen. Aber das kann uns ja nicht davon
abhalten, an die großen, bedürftigen Gruppen zu denken. INTERVIEW: FCK
7 May 2014
## AUTOREN
FCK
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