# taz.de -- Nach Bushs Nahost-Reise: Ägypter haken US-Präsident ab | |
> Nach dem Ende der Nahostreise von US-Präsident Bush vermisst die | |
> ägyptische Presse konkrete Fortschritte - und beklagt das Desinteresse | |
> der USA an der Region. | |
Bild: Bei der ägyptischen Presse erntete Bush weniger Höflichkeit als bei Mub… | |
KAIRO taz Eigentlich war bereits alles gesagt, bevor US-Präsident George W. | |
Bush auf der letzten Station seiner Nahostreise am Mittwoch ägyptischen | |
Boden betrat. "Wenn Bush etwas im Nahost-Friedensprozess unternehmen hätte | |
wollen, dann hätte er das in seiner Amtszeit schon längst getan", erklärte | |
der ägyptische Außenminister Ahmad Abu Gheit vor dem außenpolitischen | |
Ausschuss der ägyptischen Regierungspartei. "Wir werden ihn trotzdem | |
treffen. Das ist eine Frage der Höflichkeit." Offene Worte, die eigentlich | |
nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren. Die unabhängige ägyptische | |
Tageszeitung al-Masri al-Yaoum hat sie dennoch abgedruckt. | |
"Die gemeinsame Pressekonferenz mit Bush und dem ägyptischen Präsidenten | |
Husni Mubarak hätte auch zu Beginn der Amtszeit von Bush aufgezeichnet und | |
gestern neu ausgestrahlt werden können. Es wäre kaum aufgefallen", | |
analysierte die arabische Fernsehstation dann das eigentliche Großereignis: | |
die gemeinsame Pressekonferenz von Bush und Mubarak. Beide Seiten brachten | |
ihre Hoffnung auf Frieden zum Ausdruck. Bush bezeichnete seine Reise als | |
"großartigen Trip in einer dynamischen Region, die entscheidende | |
Veränderungen erlebt". | |
Unklar blieb, was Bush und Mubarak bei ihrem kurzen Treffen hinter | |
verschlossen Türen besprochen haben. Im Vorfeld der Zusammenkunft in Scharm | |
al-Scheich verlautete aus der US-Delegation, dass Bush von Mubarak fordern | |
werde, den Waffenschmuggel zwischen Ägypten und dem Gazastreifen zu | |
unterbinden, der über ein Netz von unterirdischen Tunneln läuft. Aber auch | |
hier ist fraglich, wie relevant diese Forderung eigentlich ist. Die | |
Schmuggler in Gaza behaupten nämlich, dass derzeit mit Waffen kein Geschäft | |
zu machen sei, da der Markt in Gaza gesättigt sei. | |
"Aus dem Westen wenig Neues", kann das Fazit der mit viel Brimborium | |
angekündigten Nahost-Reise des scheidenden US-Präsidenten lauten. In einem | |
Kommentar mit dem Titel "Die Reise des Kaisers" stellt die überregionale | |
arabische Tageszeitung al-Hayat fest, dass man zunächst zwar durchaus mit | |
Befriedigung von Bush ein paar neue Ausdrücke und Adjektive gehört habe. So | |
habe Bush im Zusammenhang mit der israelischen Kontrolle über den | |
Gazastreifen erstmals die Worte " israelische Besatzung" in den Mund | |
genommen. Bush hat zu Beginn seiner Reise vor einer Woche in Israel auch | |
ein Ende des israelischen Siedlungsbaus und die Schaffung eines | |
"zusammenhängenden palästinensischen Staates" eingeklagt. Aber, moniert die | |
Zeitung, "die Menschen hier wollen keine neuen Adjektive und Ausdrücke, | |
sondern einen spürbaren und konkreten Wandel, der zum Ende des | |
Nahostkonfliktes führt". | |
Und in dieser Hinsicht war die Bush-Reise wenig ergiebig. Während Bush und | |
Mubarak im ägyptischen Badeort in Scharm al-Scheich zusammentrafen, kamen | |
bei drei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen drei palästinensische | |
Zivilisten ums Leben, darunter ein zwölfjähriges Kind. Außerdem wurden laut | |
Aussagen von Sanitätern vier militante Palästinenser verletzt. | |
Die Ereignisse im Gazastreifen sprachen bereits am Dienstag ihre eigene | |
Sprache. Es war der blutigste Tag in Gaza seit Monaten. Israelische Truppen | |
waren kurzzeitig mit Panzern in den Gazastreifen vorgedrungen, als Antwort | |
auf Raketen, die von dort auf israelisches Gebiet abgeschossen wurden. | |
Mindestens 19 Menschen, darunter 13 Hamaskämpfer, waren bei der | |
Militäraktion umgekommen. Darauf wurden über 20 Raketen nach Israel | |
abgefeuert. | |
Mit dem Rücktritt des Ultranationalisten Avigdor Liebermann wurde gestern | |
erneut deutlich, auf welch schwachen Füßen jene stehen, die einen | |
Nahost-Friedensprozess zu Hause durchsetzen müssten. Die | |
Regierungskoalition des israelischen Premiers bröckelt. Im Zentrum der | |
ägyptischen Hauptstadt Kairo versammelten sich zum Abschied der | |
Bush-Nahostreise mehrere hundert Demonstranten. "Bush spricht vom Frieden | |
in der Region und versucht uns gleichzeitig davon zu überzeugen, gegen den | |
Iran in den Krieg zu ziehen. Dabei unternimmt er nichts, wenn Israel die | |
Palästinenser bombardiert", schimpfte die Demonstrantin Karima Hafnawi. | |
Während die ägyptische Oppositionszeitung al-Wafd die Bush-Nahostreise mit | |
einem einzigen Satz kommentiert: "Ein Verbrecher kehrt an den Ort seines | |
Verbrechens zurück." | |
17 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
Karim Al-Gawhary | |
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