# taz.de -- Mutterkreuzzug: Es war nichts gut an Eva | |
> Eva Herman findet nicht alles gut am Dritten Reich. Aber die | |
> "Wertschätzung der Mutter", die sei ganz gut gewesen. Dem NDR reicht es | |
> nun: Herman ist gefeuert. | |
Bild: Keine Show mehr, jedenfalls nicht beim NDR: Eva Herman. | |
Also gut, also bitte: Noch einmal in Sachen Eva Herman. | |
Es war ein sonniger Septembertag. Die Frauenmünder waren gerade | |
warmgelästert, da stöckelte sie, die Princess of Brightness, wie eine | |
lebendige Barbiepuppe mit stolz erhobenem Kopf zu ihrem Mikrofon. Die Augen | |
aller Kameras folgten ihr - und Eva Herman ergriff das Wort, vedrückte ein, | |
zwei Tränen und stammelte etwas vom Schmerz, den sie in den letzten Tagen | |
empfunden habe angesichts all der bösartigen Anschuldigungen gegen sie, die | |
Autorin de Luxe. Dabei müsse man doch endlich mal die negativen Folgen der | |
68er-Frauen-Emanzipation ansprechen dürfen. | |
Welch ein Auftakt der vorgezogenen Buchvorstellung des Herman'schen | |
"Eva-Prinzips" am 7. September 2006 in der Bundespressekonferenz in Berlin | |
- vor exakt einem Jahr also. Damals nahm die Erde für einige wieder die | |
Form einer Scheibe an, denn es gab sie: Eva Herman, die da forderte, dass | |
Kinder bis ins Alter von drei Jahren von der Mutter mit aller Mutterliebe | |
und ohne Erwerbsarbeit erzogen werden müssten. Ein Plädoyer für die neue | |
Mutti-Weiblichkeit. Weil sie ja soviele Zuschriften bekäme von all den | |
Frauen, die finden: Endlich sagt's mal eine. | |
Ein Jahr später, ein etwas schattiger Septembertag in Hamburg. Eva Herman | |
präsentiert ein Buch. Am 6. September 2007. Die 48-Jährige Mutter eines | |
Sohnes erhebt ihre Stimme, die der entrechteten Hausfrauen, Mütter und so | |
weiter und so fort. Weil es sich ja so prima verkauft, haben Eva Herman und | |
ihr kongenialer (oder ist es etwa umgekehrt?) Klein-Verlag Pendo, den zuvor | |
niemand kannte, einen Aufguss der Herman'schen Thesen auf den Markt | |
geworfen: "Das Prinzip Arche Noah - warum wir die Familie retten müssen". | |
Eva Herman also erhebt ihre Stimme und sagt das, was viele denken, aber nie | |
aussprechen würden, wenn Kameras laufen: "Im Dritten Reich ist vieles sehr | |
schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler." Einiges sei aber auch gut | |
gewesen, "zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter." Peng. Und Tschüss. | |
Vier Tage später, am Sonntag, den 9. September, lässt der | |
öffentlich-rechtliche Sender NDR verkünden, dass er die Zusammenarbeit mit | |
der Moderatorin aufkündige, da ihre "schriftstellerische Tätigkeit" damit | |
nicht länger vereinbar sei. "Frau Herman steht es frei, ihren | |
'Mutterkreuzzug' fortzusetzen," so Volker Herres, NDR-Programmdirektor | |
Fernsehen, aber leider dann doch ohne zukünftige Auftritte in der | |
NDR-Talkshow "Herman & Tiedjen" - immerhin eine Hausmarke, die ihren Namen | |
im Titel trägt. Sehr plausibel. | |
Hitler geht zwar immer, außer man verkauft sich selbst schlecht damit. Eine | |
Bild am Sonntag-Schlagzeile "Eva Herman lobt Hitlers Familienpolitik" mag | |
in jeder Hinsicht kongenial sein - eine schöne Gelegenheit für BamS, das | |
Mutterkreuz samt verbotenem Hakenkreuz abzubilden - es ist jedoch nicht | |
schmeichelhaft für den Gebührensender NDR. Bis Samstag jedenfalls stand die | |
NDR-Moderatorin nicht zur Disposition. | |
Dass sich der NDR von rechtsideologischen Versatzstücken nun distanziert, | |
ist selbstredend richtig. Dass er dazu bis September 2007 warten musste, | |
ist schwer nachvollziehbar. Schließlich wiesen die KollegInnen vom | |
NDR-Medienmagazin "Zapp" auch auf die Mutterkreuzideologie hin, stießen | |
damit jedoch auf wenig Gegenliebe. Eva Herman sei immer noch eine Kollegin. | |
Keine Nazi-Nähe erwünscht. Spätestens jedoch seit Hermans Beinahe-Ausflug | |
zu einer Veranstaltung der rechtspopulistischen Partei FPÖ im März, | |
eingeladen von der "Initiative Freiheitliche Frauen", hätte den Langsamsten | |
dämmern müssen, wem Hermans Thesen nahestehen. Von ihren Spenden an die | |
christilich-fundamentale Organisation "Familiennetzwerk" einmal ganz | |
abgesehen, die sie aus den Einnahmen ihrer Bücher finanziert. | |
Feinsinnigeren Beobachterinnen wie etwa der Schriftstellerin und Autorin | |
Thea Dorn jedenfalls ("Die F-Klasse") stieß Hermans Gedankengut früh auf | |
("Das Eva-braun-Prinzip", taz vom 30.11.2006) - mit der Folge, dass auch | |
sie schnell Bekanntschaft machte mit den Anwälten der sehr sensiblen, | |
klagefreudigen Frau Herman. "Ich frage mich, warum die Verantwortlichen im | |
Sender nicht früher gehandelt haben", kommentierte Dorn die | |
NDR-Entscheidung gegenüber der taz. "Aber offensichtlich musste Frau Herman | |
erst die "Es-war-nicht-alles-schlecht ..."-Schwelle überschreiten, um die | |
Alarmglocken auszulösen. In diesem Sinne: Danke, Eva, für die | |
Selbstentlarvung! | |
Eva Herman selbst war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Ob das mal gut | |
so ist? | |
10 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Susanne Lang | |
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