# taz.de -- Modelle im Online-Journalismus: Die Lesenden als Korrektiv | |
> Beim Online-Medium „De Correspondent“ setzt man auf die enge Einbindung | |
> der Unterstützer*innen. | |
von [1][ILIJA MATUSKO] | |
Vor einigen Jahren haben sich ambitionierte Neugründungen aufgemacht, den | |
Medienwandel und die Krise um die Finanzierung von Journalismus im Netz zu | |
meistern. Crowfunding war das Modell der Stunde – also die Finanzierung | |
über eine Community, so etwa hierzulande bei [2][Correctiv] oder | |
[3][Krautreporter]. Ein sehr prominentes Projekt ist [4][De Correspondent], | |
ein Onlinemagazin aus den Niederlanden. Mit der Ansage, Hintergründe und | |
tiefere Analysen abseits der Breaking News zu bieten, hatten die | |
Verantwortlichen des Projekts in einer Kampagne um aktive Mitglieder | |
gebeten. | |
Es klang zu schön, um wahr zu sein: Nach nur eine Woche hatten die | |
GründerInnen um den Journalisten Rob Wijnberg, heutiger Chefredakteur, die | |
anvisierten 15.000 Abonnent*innen für den Start überzeugt. Und das für | |
Reportagen, die es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gab. Ein neuer | |
Crowdfunding-Rekord und ein wichtiges Signal: Das Internet macht eben nicht | |
nur „alles kostenlos“, sondern bietet auch Raum für journalistische | |
Experimente. | |
## Das Vertrauen zurückgewinnen | |
Das war 2013. Mittlerweile behauptet sich der Correspondent seit vier | |
Jahren erfolgreich in der Medienlandschaft. Über 50.000 Abonnent*innen | |
zahlen derzeit 60 Euro im Jahr für das Projekt. Ein Grund für den Erfolg | |
ist nicht zuletzt die enge Einbindung des Publikums in das Medium. | |
Maaike Goslinga, Redakteurin beim Correspondent, sieht in diesem | |
partizipatorischen Ansatz eine Möglichkeit, das durch die Medienkrise | |
verlorene Vertrauen der Leser*innen zurückzuholen: „Wir holen die | |
Leser*innen mit in unseren journalistischen Prozess hinein, indem wir sie | |
wissen lassen, worüber wir gerade berichten und sie dabei um ihre Mithilfe | |
bitten. Auf diese Weise versuchen wir, einen Gesellschaftsvertrag zwischen | |
Leser*nnen und Journalist*innen aufzubauen“, so Goslinga. Das sogennate | |
Membership-Modell des Correspondent steht damit für einen | |
leser*innenzentrierten Journalismus. | |
Dieser wirft dabei jedoch eine drängende Frage auf: Was passiert mit den | |
Themen, die die Leser*innen nicht wollen, die aber trotzdem wichtig sind? | |
Womöglich wird über die Einbindung des Publikums am Ende nur das eigene | |
Klientel bedient. Andererseits kann sich ein journalistischer Ethos und | |
gesellschaftlicher Auftrag vielleicht gerade in Neuformationen besser | |
entfalten als in den alten Konzern- und Verkaufsabhängigkeiten klassischer | |
Medien. Inwieweit Modelle wie das vom Correspondent das Verhältnis von | |
Journalismus und Gesellschaft neu schreiben, wird sich zeigen, ein anderes | |
Rollenverständnis von Journalist*innen bedeutet es allemal. | |
Kürzlich kündigte Wijnberg an, im Frühling 2018 mit einer US-Version des | |
Correspondent an den Start zu gehen. Vielleicht wollen sie sich den | |
Crowdfunding-Weltrekord zurückholen, denn den hat das [5][Schweizer Projekt | |
Republik] kürzlich geschlagen. | |
8 Jun 2017 | |
## LINKS | |
[1] /!s=&Autor=ILIJA+MATUSKO/ | |
[2] https://correctiv.org/ | |
[3] https://krautreporter.de/ | |
[4] https://decorrespondent.nl/home | |
[5] /!164433/ | |
## AUTOREN | |
Ilija Matusko | |
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