# taz.de -- Mitte Altona: Neuer Stadtteil statt Gleisdreieck | |
> Ein Quartier mit 4.000 Wohnungen planen Stadt und Bezirk nördlich des | |
> Bahnhofs Altona. Die Bahn will ihn schließen und Platz für Wohnen und | |
> Kultur machen. | |
Bild: Mit rund 75 Hektar ist die Fläche nördlich des Bahnhofs Altona etwa hal… | |
Heute Abend laute das Motto "Ohren auf", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin | |
der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), und zehn Tage später | |
dann "Mund auf". Mit einem Informationsabend am heutigen Dienstag und einer | |
halbtägigen Diskussion auf einem Bürgerforum am 5. Juni (siehe Kasten) will | |
die Behörde der grünen Senatorin Anja Hajduk die Planungen für eines der | |
größten Stadtentwicklungsprojekte Hamburgs vorantreiben: Mitte Altona. | |
Mit rund 75 Hektar ist die Fläche nördlich des Bahnhofs Altona etwa halb so | |
groß wie die Hafencity. Der erste Planungsabschnitt umfasst 28 Hektar | |
zwischen Holsten-Brauerei, Stresemannstraße und den Gleisen der S-Bahn. | |
Etwa 2.000 Wohnungen sollen nach ersten Skizzen hier entstehen, mehr als | |
4.000 sollen es im gesamten Gebiet werden - es entstünde ein neuer | |
Stadtteil. | |
Voraussetzung ist, dass die Deutsche Bahn das so genannte Gleisdreieck | |
aufgibt. Seit Jahren ist im Gespräch, dass der Fernbahnhof an den S-Bahnhof | |
Diebsteich nördlich der Stresemannstraße verlagert und der Kopfbahnhof | |
Altona nur noch von S-Bahnen und Regionalzügen nach Schleswig-Holstein | |
angefahren wird. Die Autoverladung soll an die Elbgaustraße zwischen | |
Autobahn A 1 und Ring 3 in Eimsbüttel verlagert werden, erklärte | |
Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis vorige Woche vor der dortigen | |
Bezirksversammlung | |
Noch fehlt zwar die definitive Entscheidung der Bahn, die Gespräche | |
zwischen Stadt und Unternehmen seien aber Erfolg versprechend, hatte | |
Oberbaudirektor Jörn Walter im Dezember verkündet. Nach dem inoffiziellen | |
Zeitplan will der Senat noch vor der Neuwahl im Februar 2012 mit der | |
Erschließung des Geländes beginnen, der Bahnhof Altona soll in fünf Jahren | |
geschlossen werden. "Wir wollen nicht warten, bis die Bahn die Gleise | |
abbaut", sagt Krstanoski: "Wenn es soweit ist, wollen wir loslegen können." | |
Die ersten Entwürfe für den neuen Stadtteil, die jetzt für die Diskussion | |
mit den Anwohnern vorgestellt werden, sind kaum mehr als grobe Skizzen. Sie | |
lassen lediglich erkennen, wo Wohnungen und Gewerbe, Straßen, Plätze und | |
Parks entstehen könnten. "Alle Details wollen wir mit den Bürgern | |
besprechen", sichert Uwe Szczesny, Fraktionschef der CDU im schwarz-grün | |
regierten Bezirk Altona zu. "Wie viele Wohnungen und Sozialwohnungen, wo | |
Gewerbe, Supermarkt, Kitas, Schule, Grünflächen, Straßen - alles steht noch | |
zur Debatte", verspricht Szczesny: "Wir wollen die Wünsche der Bevölkerung | |
in die Planung einbinden." | |
Nicht vorgesehen ist die "Altonaer Autobahn". Im Widerstand gegen die | |
Ikea-Ansiedlung hatte die Initiative "Kein Ikea in Altona" im vorigen Jahr | |
behauptet, es sei ein Autobahnzubringer durch den neuen Stadtteil zum | |
Möbelhaus geplant. Den aber wird es nicht geben. Teil des Plangebietes ist | |
auch der einstige Stückgutbahnhof an der Harkortstraße. Zurzeit wird | |
geprüft, was von dem in Teilen baufälligen Ensemble im Hinterhof der | |
taz-Redaktion erhalten bleiben sollte. | |
Szczesny denkt an "eine kulturelle Nutzung im Low-Budget-Bereich", wie sie | |
bereits Ende der 1990er Jahre unter dem Titel "Kulturbahnhof Altona" | |
angedacht war. Diese Idee wäre in erster Linie für die Künstler von | |
Interesse, die wegen des Ikea-Neubaus das Frappant-Gebäude in der Neuen | |
Großen Bergstraße räumen mussten. Sie sind als Übergangslösung in die | |
einstige Viktoria-Kaserne umgezogen. Mittelfristig könnten die alten Hallen | |
und Werkstätten zu Ateliers werden - im Kulturbahnhof in Altonas neuer | |
Mitte. | |
24 May 2010 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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