# taz.de -- Mit Schampus und Zeckenbiss | |
> Bremens Große Koalition brachte in zwölf Jahren 21 Senatoren und 32 | |
> Staatsräte ins Amt – und einen Großteil auch wieder hinaus. Die besten | |
> Ab- und Rücktritte | |
Ulrich Nölle (CDU, Finanzen): Der „Glücksfall für Bremen“ (O-Ton CDU 199… | |
tritt 1997 nach Auseinandersetzungen mit CDU-Landeschef Bernd Neumann | |
zurück, offizieller Grund: ein Zeckenbiss. Geschäfte mit >Bortscheller | |
treiben seinen Schuldenstand in die Höhe. 2003 werden Wohnungen von ihm | |
zwangsversteigert: Er hatte selbst die Grundsteuer nicht mehr gezahlt. Dumm | |
läuft auch ein Immobilien-Deal in Dresden: Nölle, inzwischen per Haftbefehl | |
gesucht, setzt sich nach Frankreich ab. | |
Uwe Beckmeyer (SPD, Häfen): Verlegt sein Ressort nach Bremerhaven, was laut | |
Gutachten jährlich sechsstellige Mehrkosten verursacht. Nach der Wahl 1999 | |
wird es dem Wirtschaftsressort in Bremen zugeschlagen – Beckmeyer ist | |
draußen. | |
Ralf Borttscheller (CDU, Inneres): Kauft 1996 gemeinsam mit Finanzsenator | |
>Nölle eine Bremer Bank. Der Polizei will er erlauben, Gangster zu | |
erschießen. „Der Mann ist eine Zeitbombe“, lästern CDU-Kollegen. Nach der | |
Wahl 1999 geht Bortscheller leer aus. Als Anwalt schmuggelt er | |
Jahrmarktchips ins Gefängnis, 2004 gibt er seine Notarszulassung zurück. | |
Wenig später reicht er für einen Mandanten einen gefälschten 700.000 | |
Euro-Scheck bei einer Bank ein. | |
Peter Gloystein (CDU, Wirtschaft, Häfen, Kultur): Schüttet beim Weinfest | |
2005 einem Obdachlosen grinsend Sekt über den Kopf. Die „Wucht der Bilder“ | |
zwingt ihn zum Rücktritt. | |
Henning Scherf (SPD, Justiz, Kirche und Bürgermeister): Schleust Millionen | |
am Parlament vorbei zur Grass-Stiftung und zur International University | |
Bremen, verkündet seiner Partei 2004 per Radiointerview aus dem Eismeer, | |
dass er doch länger als 2005 im Amt bleiben will. Die SPD ist entsetzt, | |
Ende 2005 hat Scherf aber doch genug. | |
Jens Eckhoff (CDU, Bau, Umwelt, Verkehr): Geht öffentlich ins | |
Fitnessstudio, um seine Figur senatorabel zu machen. Will die CDU zur | |
modernen Großstadtpartei machen, kokettiert mit schwarz-grün. Alte Freunde | |
von ihm beauftragen Ex-Stasi-Experten, das Büro von CDU-Landeschef Bernd | |
Neumann zu verwanzen. Eckhoff fällt bei dem in Ungnade, Anfang 2006 wirft | |
er das Handtuch. | |
Hartmut Perschau (CDU, Wirtschaft und Häfen, später Finanzen): | |
Mitverantwortlich für die über 200 Millionen Euro, die Bremen im Projekt | |
„Space Park“ versenkt. Das Misstrauensvotum 2004 deswegen übersteht er, | |
einen Monat später tritt er aus gesundheitlichen Gründen zurück. | |
Karin Röpke (SPD, Soziales): Will den inzwischen inhaftierten Klinikchef | |
Andreas Lindner trotz massiver Hinweise auf dessen Fehlverhalten befördern, | |
Missstände im Sozialamt verfolgt sie nicht. Als das Kind Kevin im Herbst | |
2006 tot im Kühlschrank gefunden wird, tritt sie zurück – einen Tag vor | |
einem geplanten Misstrauensvotum wegen des Klinikskandals. SIM | |
12 May 2007 | |
## AUTOREN | |
SIM | |
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