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# taz.de -- Migranten in der Lokalpolitik: Entwicklungsland Deutschland
> In Deutschland sitzen nur wenige Migraten in den Parlamenten der
> Großstädte. Die Linkspartei und die Grünen gehen mit mäßig gutem Beispiel
> voran.
Bild: Vorbild aus der Bundespolitik: Cem Özdemir ist Grünen-Chef - auf lokale…
BERLIN taz| Migranten sind in den Parlamenten deutscher Großstädte
unterrepräsentiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des
Max-Planck-Instituts, der Heinrich-Böll-Stiftung (hbs) und der Stiftung
Mercator, die am Dienstag vorgestellt wurde. Obwohl ein Viertel der
Menschen in Großstädten Migranten sind, stellen sie nur vier Prozent der
Abgeordneten. Zwar stieg ihre Zahl in den vergangenen zehn Jahren von 114
auf 190. Gemessen an den 4670 Mandatsträgern insgesamt sei Deutschland aber
ein "Entwicklungsland", sagte hbs-Vorstand Ralf Fücks.
Allerdings gibt es laut Studie unter den 77 Großstädten Unterschiede.
Während in Frankfurt am Main 15 Ratsmitglieder einen Migrationshintergrund
haben, gibt es in 16 anderen Städten keine "migrantischen" Abgeordneten,
darunter Hagen, Mannheim und Heilbronn.
Unterschiede gibt es zudem in den Parteien. Bei Linkspartei und Grünen sind
Migranten mit acht beziehungsweise sieben Prozent am stärksten vertreten.
Schlusslicht sind CDU und FDP mit nur zwei Prozent. Fücks wertet dies als
"wahlpolitischen Nachteil" für Liberale und Christdemokraten, da seiner
Meinung nach, Migranten als Wähler immer wichtiger werden.
Ebenso unterschiedlich, wie die Situation in den Städten und den Parteien,
sind laut Studien auch die Biografien der einzelnen Abgeordneten. Die
Mehrzahl von ihnen wurde in den 1990er Jahren eingebürgert und über die
Hälfte trat bis 2000 einer Partei bei. 35 Prozent engagierten sich vor
ihrem Mandat in Ausländer- und Integrationsbeiräten, andere leisteten
Basisarbeit in der Partei oder waren in Gewerkschaften, Schüler- oder
Studentenbewegungen aktiv. Quereinsteiger gibt es hingegen vor allem bei
der CDU.
Fast die Hälfte der Abgeordneten mit Migrationshintergrund ist
türkischstämmig. Unter den EU-Staaten sind die häufigsten Herkunftsländer
Italien (neun Prozent) und Griechenland (sieben Prozent). "Überrascht waren
wir, dass es sehr viele Frauen sind", sagte Projektleiterin Karen
Schönwalder. Mit 40 Prozent liegt ihr Anteil höher als im
Bundesdurchschnitt (33 Prozent). Laut Studie ein Beweis dafür, dass das
populistische Bild der besonders schlecht integrierten Einwanderin nicht
stimmt.
28 Jun 2011
## AUTOREN
Alexander Budweg
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