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# taz.de -- Kroatiens Mittelfeldspieler Luka Modric: Das hochbegabte Leichtschw…
> In der kroatischen Mannschaft, dem nächsten Gegner der Deutschen, führt
> der schüchterne Luka Modric Regie.
Bild: Auf dem Platz ist Luka Modric nicht schüchtern.
BAD TATZMANNSDORF taz Luka Modric ist im Lager der Kroaten in Bad
Tatzmannsdorf ein gefragter Mann. Zweimal durfte er schon im Pressezelt auf
dem Podium Platz nehmen, um einer guten Hundertschaft Journalisten sein
Talent zu erklären, und zweimal schien er sich nicht sonderlich
wohlzufühlen. Ein wenig gekrümmt saß er hinter den Mikrofonen, blickte
verlegen an den Kameras vorbei, als würde er nach Ablenkung suchen. Sein
jungenhaftes Gesicht zeigte kaum eine Regung, diese Haltung ließ Modric,
22, der nicht einmal 70 Kilo wiegt, verteilt auf 177 Zentimeter, noch mehr
wie ein Leichtgewicht wirken.
Dabei hat ihn die Öffentlichkeit anders kennen gelernt. Seit Wochen wirbt
der Sportartikelhersteller Nike mit seinem Namen. Modric ist auf riesigen
Plakaten zu sehen, die Hände in die Hüften gestemmt, die Brust nach vorn,
der Blick wirkt entschlossen, siegessicher. Diese Haltung ist inszeniert,
Modric soll zu einem Fußball-Popstar aufgebaut werden, zu einer Kunstfigur,
deren Trikots sich gut verkaufen lassen, auch in Japan und China, nach dem
Prinzip David Beckham oder Cristiano Ronaldo. Ob Modric dafür der Typ ist,
bleibt zweifelhaft, vorerst, denn Extravaganz ist seine Sache nicht -
zumindest nicht jenseits der Seitenlinien.
Auf dem Platz jedoch ist er ein Schwergewicht, Modric ist der Regisseur des
kroatischen Teams. Er behandelt den Ball wie einen Freund, schleppt ihn
nicht mit sich, sondern begreift ihn als Partner. Er ist dribbelstark,
wendig, hat Übersicht und riskiert schwierige Pässe. Er kann im Zentrum
spielen, aber auch auf die Flügel ausweichen. Er ist Spezialist für
Freistöße, Eckbälle, und er setzt seinen schmächtigen Körper auch in der
Abwehrarbeit ein. Im ersten Vorrundenspiel gegen Österreich bemühte er sich
um Kontrolle, gelingen wollte ihm das nicht immer, vor allem nicht in der
zweiten Halbzeit, das lag an ihm, aber auch an seinen Kollegen, die
Probleme mit dem Tempo hatten.
Gewonnen hat Kroatien trotzdem. Modric erzielte den einzigen Treffer,
seinen vierten im 28. Länderspiel. Er verwandelte früh einen Elfmeter,
verlud Torhüter Macho. Plötzlich brach es aus ihm heraus, Modric jubelte,
ballte die Fäuste. Dieses Bild könnte sich wiederholen, schon am Donnerstag
gegen Deutschland in Klagenfurt. Allerdings muss sich dafür nicht nur
Modric steigern, der kleine Dribbler aus der Hafenstadt Zadar.
Er hat das Zeug, zu einem Weltklassespieler mit Konstanz zu wachsen, sagt
Slaven Bilic, der Trainer der Kroaten, "er ist einer unserer Stars und
wichtigsten Spieler". Bilic ist sein Förderer, er erhob Modric nach der
Weltmeisterschaft 2006 zum Stammspieler, auch anderen jungen Spielern wie
Mladen Petric (Borussia Dortmund) oder Ivan Rakitic (Schalke 04) schenkte
der Trainer sein Vertrauen. Bilic will Talente früh an das Spitzenniveau
heranführen, lange hat er gefordert, dass Modric ins Ausland geht. Der
Schützling tat, wie ihm geheißen: Für umgerechnet 26 Millionen Euro wird
Modric im Sommer von Dinamo Zagreb zu Tottenham Hotspur wechseln.
11 Jun 2008
## AUTOREN
Ronny Blaschke
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