# taz.de -- Kommentar Wahl in Kroatien: Ein starkes Team | |
> Zum Glück für Josipovic und die Regierung konnte Bandic, den manche als | |
> "Kroatiens Berlusconi" bezeichnet haben, das konservative Lager nicht | |
> mobilisieren. | |
Dass der Sieg des Rechtsprofessors aus Zagreb mit 60 Prozent so hoch | |
ausfallen würde, hätte kaum jemand geglaubt. Denn Ivo Josipovic, der ruhig | |
und argumentativ auftretende Sozialdemokrat, ist kein Volkstribun, kein | |
Draufgänger, kein witzig zuspitzender Politprofi wie sein Vorgänger Stipe | |
Mesic. Doch seine schlichte Botschaft, für Gerechtigkeit, | |
Rechtsstaatlichkeit und die Integration Kroatiens in die Europäische Union | |
einzutreten, zündete dennoch. Vor allem in den großen Städten nahm die | |
Bevölkerung ihm ab, ein integrer Mann zu sein, der im Kampf gegen die | |
Korruption Erfolg haben könnte. | |
Ebenfalls aus der SDP stammte sein Gegenkandidat, der Bürgermeister von | |
Zagreb, Milan Bandic. Doch der Populist und sprunghafte Politiker konnte | |
dem Wahlkampf kein Thema aufdrücken, das ihm genützt hätte. Weil er | |
beleidigt war, von der SDP nicht als Kandidat aufgestellt zu werden, trat | |
er als Unabhängiger an. Als er von der Partei ausgeschlossen wurde, machte | |
er sich rechte Positionen zu eigen, warnte vor einem "Roten Kroatien", | |
malte das Schreckgespenst des Kommunismus an die Wand, hielt das Kreuz Jesu | |
in alle Kameras und biederte sich bei den Kriegsveteranen an. | |
Zum Glück für Josipovic und die Regierung konnte Bandic, den manche als | |
"Kroatiens Berlusconi" bezeichnet haben, das konservative Lager nicht | |
mobilisieren. Die Wahlbeteiligung lag bei niedrigen 50 Prozent, andernfalls | |
wäre es wohl knapp geworden. | |
Dass viele Konservative gleich ganz den Urnen fernblieben, ist auch der | |
Zurückhaltung der konservativen Regierungschefin Jadranka Kosor zu | |
verdanken. Auch die Chefin der konservativen HDZ sieht die Korruption als | |
Hindernis auf dem Weg nach Europa und betrachtete Josipovic als den | |
besseren Kandidaten. Diese lagerübergreifende Einigkeit verspricht für | |
Kroatiens Zukunft nichts Schlechtes. | |
11 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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