| # taz.de -- Kommentar Leichtathletik-WM-Boykott: Warum wir verzichten | |
| > JournalistInnen müssen einer Überprüfung ihrer Daten zustimmen, um eine | |
| > Akkreditierung für die Leichtathletik-WM zu bekommen. Das ist nicht | |
| > hinnehmbar. | |
| Kein Ereignis ist wichtig genug, um für eine Berichterstattung die | |
| Grundregeln der Pressefreiheit zu verraten. Deshalb haben wir uns | |
| entschieden, über die Leichtathletik-Weltmeisterschaft, die am 15. August | |
| in Berlin beginnt, nicht zu berichten. Denn wie schon bei der Fußball-WM | |
| 2006 müssen JournalistInnen, um eine Akkreditierung zu bekommen, einer | |
| umfassenden Überprüfung ihrer persönlichen Daten zustimmen. Genutzt werden | |
| dabei Datensammlungen der Polizei des Bundes und der Länder bis hin zu | |
| Informationen des Verfassungsschutzes sowie des Bundesnachrichtendienstes. | |
| Das ist ein massiver Eingriff in das Gebot der Pressefreiheit. Wenn ein | |
| Journalist nachweisen kann, dass er ein Journalist ist, hat er das Recht | |
| auf eine Arbeitsgenehmigung. Jegliche Einschränkung ist aus guten Gründen | |
| nicht statthaft. | |
| Dazu kommt, dass privaten Unternehmen Informationen der Sicherheitsbehörden | |
| zur Verfügung gestellt werden. Damit entscheidet das Berlin Organising | |
| Committee (BOC) schließlich, wem es erlaubt wird, das Stadion zu betreten, | |
| und wem nicht. | |
| Diese sogenannten Zuverlässigkeitsprüfungen sind ein weiterer Beleg dafür, | |
| dass unter dem Deckmantel Sicherheit die Rechte von JournalistInnen immer | |
| weiter eingeschränkt werden. Nachdem die Überwachung von Telefon- und | |
| Internetdaten deutlich ausgeweitet wurde, werden Pressevertreter bei | |
| Großveranstaltungen offensichtlich immer häufiger gezwungen, einem | |
| Personencheck zuzustimmen, wenn sie ihre Arbeit machen wollen. Die taz wird | |
| deshalb auf die Berichterstattung über die Leichtathletik-WM ganz | |
| verzichten. | |
| 6 Aug 2009 | |
| ## AUTOREN | |
| Ines Pohl | |
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