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# taz.de -- Kolumne Bio: Auf einen Joint mit Renate Künast
> Wenn Ökospießer Drogenpolitik machen, kommt das pure Leid heraus.
> Jüngstes Beispiel: Renate Künast spricht in der "SuperIllu" über ein
> drogenfreies Leben.
Bild: Einfach mal locker machen, dann klappt's auch mit dem Kanzleramt. Oder de…
Wenn man mal bei Zigaretten und Kaffee schwach wird, [1][hat Renate Künast
Verständnis], sagt sie im bunten Blatt der Ostdeutschen, der SuperIllu.
Ansonsten findet sie es gut, wenn "Menschen ein möglichst drogenfreies
Leben führen".
Die fast drogenfreie Gesellschaft also. Künasts Ansicht nach sind
offensichtlich nur diejenigen Drogen akzeptabel, die gesellschaftlich
anerkannt sind und einen bei der Arbeit nicht stören. Die Kriterien, warum
sie nur diese beiden Drogen okay findet, andere aber nicht, bleiben im
Dunkeln. Warum, Renate Künast, gerade Tabak und Kaffee? Warum nicht Hanf,
das flauschige Ecstasy oder Zauberpilze?
Alles Drogen, die bei der vielbeachteten Nutts-Studie zum
gesellschaftlichen Schaden als eher unschädlich beurteilt wurden.
Unschädlicher zumindest als Tabak. Doch Renate Künast haut in der SuperIllu
noch mehr raus: "Recht auf Rausch – in welchem Jahrhundert leben Sie
eigentlich?", fragt sie.
## Die Recherche nach dem Jahrhundert ist leicht
Nun, die Recherche nach dem Jahrhundert ist leicht: Wir leben im
Jahrhundert des Drogenkriegs und dafür muss man sich nicht nur in Mexiko
und Afghanistan umsehen - Afghanistan, Mohn, Opium, Heroin, you know?
Hipper als Renate Künast, aber auch Politiker der Grünen, ist der nette
alte Hessen-Realo mit den schönen Hemden, nämlich der Vorsitzende des
Menschenrechtsausschusses des Bundestags, Tom Koenigs. Der sagt: "Der Krieg
gegen die Drogen ist gescheitert." Die Zeit sei reif für eine
Entkriminalisierung. Wow, ein Lichtblick! Menschenrechtsorientiert und
international!
Drogenpolitik bei den Grünen ist ansonsten, wie der Drogenkrieg, das pure
Leiden. Besonders gerne wird man mit dem Vorwurf des Drogenkonsums
diffamiert. Deswegen mache ich lieber ohne diese Ökospießer Drogenpolitik.
Zum Beispiel in Polen: Beim Verlag [2][Krytyka Polityczna] erzählten sie,
wie schwierig es ist, in Gdansk ein Methadonprogramm zu etablieren. Und in
Leipzig steht die Aufklärungsorganisation [3][Drugscouts] wegen eines
Flyers für Heroin-Konsumenten unter Druck. Also für die, die sich schon für
Heroin-Konsum entschieden haben. Die Kritiker sagen: Skan-da-lös! Da wird
für Drogenkonsum Werbung gemacht!
## Kennt Künast das Wahlprogramm der Grünen?
Man fragt sich: Was würde Renate Künast zu dem Projekt Drugscouts sagen?
Wünscht sie sich Flyer nur für Coffee & Cigarettes? Kennt sie
schadensminimierende, akzeptierende Drogenpolitik-Konzepte? Und: Kennt sie
das Wahlprogramm der Grünen? Wird sie sich daran orientieren - oder haben
wir dann am Ende das, was sie da sinngemäß in der SuperIllu verkündet hat?
Was geschieht, wenn Renate Künast wirklich das rote Rathaus entert? Haben
wir dann bald einen Drogenkrieg in unserem schönen Berlin? Wird sie die
vielen Touristen vertreiben, die Wowi und die SPD anlocken wollen? Wird es
Drogenrazzien in Berliner Techno-Clubs geben? Es gibt ja sogar einen mit
dem Namen "Renate". Ist das Projekt Drugchecking nur ein billiger
Wahlkampftrick?
Und vor allem: Wird Renate Künast zur [4][Hanfparade] kommen?
1 Aug 2011
## LINKS
[1] http://www.superillu.de/aktuell/Renate_Kuenast_im_Interview_2073839.html
[2] http://www.krytykapolityczna.pl/Deutsch/menu-id-114.html
[3] http://drugscouts.de/
[4] http://www.hanfparade.de
## AUTOREN
Julia Seeliger
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