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# taz.de -- das portrait: Kater nach der Party mit Mario Müller
Bild: Hält sich für friedlich: Rechtsextremer Mario Müller Foto: Otto Belina
Eigentlich gibt sich Mario Müller in letzter Zeit immer gern als
Saubermann, als friedlicher Rebell und geläuterter Intellektueller. Allein:
Es gelingt ihm nicht. Ihm, dem Gewalttäter und Aktivisten der
rechtsextremistischen Identitären Bewegung.
Gerade vor ein paar Tagen sorgte Müller durch seine schiere Anwesenheit auf
der Geburtstagsfeier seines Freundes, dem immer noch ein bisschen mehr nach
ganz rechts abdriftenden Hamburger Publizisten Matthias Matussek, für einen
Eklat – und nötigte Restvernunft-begabte Mitgäste wie Reinhold Beckmann
dazu, sich zu distanzieren. Nicht, dass sich da mit Figuren wie der
Ex-Christdemokratin Erika Steinbach oder dem Chef der neurechten
Wochenzeitung Junge Freiheit, Dieter Stein, nicht noch andere rechte
Gruselgestalten zugeprostet hätten. Aber Müller ist eben noch mal ein
anderes Kaliber.
Geboren am 19. November 1988 in Bremen, wuchs Müller in dem kleinen Dorf
Harpstedt südlich von Delmenhorst auf. Er hätte Trecker fahren können oder
Sticker sammeln, doch Müller entschied sich, Andersdenkende zu
drangsalieren und anzugreifen. Als Anführer einer Gruppe, die sich erst
„Aktionsgruppe Delmenhorst“ und später „Nationaler Widerstand Delmenhors…
nannte, zog er durchs Dorf. Das Programm: Der Kampf um die Straße. 2012
wurde er verurteilt, weil er einen Antifaschisten schwer verletzte – mit
einem Totschläger, den er sich aus einer Hantelmutter und einer Socke
selbstgebaut hatte. Örtliche AntifaschistInnen wissen von zahlreichen
weiteren Angriffen zu berichten.
Später studierte Müller Sozialwissenschaften in Magdeburg, doch zuletzt zog
es ihn nach Halle. Dort gründeten 2017 AktivistInnen der Neuen Rechten ein
Hausprojekt, das seitdem Anlaufpunkt für AfD-Rechtsausleger, ebenso wie für
den faschistischen Publizisten Götz Kubitschek oder für AktivistInnen der
„Identitären Bewegung“ ist. Deren lokaler Ableger heißt „Kontrakultur�…
wird von Müller angeführt. In einem gleichnamigen Buch, das beim extrem
rechten Antaios-Verlag erschienen ist, verrät Müller nicht nur Styling- und
Modetipps, sondern auch die politische Agenda: Er schreibt über
„Remigration“ von MigrantInnen, wünscht sich eine „Festung Europa“ und
erklärt: „Bevor eine politische Revolution gelingen kann, muss man
sicherstellen, dass das Volk diese Revolution für legitim erachtet. Zuerst
gilt es daher, die Köpfe und Herzen zu erreichen.“
Dass das aber eben nicht friedlich abläuft, berichtet das Bündnis „Halle
gegen Rechts“. Über Müllers Gruppe „Kontrakultur“ weiß man dort zu
berichten, dass sie bereits Journalisten, Studierende und Polizeibeamte
angegriffen hat. „Zuletzt kam es dort vor wenigen Tagen zu einem Angriff
auf mehrere Personen, die dabei teils verletzt wurden“, schreibt das
Bündnis anlässlich Müllers Auftritt bei Matusseks Party.
Wie ein Sprecher des Amtsgerichts Halle der taz bestätigte, ist Müller
aktuell Angeschuldigter in zwei Verfahren, bei denen derzeit die Zulassung
der Anklage zur Hauptverhandlung geprüft wird. Einerseits hat die
Staatsanwaltschaft gegen Müller wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz
Anklage erhoben, andererseits wegen gefährlicher Körperverletzung: Nachdem
es [1][2017] zu Pöbeleien und Flaschenwürfen auf das rechte Haus in Halle
gekommen sein soll, sollen Müller und Mitstreiter sich mit Schutzschild,
Helm und Baseballschläger aufgemacht haben, um die politischen Gegner zu
treffen. Bei der Jagd auf dem nahen Unigelände griffen die Identitären dann
mutmaßlich zwei Zivilpolizisten mit Pfefferspray an, die sich zuvor als
solche zu erkennen gegeben haben sollen. Jean-Philipp Baeck
13 Mar 2019
## LINKS
[1] https://www.mz-web.de/halle-saale/eskalation-der-gewalt-identitaere-greifen…
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
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