# taz.de -- Irans Regime droht Opposition: Mussavi ruft zu Protesten auf | |
> Am 30. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran mobilisiert | |
> dieses Mal auch die Opposition. Das Regime spricht von Verschwörungen und | |
> droht mit Gewalt. | |
Bild: Will weiterkämpfen: Oppositionsführer Mussavi. | |
BERLIN taz | Die iranische Opposition hat für den 4. November landesweite | |
Demonstrationen und Kundgebungen angekündigt. Seit Wochen wird im Internet | |
und durch SMS-Sendungen für die Teilnahme an den geplanten Aktionen | |
geworben. Es ist der Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran | |
vor 30 Jahren. Damals wurden 52 amerikanische Botschaftsangehörige als | |
Geiseln genommen. Sie wurden 444 Tage lang festgehalten, und die USA | |
brachen 1980 ihre diplomatischen Beziehungen zu Iran ab. | |
Seitdem veranstaltet das Regime jedes Jahr am 4. November Kundgebungen und | |
Demonstrationen. Nun hat die Opposition beschlossen, diesen Tag zum | |
Protesttag gegen die Regierung zu verwandeln. Damit setzt die "Grüne | |
Bewegung" ihre seit Wochen eingeschlagene Strategie fort. Da jeder Antrag, | |
Kundgebungen und Demonstrationen abzuhalten, abgelehnt wird und verbotene | |
Versammlungen brutal niedergeschlagen werden, sollen vom Regime inszenierte | |
Massenveranstaltungen zu Protestaktionen umfunktioniert werden. | |
So geschah es am Al Quds-Tag am 18. September, so soll es auch am 4. | |
November wieder sein. Weitere Möglichkeiten bieten sich beim wöchentlichen | |
Freitagsgebet, bei Fußballspielen oder bei religiösen Feier- und | |
Trauertagen. Damit gerät das Regime, das auf Massenkundgebungen angewiesen | |
ist, in eine schier auswegslose Situation. Es kann es sich nicht leisten, | |
all diese Veranstaltungen auszusetzen, aber auch nicht dulden, dass die | |
Feier-, Trauer und Gedenktage zu einer Bühne für die Opposition werden. | |
Nun soll nach dem Willen des Regimes dem Spuk ein Ende gesetzt werden. | |
Einer der für die Hauptstadt Teheran zuständigen Kommandanten der | |
Revolutionswächter, Ali Fasli, warnte vor dem Vorhaben. "Das Lager der | |
Verschwörungen" sei am Werk und plane für den 4. November "spitzbübische | |
Aktionen". Gegenüber der Nachrichtenagentur Fars sagte er vergangene Woche: | |
"Wir müssen wachsam sein und hart reagieren, sonst werden wir in Zukunft | |
die Kontrolle verlieren." | |
Bereits zuvor hatte der radikale Geistliche, Ahmad Dschannati, beim | |
Freitagsgebet gesagt: "Einige Elemente, die von außen gesteuert werden und | |
deren Verschwörungspläne am Al-Quds-Tag vereitelt wurden, haben für den 4. | |
November ähnliche Aktionen vorbereitet, aber sie werden auch dieses Mal | |
scheitern." Auch der Oberkommandierende der Ordnungskräfte Irans, Esmail | |
Ahmadi Moghaddam, drohte, die Polizei werde auf Demonstrationen und | |
Kundgebungen gegen die Regierung hart reagieren. Seit Tagen versuchen | |
staatlich gelenkte Medien zu suggerieren, dass es sich bei den geplanten | |
Protesten um eine vom Ausland koordinierte Aktion handelt, die einen | |
sanften Regimewechsel zum Ziel habe. | |
Doch allen Drohungen zum Trotz hat der Präsidentschaftskandidat und | |
Oppositionsführer Mir Hossein Mussavi seine Anhänger aufgefordert, am 4. | |
November auf die Straße zu gehen. Er erklärte am 31. Oktober auf seiner | |
Webseite, er werde seinen Kampf für einen politischen Wandel fortsetzen. | |
Trotz des Drucks werde er "keinen Deut vom eingeschlagenen Weg" abweichen | |
und weiterhin Reformen fordern. Das Vorgehen der Regierung gegen | |
Demonstranten und Journalisten sei ein Verstoß gegen die Verfassung und die | |
Scharia, das islamische Recht. | |
Mussavi äußerte sich zuversichtlich, dass die "Gegner des Volkes früher | |
oder später - eher sehr bald - die politische Bühne verlassen werden". Denn | |
wenn ein Volk sich dazu entschlossen habe, seinen Willen durchzusetzen, | |
könne niemand es aufhalten. | |
2 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
Bahman Nirumand | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |