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# taz.de -- Gro Brundtland kehrt aus Steuerexil zurück: Norwegens reumütige L…
> Norwegens Landesmutter Gro Harlem Brundtland will finanziell reinen Tisch
> machen - und ihren Wohnsitz aus dem steuergünstigen Frankreich nach
> Norwegen zurückverlegen.
Bild: Sparefroh Gro Brundtland 1996.
Auch eine Landesmutter darf sich nicht alles leisten. Das erfährt derzeit
Norwegens ehemalige Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Obwohl schon
seit Jahren Staatsrentnerin, sorgt sie jetzt täglich für neue Schlagzeilen.
Die jetzt 68-jährige Gro, wie sie in ihrer Heimat liebevoll abgekürzt wird,
hatte 2004 ihren Wohnsitz nach Südfrankreich verlegt - eine für norwegische
Pensionäre gute Wahl. Aufgrund eines 27 Jahre alten Steuerabkommens
zwischen Paris und Oslo müssen sie dann nämlich weder in ihrer alten, noch
ihrer neuen Heimat Steuern zahlen.
Davon will Gro zwar keine Ahnung gehabt haben, nutzte dieses
Steuerschlupfloch für ihre Staatspension von jährlich rund 100.000 Euro
aber gerne aus. Das ist zwar nicht ungesetzlich, für eine norwegische
Sozialdemokratin aber keinesfalls das moralische Verhalten, das man von ihr
erwartet hätte. So hatte sie in ihrer Neujahrsansprache 1992 den
denkwürdigen Satz geprägt: "Es ist typisch norwegisch, gut zu sein."
Brundtland, die 1981 erste weibliche Ministerpräsidentin Norwegens geworden
war, "vergaß" zu allem Überfluss auch, für ihre Nebeneinkünfte Steuern zu
zahlen, die nicht unter das französisch-norwegische
Steuerbefreiungsabkommen fielen. Hält sie Vorträge, so soll ihr Honorar
dafür auf dem Niveau eines Bill Clinton oder Tony Blair liegen: Rund 50.000
Euro pro Dreiviertelstunde.
Darüber hinaus hatte sich die ehemalige Chefin der
Weltgesundheitsorganisation WHO vor einigen Jahren ausgerechnet als
"Beraterin" vom Pepsi Cola-Konzern anwerben lassen. Dieser lässt sich
dieses kostbare Aushängeschild, das auf der Internet-Präsentation seines
"Health & Wellness Advisory Board" ganz oben prangt, vermutlich ebenfalls
einiges kosten. Alle diese nicht gemeldeten Einkünfte hätten womöglich auch
Brundtlands Pension vermindern können.
Trotz Wohnsitzes in Frankreich hatten Gro und ihr Ehemann Arne Olav, der
mit Büchern über das Leben an der Seite der Landesmutter "Verheiratet mit
Gro" (1996) und "Immer noch verheiratet mit Gro" (2003) zwei Bestseller
landete, die kostenfreie norwegische Gesundheitsvorsorge dankbar in
Anspruch genommen.
Zweimal ließ Brundtland 2006 teure Hüftoperationen vornehmen. Die muss das
Ehepaar nicht bezahlen, weil der Chef des Osloer Universitätskrankenhauses
jetzt höchstpersönlich die Kostenverantwortung übernommen hat. Doch
ansonsten hat Gro sich entschieden, mit Finanzamt und Rentenkasse abrechnen
zu wollen: "Diese negative Aufmerksamkeit ist weder für mich und meine
Familie, noch die Partei gut", räumte sie in einem Interview ein.
9 Jan 2008
## AUTOREN
Reinhard Wolff
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