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# taz.de -- Golf ohne Club: Auf die billigen Plätze, fertig los!
> Golf ist irgendwo auf dem Weg zwischen Elite- und Volkssport. Im Norden
> gibt es zahlreiche Plätze, auf denen man einfach losschlagen kann - ohne
> elitäres Gehabe.
Bild: Kostet nichts, bietet aber auch nur mäßige Wettkampfbedingungen: Golfen…
HAMBURG taz | "Haben Sie noch Sex oder golfen Sie schon?", wird über Golf
gern gespottet. Das Bild der Sportart prägen alte Männer, die mit Zigarre
im Mund, weißen Schuhen und karierten Hosen über traumhafte Plätze
schlendern, dabei über Gewerkschaften und hohe Steuern schimpfen und sich
hinterher im Clubhaus in hohe Ledersessel fallen lassen und Brandy aus
Brandy-Gläsern schlürfen.
Natürlich ist das Quatsch. Die Wahrheit besteht auch aus Driving Ranges in
der Stadt, Abschlägen unter Flutlicht, aus Jugendturnieren. Der Sport hat
sich gewandelt - und das muss er auch, denn er braucht Nachwuchs. Nur die
wenigsten Plätze haben eine gute Auslastung. "Viele Clubs müssen sich
öffnen und verändern", sagt Christoph, 27, der schon auf vielen Plätzen in
Norddeutschland gespielt hat, "sonst sterben ihnen irgendwann die Spieler
weg."
Deutsche Golfclubs haben derzeit annähernd 700.000 Mitglieder. Für viele
war dieser Sport lange unerreichbar: Beiträge von mehreren hundert Euro im
Jahr, horrende Aufnahmegebühren und Golfschlägersets, die teilweise erst
bei 300 Euro losgehen, sind Standard. Doch mittlerweile gibt es
Alternativen zu den teuren Clubs: In Norddeutschland gibt es viele
öffentliche Plätze und Driving Ranges. Auf der Internetseite
[1][billig-Golf-spielen.de] kann man sich die günstigen Plätze in seiner
Umgebung anzeigen lassen. Bei der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG)
gibt es eine Übersichtsbroschüre.
In Hamburg-Moorfleet, Siek, Travemünde, Segeberg - sogar auf Fehmarn:
Überall gibt es freie Plätze, auf denen man ohne Mitgliedschaft einfach
drauflos golfen kann - ohne teure Mitgliedschaft, ohne Beitrittsgebühr.
Teilweise benötigt man nicht einmal die Platzreife. "Natürlich gibt es noch
teure private Clubs mit hohen Aufnahmegebühren, bei denen die Mitglieder
unter sich bleiben wollen", sagt Johannes Podszun von der VcG. "Doch die
Heterogenität der Angebote ist groß."
Die Vereinigung ist die derzeit anerkannteste Alternative zur klassischen
Golfclub-Mitgliedschaft, besonders viele Anfänger entscheiden sich dafür.
Der Jahresbeitrag ist deutlich geringer als bei normalen Clubs, und die
Mitglieder können als Gastspieler auf nahezu allen großen Plätzen spielen.
Knapp 22.000 Mitglieder hat der VcG bereits. "Wir sprechen
Gelegenheitsgolfer an, die viel reisen. Es ist eine relativ junge
Zielgruppe", sagt Podszun.
Eine weitere Variante sind die sogenannten "Fernmitgliedschaften". Auch
hier sind die Jahresbeiträge günstiger, das Clubmitglied darf jedoch nicht
auf Plätzen spielen, die innerhalb eines bestimmten Umgebungsradius des
Clubs liegen. Der Trick: Man wird als Clubmitglied - beispielsweise in
Süddeutschland - geführt und kann gegen Greenfee auf Anlagen in der Nähe
seines Wohnorts spielen.
Innerhalb der Golfszene tobt ein Kampf zwischen Reformern, die Golf zum
Volkssport machen wollen - und denen, die die "finanzielle Selektion"
beibehalten wollen. Viele der etablierten Clubs bieten inzwischen günstige
Jugend- oder Studententarife an. Einen entscheidenden Vorteil haben sie
noch immer: Spätestens, wenn man an Turnieren teilnehmen möchte, muss man
einem Club - und sei es der VcG - beitreten. Der Hintergrund: Nur die
Vereine dürfen die Handicaps der Spieler führen und verwalten - und ohne
diese ist kein Wettkampf möglich.
Die Golf-Möglichkeiten sind also gewachsen. Doch hat das abschlagen und
putten auch Potenzial zum Volkssport? Selbst in der Golf-Hochburg Hamburg
sind derzeit nur etwa 8.500 Mitglieder registriert. Zum Vergleich: Der
größte Verband - Turnen und Gymnastik - zählt 150.000 Mitglieder.
"Die Zeiten, in denen Golf lediglich etwas für Reiche war, sind vorbei",
sagt zwar Julia Kramer vom Deutschen Golfverband (DGV), doch Golf ist auch
heute noch nicht gerade günstig. Selbst auf öffentlichen Plätzen sind
18-Loch-Runden nicht unter 30 Euro zu bekommen. "Ein Unterschied zum
Fußball, den man ja praktisch in jedem Dorf spielen kann, sind die Plätze",
erklärt Kramer. Diese benötigten beim Golf viel mehr Fläche und intensive
Pflege. "Das ist natürlich eine höhere Grundinvestition als ein Bolzplatz."
10 Jun 2012
## LINKS
[1] http://billig-golf-spielen.de/
## AUTOREN
Benjamin Knaack
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