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# taz.de -- Glyphosat-Klage: Bayer muss wieder vor Gericht
> Für Bayer war der Fall geklärt, nun rollt ihn ein Gericht wieder auf. Das
> Unternehmen hatte versäumt, auf Krebsrisiken in seinen Produkten
> hinzuweisen.
Bild: Roundup-Produkte in einem Supermarktregal in Hooksett, New Hampshire, USA
Berlin reuters | Eine Klärung seines teuren [1][Glyphosat-Rechtsstreits]
vor dem Obersten Gericht der USA rückt für Bayer in weite Ferne. Nachdem
der Pharma- und Agrarchemiekonzern bereits mit zwei Berufungsanträgen vor
dem Supreme Court scheiterte, muss Bayer nun auch seine vorerst letzte
Hoffnung begraben, dass sich das Gericht damit beschäftigt.
Denn ein Bundesberufungsgericht rollte am Dienstag den Fall des Klägers
John Carson aus dem Bundesstaat Georgia wieder auf, den Bayer Ende 2020 in
erster Instanz [2][bereits gewonnen] hatte. Das Gericht in Montgomery im
US-Bundesstaat Alabama wies das Argument von Bayer zurück, dass das
Unternehmen durch Bundesgesetze vor bundesstaatlichen Klagen wie der von
Carson geschützt sei. Bayer erklärte, die Entscheidung des Gerichts nicht
nachvollziehen zu können und nun seine weiteren rechtlichen Möglichkeiten
zu prüfen.
Bayer-Aktien verloren am Mittwoch mehr als zwei Prozent und gehörten in
einem schwachen Gesamtmarkt zu den größten Dax-Verlierern. „Unseres
Erachtens scheinen mit dieser Entscheidung die Optionen außerhalb der
Beilegung der verbleibenden Fälle erledigt zu sein“, erklärten die
Analysten von Jefferies. Nach Ablehnung der bisherigen Berufungsanträge von
Bayer durch den Supreme Court sei dies aber absehbar gewesen.
Das Unternehmen hatte gehofft, dass das Berufungsgericht im Fall Carson
erneut zu seinen Gunsten entscheiden und bestätigen würde, dass Bayer nicht
vor Krebsrisiken auf seinen glyphosathaltigen Roundup-Produkten zur
Unkrautvernichtung hätte warnen müssen, das dies durch das relevante
Bundesgesetz ausgeschlossen ist.
## Noch 31.000 Glyphosat-Klagen
Die US-Umweltschutzbehörde EPA selbst hatte Warnhinweise vor möglichen
Krebsgefahren verboten und befunden, dass glyphosatbasierte
Unkrautvernichter nicht krebserregend sind. Darauf setzte Bayer und hoffte,
dass eine unterschiedliche Rechtsprechung von Berufungsinstanzen doch noch
die Grundlage für eine Prüfung des Supreme Courts schaffen könnte – wodurch
die Haftung des Unternehmens in Tausenden von Klagen eingeschränkt werden
könnte.
Das Berufungsgericht hob allerdings das Urteil zu Gunsten von Bayer auf und
verwies die Sache zurück zur weiteren Verhandlung. Das Unternehmen prüft
nun, dagegen Widerspruch einzulegen. „Bayer steht weiterhin vollständig
hinter den Roundup-Produkten, da Wissenschaft und Regulierungsbehörden
weltweit nach wie vor bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide sicher
und nicht-krebserregend sind.“ Carson führt seine 2016 diagnostizierte
Krebserkrankung auf die jahrelange Verwendung von Roundup zurück. Das
Unternehmen hätte auf dem Etikett des Produkts vor Krebsrisiken warnen
müssen.
Die Klagewelle in den USA hatte sich Bayer mit der milliardenschweren
Übernahme des Roundup-Herstellers Monsanto eingehandelt. Zuletzt standen
noch für rund 31.000 der insgesamt 138.000 eingereichten und drohenden
[3][Glyphosat-Klagen] Einigungen aus. Bisher hat der Konzern drei Prozesse
mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen verloren und in allen
bisherigen Berufungsverfahren Niederlagen erlitten. In zwei dieser Fälle
ist Bayer inzwischen auch vor dem Supreme Court gescheitert. Neben Carson
hat Bayer allerdings auch vier Fälle gewonnen.
Für ein Scheitern vor dem Supreme Court hat der Konzern bereits vorgesorgt
und im vergangenen Jahr zusätzliche Rückstellungen von 4,5 Milliarden
Dollar gebildet. Da die überwiegende Mehrheit der Kläger die
Roundup-Produkte zur Unkrautvernichtung privat eingesetzt hat, will Bayer
ab 2023 zudem keine glyphosathaltigen Produkte mehr an Privatkunden
verkaufen.
13 Jul 2022
## LINKS
[1] /Glyphosat-Streit-in-den-USA/!5862818
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[3] /Glyphosat-Streit-geht-weiter/!5775332
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