# taz.de -- Gericht erkennt Bestechlichkeit | |
> Mit einer vorläufigen Zwischenbilanz überraschte das Landgericht gestern | |
> in einem Zechbau-Verfahren: Der Tatverdacht gegen den | |
> Bau-Abteilungsleiter habe sich „erhärtet“, erklärte der Richter. Zechbau | |
> hat ihm laut Anklage 321.000 Euro geschenkt | |
bremen taz ■ Das Bremer Landgericht geht in seiner „vorläufigen | |
Einschätzung“ davon aus, dass der „Tatverdacht im Sinne der Anklage“ geg… | |
den langjährigen Abteilungsleiter des Bauressorts, Gottfried Z., als | |
„erhärtet“ gelten kann. Der Firma Zechbau wird „Vorteilsgewährung“ | |
vorgeworfen, dem Abteilungsleiter Z. die „Bereitschaft, das anzunehmen“. | |
Mit dieser Erklärung überraschte das Gericht gestern die Prozessbeobachter. | |
Auch die Anwälte des Firmeninhabers Kurt Zech, dessen Verfahren noch | |
schwebt, saßen interessiert im Saal. | |
Wochenlang war es zuvor um einen 72-jährigen Baugutachter gegangen. Zu | |
diesem Sachverständigen könne das Gericht kein Vertrauen haben, stellte nun | |
der Vorsitzende Richter Bernd Asbrock in der 38. Verhandlung klar. In der | |
Sache sei man allerdings sehr viel weiter als zu Beginn des Prozesses vor | |
knapp einem Jahr. Mit einem neuen Gutachter soll das Verfahren fortgeführt | |
werden. | |
In den kommenden Wochen soll untersucht werden, wie und an welchen | |
staatlichen Bauaufträgen zugunsten Zechbau der Angeklagte beteiligt war, | |
während Zechbau sein Privathaus kostengünstig umbaute. Insgesamt 231.000 | |
Euro Preisnachlass habe Zechbau dem Beamten gewährt, hatte die | |
Staatsanwaltschaft in die Anklage geschrieben. Die Firma Zechbau habe sogar | |
an Subunternehmer mehr gezahlt, als sie Z. für deren Leistung in Rechnung | |
gestellt hatte. | |
Das Gericht begründete ausführlich, wie es zu dieser Zwischenbewertung | |
gekommen war. Z. hatte das Objekt in der Mathildenstraße im Juni 1996 für | |
660.000 Mark gekauft und wollte es sanieren lassen. Bei einer ersten | |
Begehung waren die Sanierungskosten auf rund 250.000 Mark geschätzt worden. | |
Das war Z. zu viel, er schaltete daher den Zechbau-Geschäftsführer Andreas | |
Hundsdörfer ein, der wegen diverser Stadion-Umbauten gute Kontakte zur | |
Baubehörde hatte. Nicht alle Details seien nachvollziehbar, weil die Akten | |
der Firma Zechbau auf Anweisung von oben später „bereinigt“ worden seien, | |
ein entscheidendes Protokoll über die zusätzlich in Auftrag gegebene | |
Aufstockung des Hauses fehle. | |
Tatsächlich war die Abteilung „Protokolle“ in dem Chef-Ordner der Firma | |
Zechbau leer, als die Fahnder kamen. Aber aus den Unterlagen der | |
Subunternehmen ergibt sich für das Gericht ganz eindeutig, dass Zechbau im | |
Sommer 1996 offenbar „bewusst ein untersetztes Preisangebot“ machte. Dass | |
hier gezielt gehandelt wurde, zeige auch die Anweisung, bestimmte Beträge | |
auf die Baumaßnahmen „Ostkurve“ zu buchen und so den wahren Sachverhalt in | |
den Firmenunterlagen zu verschleiern. Dies dürfte, so der Richter, „wohl | |
nicht ohne Wissen der Geschäftsleitung von Zechbau möglich gewesen sein“. | |
Der Angeklagte Z. hatte dazu nur einmal erklärt, er wisse auch nicht, ob | |
Zechbau ihm da habe „Gutes tun“ wollen, jedenfalls habe er bei den | |
Baufirmen „Ehrgeiz, es besonders schön zu machen“, beobachtet. Naivität | |
wollte das Gericht aber nicht gelten lassen: Der Bauabteilungsleiter sei | |
Fachmann und an der Umbauplanung seines privaten Wohnhauses so intensiv | |
beteiligt gewesen, dass er den Vorteil habe erkennen müssen, schloss der | |
Richter. Als Beamter hätte er den Vorteil nicht annehmen dürfen. Wie stark | |
Z. in diesen Jahren mit der Vergabe staatlicher Aufträge an die Firma | |
Zechbau befasst war und ob nachweisbar ist, dass er Zechbau direkt oder | |
indirekt besonders protegiert hat, würde dann nur noch für das Strafmaß | |
eine Rolle spielen. | |
Der Prozess soll am 17.2. fortgesetzt werden, ein Urteil ist nicht vor | |
Herbst zu erwarten. | |
Kawe | |
2 Feb 2005 | |
## AUTOREN | |
Kawe | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |