# taz.de -- ■ Portrait: George Foreman | |
Es war im Januar 1973, als ein 24jähriger Hüne, der gern „der | |
zerstörerischste Mann der Welt“ sein wollte, in einen Boxring in | |
Kingston/Jamaika stapfte, um seine Zerstörungswut am amtierenden | |
Schwergewichts-Weltmeister Joe Frazier auszulassen. Fünf Minuten später war | |
George Foreman der neue Champion. 20 Jahre später schloß sich nun der | |
Kreis. Foreman verlor seinen erklärtermaßen letzten Kampf gegen einen | |
24jährigen – Tommy Morrison, den Neffen von John Wayne. | |
Dazwischen liegt eine der erstaunlichsten Boxerkarrieren schlechthin. 1974 | |
verlor Foreman seinen Weltmeistertitel beim legendären Rumble in the Jungle | |
in Kinshasa, mit dem Zaires Diktator Mobutu sein miserables Image | |
aufpolieren wollte, sensationell gegen Muhammad Ali. 1977 fiel er plötzlich | |
der Religiösität anheim, entlarvte das Boxen als gottlos und trat nach 45 | |
Kämpfen, von denen er nur zwei verloren hatte, zurück. Zehn Jahre lang | |
wirkte er in seiner texanischen Heimatstadt als Straßenprediger, bis er | |
plötzlich akutem Geldmangel anheimfiel und entdeckte, daß Boxen zwar | |
gottlos, aber dafür gewinnbringend ist. Für seine Gemeinde und seine neun | |
Kinder kehrte George Foreman in den Ring zurück. | |
Der einstige Modellathlet besaß inzwischen die Statur eines überfressenen | |
Buddhas, was ihn aber nicht hinderte, 27 der 29 Kämpfe nach seinem Comeback | |
zu gewinnen. „Ich esse alles, was ich sehe“, tat er kund, und vor seinem | |
WM-Kampf gegen Evander Holyfield vor zwei Jahren hoffte er bloß, daß der | |
Kampf nicht mehr als zwei Runden dauern möge: „Sonst bekomme ich wieder | |
Hunger.“ | |
Foto: ap | |
Der Kampf dauerte 12 Runden, der darbende Foreman verlor nach großem Kampf | |
und fortan betrachtete er sich als der Graue Panther des Boxsports. „Hört | |
gut zu, ihr Senioren“, tönte der 44jährige. „Ich bin euer Mann. Wir werden | |
Ohrringe tragen und die Straßen terrorisieren.“ Zum Boxen hatte er | |
allerdings immmer weniger Lust, schon gar nicht gegen Tommy Morrison, der | |
„ein Frankenstein, ein Monster“ sei. Sieben Millionen Dollar stimmten den | |
bibelfesten Mann der Faust noch einmal um, zum letztenmal. „Das war's. | |
Boxen hat viel für mich getan, aber jetzt will ich ein Hühnchen, Reis und | |
eine Bratensauce“, sagte Foreman nach der vierten Niederlage in 76 Kämpfen. | |
Matti | |
9 Jun 1993 | |
## AUTOREN | |
matti | |
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