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# taz.de -- Fußballfans trauern um Robert Enke: Was wir mitnehmen müssen
> 40.000 Fans haben in Hannover Abschied von Nationaltorwart Robert Enke
> genommen – sein Vermächtnis wird bleiben.
Bild: Trauer auf dem Platz: Teamkameraden zum Abschied versammelt um Enkes Sarg.
Es war vielleicht der bewegendste Moment der Trauerfeier. Um kurz nach
zwölf traten am Sonntag die Spieler von Hannover 96 auf den Rasen im
heimischen Stadion und versammelten sich um ihren toten Mannschaftskapitän,
der in der Mitte des Spielfelds aufgebahrt war. Sechs von ihnen trugen den
Sarg von Robert Enke aus dem Stadion. Als der schlichte, naturholzfarbene
Sarg durch die Stadiontüren verschwand, war der Moment des endgültigen
Abschieds gekommen.
Es war zugleich das Ende einer Woche, in der die Trauer um den
Nationaltorwart Enke Ausmaße angenommen hat, die niemand erwarten konnte.
Über 100.000 Trauernde wurden zwischenzeitlich für die Veranstaltung in der
AWD-Arena erwartet.
40.000 Menschen waren es schließlich. Es herrschten keine Gandhi- oder
Adenauer-artigen Zustände, ein paar Plätze blieben sogar frei. Es wurde
damit auch keine irreale Trauerprozession, die zwangsläufig kritische Töne
nach sich gezogen hätte - und eine Debatte, die der Tragik der Geschichte
Robert Enkes wohl nicht gerecht geworden wäre.
Stattdessen war es bei außergewöhnlich schönem Novemberwetter eine ruhige,
besinnliche Veranstaltung. Neben Enkes Vereinskameraden war auch viel
Politprominenz anwesend, die Nationalspieler Michael Ballack und Per
Mertesacker legten einen Blumenkranz am Sarg nieder. Mit Pfarrer Heinrich
Plochg leitete ein bekennender Fan von Hannover 96 die Messe. "Der Weg von
der Tribüne hier auf den Rasen ist kein leichter Weg", sagte Plochg, der
noch eine Woche zuvor im selben Stadion saß, als Enke sein letztes Spiel
gegen den Hamburger SV bestritt.
"Robert Enke wird nie wieder in dieses Stadion kommen", sagte
Hannover-96-Präsident Martin Kind mit stockender Stimme. Einfache Worte, an
die Fans gerichtet. So hatte es die Witwe Teresa Enke gewünscht. Es sollte
ein Abschied für die Fans werden, für die Robert Enke zu einem Idol
geworden war, zu einer Identifikationsfigur für eine ganze Stadt. Immer
wieder wurden die Reden von Applaus unterbrochen. Fans hielten Schals in
die Luft, als die Vereinshymne "Alte Liebe" gespielt wurde. Kurze Momente,
in denen sich Stadionatmosphäre und Trauerfeier trafen.
Langen Applaus bekam der Präsident des Deutschen Fußballbundes, Theo
Zwanziger, als er in einem bewegenden Appell sagte, dass "ein Stück mehr
Zivilcourage, ein Stück mehr Menschlichkeit" in Sport und Gesellschaft der
Person Robert Enke gerecht würden. Zwanziger setzte damit die Debatte fort,
die der Tod Robert Enkes über Hannover hinaus ausgelöst hat. Es ist die
Frage, wie man im Sport mit Tabus umgeht. Noch heute bekennt sich etwa
niemand im Profifußball zu seiner Homosexualität. "Ihr könnt viel tun, wenn
ihr bereit seid aufzustehen gegen das Böse", sagte Zwanziger.
Die öffentliche Trauer ist seit Sonntag beendet - als Robert Enke das
letzte Mal sein Stadion verlassen hat. Erst jetzt beginnt das, was viele in
der vorigen Woche das "Vermächtnis" von Robert Enke genannt haben: die
Aufgabe, im Alltag die Toleranz für Schwächen aufzubringen, die Enke
gebraucht hätte.
16 Nov 2009
## AUTOREN
Gordon Repinski
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