# taz.de -- Ex-IOC-Chef Samaranch gestorben: Einflussreich bis zum Schluss | |
> Der langjährige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Juan | |
> Antonio Samaranch, ist in Barcelona an Herzversagen gestorben. | |
Bild: Juan Antonio Samaranch starb im Alter von 89 Jahren. | |
BARCELONA apn/dpa | Juan Antonio Samaranch ist am Mittwoch im Alter von 89 | |
Jahren in Barcelona gestorben. Der langjährige Präsident des | |
Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erlag einem Herzversagen, drei | |
Tage nach Einlieferung in die Klinik. | |
"Ich finde keine Worte, um den Schmerz der Olympischen Familie zum Ausdruck | |
zu bringen", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge, der 2001 die Nachfolge von | |
Samaranch antrat. "Ich bin persönlich sehr traurig über den Tod des Mannes, | |
der die Olympischen Spiele der Moderne aufgebaut hat, eines Mannes, der | |
mich inspiriert hat und dessen Wissen über den Sport wirklich | |
außergewöhnlich war." | |
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) würdigte Samaranch als | |
"herausragende Führungspersönlichkeit des Weltsports". Er habe die Führung | |
der Olympischen Bewegung zu einem Zeitpunkt übernommen, als sie vom | |
Scheitern bedroht war, sie konsequent modernisiert und zu neuen Höhen | |
geführt, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach in Berlin. | |
Klein von Gestalt und eher schüchtern, hat Samaranch zeit seines Lebens | |
Bewunderer wie Kritiker um sich gehabt. Letztere hielten ihm seine | |
Verbindungen zur Franco-Ära in Spanien vor, seinen autokratischen | |
Führungsstil und die Verwicklung des IOC in den Korruptionsskandal um die | |
Winterspiele in Salt Lake City. In die Amtszeit Samaranchs an der Spitze | |
des IOC fielen politische Boykottaktionen der Olympischen Spiele, der | |
Verzicht auf die Beschränkung auf den Amateursport in der Olympischen Idee, | |
Kommerzialisierung und immer größere Spiele sowie Doping-Skandale. | |
Als Jugendlicher betrieb Samaranch Feldhockey, Boxen und Fußball. 1966 | |
wurde er zum IOC-Mitglied gewählt und schlug daneben eine diplomatische | |
Karriere ein. Als Samaranch 1980 in Moskau zum IOC-Präsidenten gewählt | |
wurde, war er kaum bekannt. 21 Jahre später kehrte er nach Moskau zurück, | |
um seine Karriere zu beenden. Aber da kannte ihn schon die ganze Welt. Nur | |
Pierre de Coubertin, der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, war | |
länger IOC-Präsident als Samaranch. Jetzt ist die Amtszeit auf maximal | |
zwölf Jahre begrenzt. Als IOC-Chef schaffte Samaranch den | |
Olympia-Paragrafen ab und bewirkte damit eine Öffnung der Olympischen | |
Spiele für Berufssportler. Die Abschaffung des Paragrafen ermöglichte | |
Profis die Teilnahme im Tennis (ab 1988), Basketball (1992), Radsport | |
(1996) und Eishockey (1998). Gleichzeitig baute Samaranch das olympische | |
Programm vor allem im Frauensport beträchtlich aus. | |
Auch im Ruhestand blieb Samaranch aktiv. So engagierte er sich für Madrid | |
als Austragungsort der Sommerspiele 2012 und 2016 - scheiterte aber an | |
London und Rio de Janeiro. Bei seiner Ansprache vor der Entscheidung für | |
die Sommerspiele 2016 hatte er am 2. Oktober 2009 den Tod schon vor Augen | |
und sagte: "Liebe Kollegen, ich weiß, dass ich dem Ende meiner Zeit sehr | |
nahe bin." | |
Seine Frau Maria Teresa starb bereits 2000 an Krebs. Er hinterlässt einen | |
Sohn und eine Tochter. | |
21 Apr 2010 | |
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