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# taz.de -- Die Wahrheit: Parade der royalen Speichellecker
> Bei der Queen geht es immer lustig zu.
Bei der Queen geht es immer lustig zu. Vorige Woche hatte sie diejenigen in
den Buckingham-Palast eingeladen, die dabei geholfen hatten, dass ihre
Thronjubiläumsfeier im Juni so schön war. Gesundheitsminister Jeremy Hunt
war auch da, was Elisabeth bald bereute. Offenbar löst sie bei ihren Gästen
stets den unwiderstehlichen Drang aus, sie amüsieren zu wollen. Hunt
versuchte es mit der Geschichte über einen japanischen Touristen, der die
Königin toll fand, weil sie bei den Olympischen Spielen den Sketch mit
Bond-Darsteller Daniel Craig aufgeführt hat. „Unseren Kaiser würden sie nie
dazu kriegen, aus einem Hubschrauber zu springen“, zitierte Minister Hunt
den Japaner. Die Queen zuckte einfach nur mit den Schultern und ging
weiter.
Dann war ihr Gatte an der Reihe, den immer noch grinsenden Hunt zu
begrüßen. Philip bellte ihn an: „Wer sind sie eigentlich?“ Hunt erklärte
ihm, dass er jetzt Gesundheitsminister sei, aber während der
Thronjubiläumsfeier Kulturminister war. „Ja, die schieben euch Typen ganz
schön herum“, meinte Philip und machte auf dem Absatz kehrt.
Gary Barlow von Take That hatte ebenfalls eine Einladung. Popstars sind
auch nicht mehr das, was sie mal waren. Barlow hätte sich am liebsten vor
der Queen auf den Boden geworfen und ihr die Schuhe abgeleckt. Er sei so
stolz, dass er damals bei dem Thronjubiläumskonzert mitmachen durfte. Dabei
gab es vor dem Konzert eine Schrecksekunde, als die Nachricht kam, das
Philip mit einer Blasenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden sei.
„Wir hatten alle Todesangst, dass das Konzert abgesagt werden müsse“, sagte
Barlow. Es war wohl eher Philip, der Grund zur Todesangst hatte.
Stolz war auch Heston Blumenthal, der Fernsehkoch, weil er die
Konzertbesucher mit kleinen Picknickkörbchen ausstatten durfte. „Das hat
mich so absolut stolz gemacht, britisch zu sein und dabei sein zu dürfen“,
schmierlappte er. Er ist stolz darauf, dass die Leute seine Körbchen mit
belegtem Weißbrot und Wasserfläschchen nicht gleich weggeschmissen haben?
Na toll. Der Engländer ist kulinarisch genügsam.
Beim königlichen Empfang gab es vorige Woche zwar auch Häppchen, aber
wenigstens wurden sie mit Champagner serviert. Ein Gast fehlte: Peter
Houison Craufurd, der „Wäscher der Hände der Monarchin“, ist vor Kurzem im
Alter von 82 Jahren verstorben. Er hatte stets einen Silberkrug, eine
Schüssel und ein Tablett mit einem Leinentuch bei sich, falls die Queen
sich mal die Hände fettig machte. Das Amt ist seit Jakob V. im Besitz der
Craufurd-Familie, und der Sohn wird nun weiterwaschen.
Die Leute von der BBC fehlten ebenfalls beim Empfang, weil sie die
Live-Übertragung der Thronjubiläumsparade von tausend Booten auf der Themse
verhunzt hatten. George Entwhistle, der vorigen Monat zum Generaldirektor
der BBC ernannt wurde, obwohl er damals für die mieserable Sendung
verantwortlich war, entschuldigte sich für die Fehler und den
hirnverbrannten Kommentar. Er begründete das mit dem Wetter. Es habe an dem
Tag geregnet. In England.
22 Oct 2012
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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