| # taz.de -- Die Bergpartei ist kein Gipfelstürmer | |
| > Kleinstparteien drohen schon vor der Bundestagswahl zu scheitern. Bis zum | |
| > Wochenende müssen sie 2.000 Unterschriften von Unterstützern gesammelt | |
| > haben | |
| Wieder eine Familientragödie: Die Familien-Partei wird in Berlin nicht zur | |
| Bundestagswahl antreten. „Die Frist war zu kurz. Wir konnten nicht | |
| rechtzeitig alle Unterschriften sammeln“, sagt die Landesvorsitzende Tanja | |
| Adamek. Nur 600 statt der benötigten 2.000 Unterstützer fanden sich für die | |
| Parteien, die bundesweit 500 Mitglieder hat – Weitermachen wäre | |
| aussichtslos gewesen, so Adamek. „Immerhin konnten wir ein bisschen auf uns | |
| aufmerksam machen.“ | |
| Die kleinen Parteien haben nur noch bis Montagabend, 18 Uhr, Zeit zum | |
| Sammeln. Dann müssen alle Unterschriften beim Landeswahlleiter eingereicht | |
| werden. Faktisch ist der Zeitraum noch kürzer. „Die Unterschriften müssen | |
| vorher von einem beliebigen Bezirkswahlamt beglaubigt werden“, sagt ein | |
| Mitarbeiter des Landeswahlleiterbüros. Das dauert – bis zum Sonnabend | |
| sollte das Gros der Unterschriften gesammelt sein, damit das Amt noch Zeit | |
| zur Prüfung hat. Es wird also knapp für die kleinen Parteien. | |
| Resigniert wie die Familien-Partei haben noch nicht alle. Bei Jan Theiler | |
| von der Bergpartei liegen im Moment 1.000 Unterschriften für die Berliner | |
| Landesliste auf dem Tisch. „Wenn wir die 2.000 schaffen, dann nur ganz | |
| knapp“, sagt er. Ungefähr 20 Mitarbeiter seien unterwegs, viele von ihnen | |
| hätten Unterschriften gesammelt, die noch nicht bei ihm angekommen seien. | |
| Immerhin sehe es für die Direktkandidaten gut aus. In | |
| Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Mitte sei die Marke geknackt, glaubt | |
| Theiler. „Charlottenburg mussten wir aber schon aufgeben“, sagt er. | |
| Ursprünglich waren acht Wahlkreiskandidaten für die Bergpartei angetreten. | |
| Sie versucht nun, mit Notparteitagen und durch noch mehr | |
| Unterschriftensammler auf den letzten Metern Boden gutzumachen. Ein | |
| Direktkandidat benötigt in seinem Bezirk immerhin 200 Unterschriften, um | |
| zur Wahl zugelassen zu werden. | |
| Wirklich erfolgreich war bisher nur die Partei der Satirezeitschrift | |
| Titanic, die schlicht „Die Partei“ heißt. „Wir haben 2.300 Unterschriften | |
| für unsere Landesliste“, sagt der Bundesvorsitzende Martin Sonneborn. Das | |
| ist weit mehr als das Soll, die großen Töne der Partei waren berechtigt. | |
| Jetzt werde nur noch für die Direktkandidaten gesammelt. „Wir sind | |
| optimistisch.“ Verständnis äußerte Sonneborn für die Probleme der anderen | |
| Zwergparteien. „Der kurze Zeitraum bis zur Wahl ist sehr undemokratisch“, | |
| sagt er. | |
| Sonneborn kann sich jetzt anderen Problemen widmen. Er will CSU-Politikern | |
| „fast sichere Listenplätze“ anbieten, weil die CSU sich ohnehin neuerdings | |
| an seine Partei hänge. Zur Erklärung: Die „Partei“ kämpft für den | |
| Wiederaufbau der Mauer – und Stoiber hat sich gerade mit kritischen | |
| Äußerungen über Ostdeutsche zu Wort gemeldet. | |
| Über den Erfolg der „Partei“ freut sich sogar Jan Theiler. „Toll, dass d… | |
| schon alle Unterschriften sammeln konnten! Das heißt, dass die Partei | |
| endlich von der Straße runter ist. Die haben uns sowieso sehr viele | |
| Unterschriften weggenommen.“ | |
| MARTIN MACHOWECZ | |
| 12 Aug 2005 | |
| ## AUTOREN | |
| MARTIN MACHOWECZ | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA |