Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutsch-britisches Krimi-Experiment: Soko Leipzig in London
> Das ZDF und der britische Privatsender ITV haben kooperiert und zwei
> Folgen aus einmal gedrehten Bildern gemacht. Die deutsche Version ist am
> Freitag im Fernsehen zu sehen.
Bild: Im letzten Moment können Patrick Grimm (Tyron Ricketts, l.) und sein Lon…
Normalerweise muss man über die ZDF-Serie "Soko Leipzig" keine großen Worte
verlieren. Sie dümpelt ganz passabel im Mittelfeld des deutschen TV-Krimis.
Am Freitagabend lässt sich nun aber zumindest die Hälfte eines Experiments
betrachten, das dass ZDF und der britische Privatsender ITV angezettelt
haben: "Soko Leipzig" ist auch eine Folge der populären britischen
Ermittler-Reihe "The Bill". Ein Kidnapping führt von Leipzig nach London
und dann wieder zurück nach Sachsen, Soko-Chef Hajo Trautzschke (Andreas
Schmidt-Schaller) ermittelt gemeinsam mit Detective Chief Inspector Jack
Meadows (Simon Rouse).
Die Story ist dabei eher mal deutsch: In London ist eine deutsche
Musikstudentin verschwunden, und da es in hiesigen Krimiserien ja fast
nirgendwo mehr ohne persönliche Beziehung der Ermittler zum Fall geht, ist
die junge Dame natürlich Trautzschkes Patenkind. Also ermittelt der
fröhlich in London, wo er DCI Meadows erstmal kräftig auf den Sack geht,
dann kommen noch ein paar fiese Ex-Stasi-Agenten dazu und am Ende wird
natürlich alles wieder gut und die Briten haben sogar ein bischen von
Leipzig gesehen.
Interessant wird das ganze aber erst, wenn man die ZDF-Version mit der
ITV-Folge vergleicht: Die britische Version ist wesentlich rasanter
geschnitten und verzichtet auf den leicht debilen Touch deutscher
Durchschnittsdrehbücher, alles, was passiert, auch nochmal auszusprechen:
In "The Bill" werden Tatort-Fotos einfach am Computerbildschirm
vergrössert, während im ZDF der Onkel Kommissar noch ein "Ich vergrößere
das jetzt mal" einschiebt, falls der Zuschauer gerade Augenpflege betreibt.
Das es sich bei der Entführten um Trautschkes Patentochter handelt, wird in
"The Bill" de facto ausgeblendet und nur in einer Szene mit dem Satz
quittiert, eigentlich dürfte so jemand gar nicht die Ermittlungen leiten,
er sei zu dicht dran, "too close to the case". Recht haben die Briten.
Allerdings sprechen Andreas Schmidt-Schaller als Trautzschke und Melanie
Marschke als Ina Zimmermann ganz passables Schulenglisch - was in der
ZDF-Version ganz lustig wirkt, weil sich die beiden hier selbst auf deutsch
synchronisert haben, die Mundbewegungen aber eben englisch sind.
Hübsch ist auch der Unterschied, was in Britannien und hierzulande jeweils
als cooler Cop gilt: In London ist der verdeckte Ermittler Terry (Bruce
Byron) ein Schrank mit rasiertem Schädel, der vom Typ her in Deutschland
maximal als Türsteher gecastet würde. Sein deutsches Gegenüber Jan (Marco
Girnth) spielt eher im unteren Drittel der Til-Schweiger-Liga.
Zwischendrin gibt es noch ein bisschen nettes Gefrozzel über die
Humorlosigkeit der Deutschen und verzweifelte Blicke der Briten, weil der
Himmel über Leipzig anders als der Londoner nicht voller
Überwachungskameras hängt. Und die Verabschiedungsszene in Leipzig bringt
nochmal auf den Punkt, warum britische Krimis einfach besser sind: Während
sich Trautzschke abmüht, dem Ganzen einen emotionalen Touch zu geben,
bemerkt DCI Meadows nur ganz trocken: "I don't know how we handle the
paperwork on this case".
Aber davon sieht der deutsche Zuschauer ja leider nix, denn in der
ZDF-Version fällt der Satz Trautzschkes lyrischem Schwall zum Opfer. Aber
demnächst kommt ja der runderneuerte ZDF-Dokukanal unter dem Namen Neo. Und
da soll's dann britische und amerikanische Serienkost satt geben.
"Soko Leipzig", Fr., 4.9.2009, 21.15 Uhr, ZDF
4 Sep 2009
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.