| # taz.de -- Der Fotograf Andreas Herzau | |
| Seine Ideen konnte Andreas Herzau schon immer gut umsetzen. Nicht nur das | |
| Flucht-Projekt ist maßgeblich auf seine Anregung hin in Gang gekommen. Mit | |
| achtzehn gründete er zusammen mit anderen Die Tüte, eine Stadtzeitung in | |
| seinem Geburtsort Tübingen. Später ging der gelernte Schriftsetzer und | |
| Typograph als Volontär zur Zeitschrift Konkret nach Hamburg. Fotografie | |
| betrieb Herzau da nur aus Liebhaberei (“Ich hatte schon immer ein Faible | |
| für Gestaltung“). Während seines Zivildienstes beim Bund für Sozialarbeit | |
| konnte er die brachliegende Dunkelkammer des Hauses benutzen, besonders | |
| faszinierte ihn die experimentell-abstrakte Fotokunst im Bauhaus-Stil. Zu | |
| seinem Beruf hat Herzau die Fotografie erst recht spät gemacht. Nachdem er | |
| sich bei einem Unfall die rechte Hand verletzte, bekam er von seiner | |
| Freundin eine Kamera geschenkt, die man mit der linken Hand bedienen | |
| konnte. Aus der Not wurde, beidhändig, eine Dauerlösung. 1991 gründete | |
| Herzau mit Michael Meyborg die Fotoagentur Signum. | |
| Vielleicht liegt es an seinem Werdegang, daß sich Andreas Herzau eine | |
| kritische Distanz zu seinem Metier bewahrt hat. Als Medium der Aufklärung | |
| habe die Fotografie heute weitgehend an Bedeutung verloren, glaubt der | |
| 35jährige. Entscheidend sei, daß man hinter einer Fotografie einen Gedanken | |
| erkennen könne, daß das Bild „eine längere Halbwertszeit hat als die | |
| aktuelle Berichterstattung“. Gute Fotos, sagt Herzau, lösen etwas im Kopf | |
| des Betrachters aus, das hinter dem Abgebildeten liegt, sie lassen „eine | |
| Stimmung“ entstehen. | |
| 27 Dec 1997 | |
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