| # taz.de -- Der Eichenprozessionsspinner: Giftspritze gegen Einwanderer | |
| > Seit einigen Wochen sprühen norddeutsche Gemeinden in Norddeutschland | |
| > wieder gegen die kleinen Schädlinge. Dabei geht es auch anders. | |
| Bild: Possierliches Tierchen mit fiesen Brennhaaren: der Eichenprozessionsspinn… | |
| HAMBURG taz | Wer in der Nähe eines Eichenwaldes wohnt, hat sicher vom | |
| Eichenprozessionsspinner gehört. Die eigentlich aus dem Mittelmeerraum | |
| stammende Raupe verbreitet sich seit einigen Jahren auch verstärkt in | |
| Norddeutschland. Die kleinen Raupen sind keineswegs mit einem angenehm | |
| weichen Fell, sondern mit gefährlichen Brennhaaren überzogen. Diese können | |
| bei Menschen starke Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen. Es | |
| reicht bereits, wenn man einige vom Baum rieselnde Haare abbekommt. | |
| Regional reagieren die Behörden sehr unterschiedlich: In den Landkreisen | |
| Lüneburg und Ludwigslust-Parchim wurden bereits Insektizide aus | |
| Hubschraubern gesprüht. Diese Praxis lehnen Naturschützer deutlich ab. | |
| „Durch den Luftwirbel des Helikoptereinsatzes werden die Brennhaare der | |
| Raupennester des vergangenen Jahres verteilt – und die Brennhaare der neuen | |
| Raupen zusätzlich“, sagt Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des BUND | |
| in Mecklenburg-Vorpommern. | |
| Ein Problem, dass sich durch das besonders späte Sprühen in | |
| Ludwigslust-Parchim noch verschärft: „Der Helikoptereinsatz 2014 erfolgt so | |
| spät, dass die Raupen das dritte und vierte Larvenstadium erreicht haben | |
| können.“ Das würde bedeuten, dass die Brennhaare bereits gebildet wären und | |
| das Gift somit seinen Sinn verfehlen würde. | |
| Im Landkreis Lüneburg sind die Bekämpfungsversuche für die größeren | |
| Waldgebiete zwar bereits seit Ende April abgeschlossen. Ulrich Thüre vom | |
| Naturschutzbund Niedersachsen kritisiert dennoch: „Das Schlechte daran ist, | |
| dass außer dem Eichenprozessionsspinner auch andere Tiere geschädigt | |
| werden. | |
| Betroffen sind unteranderem Vögel, Fledermäuse und bis zu 214 verschiedene | |
| Schmetterlingsarten.“ Das Sprühmittel Foray, welches in Ludwigslust-Parchim | |
| eingesetzt wurde, soll nach Angaben von Corinna Cwielag sogar | |
| Gesundheitsgefahren für den Menschen bergen. | |
| Deshalb testen nun einige Kommunen alternative Bekämpfungsmethoden. In der | |
| Hamburger Innenstadt sollen winzige Fadenwürmer dem | |
| Eichenprozessionsspinner den Garaus machen. Die Nützlinge werden mit Hilfe | |
| einer Flüssigkeit lokal auf befallene Bäume aufgetragen, und zerfressen die | |
| Raupen von innen heraus. Andere Gemeinden wie Wöbbelin oder Parchim in | |
| Mecklenburg saugten die Nester ab und verbrannten sie. Nach Angaben des | |
| BUND zeitigt diese Maßnahme jedoch nachhaltigen Erfolg. | |
| Auch Niedersachsen will in diesem Jahr auf eine großflächige Bekämpfung | |
| verzichten. „Gerade im Wald können in Beständen mit starkem Besucherverkehr | |
| mögliche Risiken durch die Gifthaare der Raupen meist durch andere | |
| Maßnahmen gemindert werden“, sagt Natascha Maski, Sprecherin des | |
| Landwirtschaftsministeriums. „Zum Beispiel durch die Verlegung von | |
| Wanderwegen oder die temporäre Sperrung der betroffenen Waldgebiete.“ | |
| Der BUND spricht sich ebenfalls für einen Verzicht auf die Biozide aus. | |
| Dadurch würden die Populationen der natürlichen Feinde des | |
| Eichenprozessionsspinners wieder so stark anwachsen, dass die natürliche | |
| Regulierung wieder funktionieren könnte. | |
| 23 May 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Florian Lucks | |
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