# taz.de -- Demo gegen Sicherheitskonferenz: Auf die Autobahn gedrängt | |
> Antimilitaristen, die am Samstag vor der Münchner Sicherheitskonferenz | |
> protestieren wollen, klagen über Schikanen. | |
Bild: Beliebte paramilitärische Übung in der Glacis der Sicherheitskonferenz … | |
MÜNCHEN taz Es ist mittlerweile ein eingespieltes Ritual: Jedes Jahr im | |
Februar, in den Tagen vor der Münchner Sicherheitskonferenz (Siko), | |
streitet sich das Münchner Ordnungsamt - Kreisverwaltungsreferat (KVR) | |
genannt - mit den Gegnern der Militärtagung. Doch in diesem Jahr beklagen | |
die Konferenzgegner besondere Schikanen. | |
So steht etwa immer noch nicht fest, wo am Samstagabend demonstriert werden | |
kann. Statt einer Route, die sich zwischen dem Münchner Marienplatz und dem | |
wenige hundert Meter entfernten Odeonsplatz bewegt, will das KVR das | |
Aktionsbündnis zu einem zweieinhalb Kilometer langen Umweg, teils über die | |
Stadtautobahn, zwingen. In der Absage des Amtes vom Montag heißt es, dass | |
eine vom Aktionsbündnis zusätzlich geplante Menschenkette um die Residenz | |
die Sicherheit der dort dinierenden Siko-Teilnehmer gefährde, aber auch die | |
Gäste der anliegenden Schauspielhäuser und Geschäfte beeinträchtige. Auf | |
diese "Umzingelung" wollen die Konferenzgegner jetzt verzichten, zudem | |
haben sie eine Ersatzroute angemeldet. | |
"Wir gehen davon aus, dass dieser weitgehende Kompromiss akzeptiert wird", | |
erklärte gestern Bündnissprecher Claus Schreer. "Sollte das auch nicht | |
klappen, werden wir klagen - und auf jeden Fall demonstrieren." Die | |
Sicherheitskonferenz sei riesige Kriegspropaganda, es müsse klargemacht | |
werden, dass die Militärs unerwünscht seien. | |
Im Blickpunkt der Kritik steht vor allem der türkische Premierminister | |
Erdogan, der die Konferenz am Samstagmorgen eröffnen wird. Er sei eine | |
Marionette des Militärs und unterdrücke mit Unterstützung der USA brutal | |
die kurdische Minderheit. Aber auch der Menschenrechtler Kenneth Roth wird | |
angegriffen. Der Chef von "Human Rights Watch" sei ein "Feigenblatt". Als | |
einziger NGO-Aktivist sei er eingeladen bei den "Kriegstreibern". "Aber | |
inzwischen ist uns klar, warum", sagte gestern Manfred Mulazik, | |
Mitveranstalter und Libertad-Sprecher. "Auch er drängt auf einen | |
Bundeswehr-Einsatz im Süden Afghanistans." | |
Einer wird dieses Jahr voraussichtlich zum letzten Mal vorne auf der Bühne | |
der Sicherheitskonferenz zu sehen sein: Horst Teltschik. Der frühere | |
außenpolitische Berater von Kanzler Helmut Kohl hatte in den letzten Jahren | |
seine vielfältigen Kontakten genutzt und die Münchner Runde organisiert. | |
Nach der letztjährigen Sicherheitskonferenz kritisierten allerdings | |
Regierungsmitglieder Teltschiks polternden Stil, seine Einladung an den | |
iranischen Atomunterhändler und seine mangelnde Dankbarkeit über die | |
323.000 Euro Bundeszuschüsse. Damals hatte Teltschik erwidert, dass die | |
Sicherheitskonferenz eine "private Veranstaltung" sei und er deswegen gar | |
nicht abgesetzt werden könne. Inzwischen scheint ein Wechsel aber sicher zu | |
sein, auch wenn sich die Nachfolge nach Angaben des Focus schwierig | |
gestaltet: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe zwei von ihm | |
vorgeschlagene Kandidaten abgelehnt. "Blödsinn", kommentierte Teltschik am | |
Freitag den Bericht, ein neuer Siko-Chef soll aber erst im Frühsommer | |
bekanntgegeben werden. | |
5 Feb 2008 | |
## AUTOREN | |
Max Hägler | |
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