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# taz.de -- Das ist unser Haus
> Die BewohnerInnen der Kastanienallee 86 wehren sich gegen Luxussanierung
> und den Einzug des Hausbesitzers
Die Kastanienallee, die die Stadtteile Mitte und Prenzlauer Berg verbindet,
ist eine der angesagtesten Straßen der Stadt. Designershops wechseln mit
Cafés ab. Nur die Leuchtschrift mit den Worten „Kapitalismus normiert,
zerstört, tötet“ am Vorderhaus der Kastanienallee 86 will da nicht so recht
ins hippe Ambiente passen.
Doch hier handelt es sich um mehr als um eine Kunstaktion mit radikalem
Chic. Denn die HausbewohnerInnen versuchen gerade das Konzept des
akzeptierten Wohnens umzudrehen. Darunter wird das Bestreben von gut
verdienenden HausbesitzerInnen verstanden, unter sich zu bleiben und
Menschen mit weniger Geld gar nicht erst den Einzug ermöglichen. Die
BewohnerInnen akzeptieren jetzt ihrerseits den Besitzer nicht.
Sie wollen verhindern, dass der Rettungsmediziner in der Kastanienallee 86
eine Dachgeschosswohnung bezieht. Er ist einer der drei Eigentümer des kurz
nach der Wende besetzten Hauses. In den letzten 15 Jahren hatte das Haus
mehrmals den Besitzer gewechselt. Doch die legalisierten Ex-BesetzerInnen
konnten weiterhin ein Leben nach ihren Vorstellungen führen.
In einer Selbstdarstellung schreiben die BewohnerInnen: „In diesem Haus
haben sich seit 1990 verschiedene Projekte entwickelt: Im Hinterhaus
befindet sich nach wie vor das Tuntenhaus, in dem 18 Schwule leben. Im
Souterrain des Vorderhauses befindet sich die nichtkommerzielle Galerie
Walden. In der hinteren Durchfahrt ist eine Verteilstelle für kostenlose
Lebensmittel, die an arme Menschen verteilt werden.“
Mit all dem könnte es bald vorbei sein, fürchten die BewohnerInnen. Denn
vor dem angekündigten Einzug soll das Haus erst einmal saniert und dann
teuer vermietet werden. Für die BewohnerInnen ein Graus. „Wir haben
Luxussanierung immer abgelehnt“, meint ein Bewohner. Ein Zusammenleben mit
ihrem Besitzer können sie sich nicht vorstellen. „Ein hier wohnender
Hauseigentümer hätte immer die faktische Macht, seine Interessen gegen die
MieterInnen durchzusetzen“, fürchten sie.
Der Besitzer hat die Erklärung in Form von Postkarten, die verteilt wurden,
bestimmt im Briefkasten gehabt. Doch zur Sicherheit wollen sie es ihm heute
mit einer Kundgebung verdeutlichen. PETER NOWAK
Demo um 14 Uhr, Oranienburgerstr. 70, Wittenau
11 Jul 2006
## AUTOREN
PETER NOWAK
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