# taz.de -- Cynthias Zauber wirkt Wunder | |
> Heute können die Houston Comets zum dritten Mal Champions der | |
> Basketballliga WNBA werden, die trotz rückläufiger Zuschauerzahlen | |
> expandieren will ■ Von Matti Lieske | |
Berlin (taz) – Cynthia Cooper brauchte im ersten Finalspiel um die | |
WNBA-Meisterschaft nicht lange um kund zu tun, was sie davon hält, dass | |
erstmals in der dreijährigen Geschichte der Basketball-Liga nicht sie zur | |
besten Spielerin der Saison gewählt wurde. Der ehrenvolle Titel MVP (Most | |
Valuable Player) ging diesmal anYolanda Griffith von den Sacramento | |
Monarchs. Cooper wurde sogar nur Dritte, hinter ihrer Teamkollegin beim | |
zweifachen Champion Houston Comets, Sheryl Swoopes. Am Donnerstag nahm sie | |
vor 17.114 Zuschauern im Madison Square Garden das Match bei der New York | |
Liberty jedoch von Anfang an in die Hand. „Dafür sorgen, dass Cooper den | |
Ball bekommt und sie dann ihren Zauber wirken lassen“, sagt Comets-Trainer | |
Van Chancellor, „das kann ich am besten als Coach.“ Es funktionierte auch | |
diesmal. Cynthia Cooper holte 29 Punkte, Houston gewann mit 73:60 und kann | |
heute in eigener Halle das Meisterschafts-Triple perfekt machen. | |
Zu Hause haben die Comets währen der ganzen Saison nur ein einziges Mal | |
verloren und waren mit nur sechs Niederlagen insgesamt auch sonst erneut | |
das dominierende Team der Liga. Die Titelverteidigerinnen ließen sich weder | |
durch das insgesamt gestiegene Niveau in der WNBA, wo immer schneller und | |
physischer gespielt wird, bremsen, noch durch das tragische Schicksal ihrer | |
Mitspielerin Kim Perrot, die vor etwas mehr als zwei Wochen an Lungenkrebs | |
starb. Im Halbfinale ging zwar das erste Match bei den von der ehemaligen | |
NBA-Größe Orlando Woolridge betreuten Los Angeles Sparks verloren, doch mit | |
zwei Siegen in eigener Halle wurde das Malheur wettgemacht. Auch gegen New | |
York hätten die Comets, wenn sie heute verlieren sollten, morgen im | |
entscheidenden Spiel erneut Heimrecht. | |
Im Compaq Center, wo ab November wieder die NBA-Stars Hakeem Olajuwon und | |
Charles Barkley mit den Houston Rockets ihrem Gewerbe nachgehen werden, | |
dürften dann erneut rund 15.000 Zuschauer sitzen, um nicht nur den dritten | |
Titel der Comets zu feiern, sondern auch die dritte Meisterschaft eines | |
texanischen Profiteams in diesem Jahr. Zuvor hatten die Dallas Stars in der | |
Eishockeyliga NHL und die San Antonio Spurs in der NBA triumphiert. Weitere | |
Hoffnungen ruhen auf den in Arlington beheimateten Texas Rangers, die in | |
der Major League Baseball gut im Rennen liegen. | |
Insgesamt sind die Verantwortlichen der WNBA mit der Entwicklung ihrer Liga | |
nicht rundum zufrieden. Zwar waren die Live-Übertragungen des Spiels der | |
Woche zur Prime Time auf NBC, auch dank der Verpflichtung von NBA-Star | |
Reggie Miller als Kommentator, mit rund 1,6 Millionen erreichten Haushalten | |
ein Erfolg und das erste All Star Game in New York geriet im Juli zum | |
veritablen Medienspektakel, doch insgesamt gingen die Zuschauerzahlen um | |
rund zehn Prozent auf einen Durchschnitt von 9.733 pro Spiel zurück. Dies, | |
obwohl die Konkurrenzorganisation ABL im letzten Jahr pleite ging, mit | |
Chamique Holdsclaw das größte Talent im Frauen-Basketball vom College zu | |
den Washington Mystics kam und diverse prominente Spielerinnen aus der ABL, | |
wie die Olympiasiegerinnen Dawn Staley oder Jennifer Azzi, übernommen | |
wurden. | |
WNBA-Präsidentin Val Ackerman erklärt, dass dieser Rückgang keineswegs | |
unerwartet gekommen wäre, da die Neugier der ersten beiden Jahre verflogen | |
sei. „Nun erfahren wir, wer unsere wahren Fans sind.“ Dennoch soll die Liga | |
natürlich nicht schrumpfen, sondern expandieren, was auch die Eingliederung | |
von vier weiteren Teams (Seattle, Miami, Indianapolis und Portland) für die | |
nächste Saison unterstreicht. Prinzip der WNBA ist, dass alle der dann | |
bestehenden 16 Teams von NBA-Klubs getragen werden und in NBA-Arenen | |
spielen. Was nicht heißt, dass es eine Bestandsgarantie gibt. „Wir werden | |
jedes Team am Ende der Saison bewerten und entscheiden, was zu tun ist, um | |
in jedem Markt die Möglichkeiten auszuschöpfen.“ | |
Sorgenkinder sind zum Beispiel die gescheiterten Halbfinalisten aus Los | |
Angeles und Charlotte. Die Sting, kleine Schwester der Charlotte Hornets, | |
haben mit 6.608 den niedrigsten Schnitt der Liga, die Sparks aus L.A. | |
liegen mit 7.625 nur an 10. Stelle der zwölf Teams. Die relativ erfolglosen | |
Washington Mystics dagegen lockten 14.591 Fans im Schnitt an und stehen wie | |
im Vorjahr an der Spitze. Johnny Buss, Präsident derSparks und Sohn von | |
Lakers-Besitzer Jerry Buss, macht von der WNBA auferlegte Restriktionen für | |
die Misere verantwortlich. So muss die Hälfte der Werbespots bei | |
TV-Übertragungen den Hauptsponsoren der Liga eingeräumt werden, lokale | |
Sponsoren kommen kaum zum Zuge. „Wenn die Beschränkungen gelockert würden�… | |
so Johnny Buss, „könnten zum Beispiel Supermärkte beim Ticketverkauf | |
helfen.“ Bis Ende September hat die Buss-Familie Zeit, der WNBA | |
mitzuteilen, ob sie das Team weiter betreiben will. | |
„Man wird immer bessere und schlechtere Jahre haben“, zeigt sich Cynthia | |
Cooper wenig besorgt über den Zustand der Liga. Ihr Augenmerk gilt ganz dem | |
Finale gegen New York und ihrer Gegenspielerin Teresa Weatherspoon, die als | |
eine der besten Defensivakteurinnen gilt. Am Donnerstag gelangen „T-Spoon“ | |
zwar zehn Assists, aber nur fünf Punkte, und die Bewachung von Cooper | |
missriet ihr gründlich. „Wir waren vielleicht ein bisschen zu emotional“, | |
kommentierte die Spielmacherin die ungewohnt schwache Leistung ihres Teams. | |
Comets-Coach Van Chancellor rechnet nicht damit, dass sich New York heute | |
ein zweites Mal in eine derartige Opferrolle fügt. „Sie sind ein erfahrenes | |
Team. Sie werden feuersprühend herauskommen.“ | |
4 Sep 1999 | |
## AUTOREN | |
Matti Lieske | |
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