# taz.de -- Boris Johnson und Nicola Sturgeon: Das Ende einer Ära | |
> Mit den Rücktritten von Boris Johnson und Nicola Sturgeon hat sich die | |
> britische Politik verändert. Jetzt sind statt Feuer und Farbe Manager am | |
> Zug. | |
Bild: Als es Farbe und Feuer in der Politik gab: Boris Johnson und Nicola Sturg… | |
Noch vor wenigen Jahren [1][dominierten sie die britische Politik]: Boris | |
Johnson und Nicola Sturgeon. Der eine in London, die andere in Edinburgh, | |
sie regierten mit haushohen Mehrheiten, sie genossen hohe Beliebtheit und | |
schienen auf Dauer unangreifbar. Britischer Brexiteer gegen schottische | |
Freiheitskämpferin – diese rivalisierenden Selbstinszenierungen stellten | |
alles andere in den Schatten. | |
Jetzt sind sie beide auf einmal weg vom Fenster. Johnson trat erst als | |
Premier zurück und [2][jetzt auch als Abgeordneter]. Sturgeon trat erst als | |
„First Minister“ ab und musste jetzt [3][eine Festnahme über sich ergehen | |
lassen]. Für beide gilt: Ihre Reputation liegt in Trümmern, ihr Lebenswerk | |
bröckelt. Von Schottlands Unabhängigkeit ist keine Rede mehr, der Brexit | |
ist zwar vollzogen, aber begeistert ist davon niemand. Die allermeisten | |
Leute wollen von beiden Personen nichts mehr wissen: Ihre Bilanz ist im | |
Rückblick äußerst bescheiden, ihre Mitstreiter sind ihrer überdrüssig – | |
ihre Zeit ist vorbei. | |
Es ist das Ende nicht nur zweier außergewöhnlicher politischer Figuren, | |
sondern auch einer außergewöhnlichen politischen Ära. Es war eine Zeit, in | |
der man in Großbritannien mit dem Versprechen Wahlen gewann, das Undenkbare | |
Wirklichkeit werden zu lassen. Egal wie man zum Brexit und zur | |
Unabhängigkeit Schottlands steht: Es sind damit Visionen verbunden und | |
politische Leidenschaft, es folgt daraus lebhafter Meinungsstreit und | |
Polarisierung – anstrengend, aber auch anregend. | |
All das war einmal. Die Briten sind ermattet, sie sind der | |
Zukunftskonflikte überdrüssig und kämpfen stattdessen mit der Gegenwart. | |
Anstelle von Boris Johnson und Nicola Sturgeon regieren Rishi Sunak und | |
Humza Yousaf, für beide dürfte wohl kaum jemandem das Wort „Vision“ | |
einfallen. Ebenso wenig für Keir Starmer in Nachfolge von Jeremy Corbyn. Es | |
sind reine Manager, die das Chaos ihrer Vorgänger aufräumen wollen. | |
Ob sie es schaffen? Mal sehen. Aber wenn nicht, werden sich die Briten | |
irgendwann vielleicht nach jener merkwürdigen Zeit zurücksehnen, als es | |
Farbe und Feuer in der Politik gab. | |
13 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Regionalwahlen-England-und-Schottland/!5770693 | |
[2] /Nach-Boris-Johnsons-Parlamentsruecktritt/!5937376 | |
[3] /Ex-Regierungschefin-Sturgeon-wieder-frei/!5939791 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Nicola Sturgeon | |
Boris Johnson | |
Brexit | |
Unabhängigkeit Schottland | |
Rishi Sunak | |
Schottland | |
Großbritannien | |
Schottland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ex-Regierungschefin Sturgeon wieder frei: Schottlands Unschuldige | |
Die Polizei hat Schottlands Ex-Regierungschefin Sturgeon wieder | |
freigelassen. Die verteidigt sich nun in einem Onlinestatement. | |
Nach Boris Johnsons Parlamentsrücktritt: Ein Spuk in London | |
Boris Johnson tritt aus dem Parlament zurück. Er kommt damit einer | |
Suspendierung zuvor – und sagt der Regierung den Kampf an. | |
Schottlands Ex-Regierungschefin festgenommen: Sturgeon stolpert über Finanzen | |
Schottlands ehemalige Regierungschefin Nicola Sturgeon ist festgenommen | |
worden. Schon im März hatte sie ihr Amt niedergelegt. |