# taz.de -- Autofreie Innenstädte: Städte für Menschen, nicht Autos | |
> Das Volksbegehren Berlin Autofrei ist laut Innenverwaltung unzulässig. | |
> Dabei ist körperliche Unversehrtheit wichtiger als Autos in der | |
> Innenstadt. | |
Bild: Ein Teil der Friedrichstraße in Berlin-Mitte ist bereits autofrei | |
Eins ist klar: [1][Autofreie Städte sind die Zukunft]. Nicht nur, weil wir | |
klimapolitisch überhaupt keine andere Wahl haben. Sondern auch, weil Städte | |
in erster Linie für Menschen da sind und nicht für tonnenweise Stahl, das | |
die Straßen verstopft und – wenn es nicht gerade nutzlos herumsteht – uns | |
jede Menge Lärm, Schadstoffe und lebensgefährliche Unfälle beschert. | |
Das zu ändern, bedeutet nicht nur mehr Lebensqualität, sondern ist auch | |
eine Frage der Gerechtigkeit: Nur rund jede*r Dritte in Berlin besitzt ein | |
Auto, [2][dennoch werden 60 Prozent des Straßenraums von Autos | |
beansprucht]. Auch ohne drohenden Klimakollaps würden wir um eine | |
Verkehrswende und damit auch um eine gerechtere Verteilung des öffentlichen | |
Raums nicht herumkommen. | |
Dass die SPD-geführte Innensenatsverwaltung unter Iris Spranger das | |
Volksbegehren „Berlin Autofrei“ für unzulässig erklärt, weil dieser | |
„unverhältnismäßig“ und „mit der allgemeinen Handlungsfreiheit unverei… | |
sei, überrascht zwar nicht, ist aber trotzdem frech. Schon ihr | |
Parteikollege und Amtsvorgänger Andreas Geisel verstand es, | |
[3][progressiven Volksbegehren Steine in den Weg zu legen]. Die Initiative | |
Deutsche Wohnen & Co enteignen kann davon ein Liedchen singen. | |
Und wenn es gegen das Vorhaben, den Autoverkehr innerhalb des S-Bahn-Rings | |
stark einzuschränken, keine juristischen Einwände gibt, erfindet man eben | |
politische. Denn es gibt kein Recht auf Autos oder Parkplätze in der | |
Innenstadt. Was es aber gibt, ist das Recht auf körperliche Unversehrtheit. | |
Das wird jedoch durch die derzeitige Masse an Pkw bedroht: Jedes Jahr | |
sterben Menschen nicht nur durch Verkehrsunfälle, sondern auch an | |
schlechter Luft, für die hauptsächlich der Straßenverkehr verantwortlich | |
ist. | |
## Alternativen zum Auto müssen ausgebaut werden | |
Natürlich wird die Reduzierung des Autoverkehrs mit infrastrukturellen | |
Maßnahmen einhergehen müssen. Das Argument, der öffentliche Nahverkehr oder | |
das Radnetz müssten erst einmal ausgebaut werden, bevor Autos aus der Stadt | |
verbannt werden können, verkennt jedoch das Wesen des Kapitalismus: Je | |
weniger Autos in der Innenstadt erlaubt sind, desto mehr Menschen werden zu | |
Fuß, mit Bus, Bahn oder Rad unterwegs sein und desto eher wird dieser | |
Nachfrage ein Angebot folgen. | |
Das Problem dürfte eher sein, dass ökologische und soziale Maßnahmen wie | |
die Reduzierung des Autoverkehrs für viele Menschen Einschnitte im | |
persönlichen Komfort bedeuten. Doch keine Annehmlichkeit der Welt ist es | |
wert, dass Menschen deswegen sterben müssen. | |
10 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Umweltaktivist-ueber-Verkehr-in-Madrid/!5822029 | |
[2] https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/F… | |
[3] /Enteignung-von-Immobilienkonzernen/!5692389 | |
## AUTOREN | |
Marie Frank | |
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