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# taz.de -- Keine Renaissance der Hanse
> Lübeck verkauft ein gutes Drittel seines Hafens an Rreef, eine britische
> Tochter der Deutschen Bank. Die Hamburger Hafengesellschaft HHLA
> verzichtet auf ein Wettbieten, will aber mit der kleinen Schwester an der
> Ostsee kooperieren
VON SVEN-MICHAEL VEIT
Mit der Renaissance der Hanse wird es nichts. Die Kooperation zwischen den
Häfen von Hamburg und Lübeck wird weiterhin halbherzig sein. Denn die
einstige Königin der Hanse an der Ostsee will ein gutes Drittel ihres
Hafens nicht an die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) verkaufen,
sondern an den Londoner Finanzdienstleister Rreef, eine Tochter der
deutschen Bank. Der zweite verbliebene Interessent, der Logistik-Konzern
Rhenus aus Nordrhein-Westfalen, kommt nicht zum Zuge.
Das hat jetzt der zuständige Lenkungsausschuss der Lübecker Bürgerschaft
nach einer Anhörung der beiden Bieter empfohlen. Die offizielle
Entscheidung in der Ratsversammlung fällt am 4. März, die Zustimmung gilt
als sicher.
Zuvor war die HHLA aus dem Bieterrennen ausgestiegen, weil sie „nur
unzureichende Möglichkeiten zur Umsetzung unserer strategischen Ziele“
gesehen habe, so Unternehmenssprecher Florian Marten. Deshalb habe sie
letztlich darauf verzichtet, ein verbindliches Angebot abzugeben. Das
Geschäft sei schlicht, so Marten, „nicht so attraktiv, wie wir ursprünglich
dachten“.
Im Juni hatten Politik, die städtische Lübecker Hafengesellschaft (LHG) und
die Gewerkschaften sich vertraglich auf ein gemeinsames Vorgehen
verständigt. Vorausgegangen war ein wochenlanger Arbeitskampf gegen die
Absicht der CDU-Mehrheit in der Lübecker Bürgerschaft, bis zu 90 Prozent
der LHG meist bietend zu verkaufen. Mit den erhofften Einnahmen in
dreistelliger Millionenhöhe sollte das städtische Haushaltsloch von rund
160 Millionen Euro gestopft werden.
Auf Vermittlung von Bernd Rohwer, Chef der Industrie- und Handelskammer in
Lübeck und ehemaliger SPD-Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein, war
dann vereinbart worden, lediglich 37,5 Prozent in zwei Tranchen an „einen
strategischen Partner“ zu verkaufen. Damit waren so genannte Heuschrecken
außen vor. Zudem hatte die EU den Konsens erzwungen, weil sie mit der
Rückforderung eines Zuschusses von 60 Millionen Euro drohte. Mit dem Geld
war die Infrastruktur des Doppelhafens in Lübeck und dem vorgelagerten
Fährhafen Travemünde ausgebaut worden. Die EU hätte es nicht eingesehen,
dass die Lübecker Kaufleute das Geschenk aus Brüssel weiter verhökern.
Deshalb standen nun nur noch die Anteile an der Betriebsgesellschaft LHG
zum Verkauf, Kaianlagen, Verkehrswege und sonstige Infrastruktur bleiben
bei der Stadt. Die erhält 1,5 Millionen Euro Miete pro Jahr von der LHG,
zudem zahlt Rreef zunächst 25 Millionen Euro für die erste Tranche von 25,1
Prozent. Für weitere 12,4 Prozent werden in fünf Jahren zusätzliche 23
Millionen Euro fällig. Das sei ein Ergebnis, „das nur Optimisten für
möglich gehalten hätten“, freut sich Ekkehart Eymer, CDU-Ratsherr und
Aufsichtsratsvorsitzender der LHG.
Zustimmung kommt auch von den Arbeitnehmern der LHG. „Rreef hat ein auch in
unseren Augen sehr gutes Konzept vorgelegt. Außerdem haben wir uns in der
Verpflichtung gesehen, uns an die Schlichtungsvereinbarung vom Sommer 2007
zu halten“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Klaus-Peter Mialkas.
Nun hoffen die Lübecker, zusammen mit ihrem finanzkräftigen Partner Rreef
langfristig in russische und baltische Häfen einsteigen zu können. Der
Ausbau der Verkehre im Ostseeraum sei eine der Strategien, mit denen Rreef
überzeugt habe, sagte Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU).
Aus dem Umfeld der HHLA sind jedoch genau an diesem Punkt Zweifel zu hören.
Es sei nicht überzeugend ersichtlich gewesen, dass die LHG die Kraft und
Bereitschaft zur notwendigen Modernisierung habe. Zudem mangele es an der
Trave „an einer eindeutigen Strategie“.
An der weiteren Zusammenarbeit ändere das aber nichts, zumal die HHLA am
Containerterminal Siems in Lübeck beteiligt ist. Hamburg ist der östlichste
Atlantikhafen und Lübeck der westlichste Ostseehafen – da ist Kooperation
eine Frage der ökonomischen Notwendigkeit.
20 Feb 2008
## AUTOREN
SVEN-MICHAEL VEIT
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