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# taz.de -- Trügerische Sicherheit
> Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch hat einen kritischen Report
> über das Nahrungsmittel-Prüfzeichen„QS – Qualität und Sicherheit“
> veröffentlicht. Fazit: Es weise zahlreiche Mängel auf und adele
> Massenware
VON OLE SCHULZ
Verbraucher, aufgepasst: Wenn heutzutage auf vielen Lebensmitteln um
Vertrauen werbende Gütesiegel prangen, muss das nicht immer unbedingt viel
bedeuten. So scheint es auch im Fall des Nahrungsmittel-Prüfzeichens „QS –
Qualität und Sicherheit“ zu sein.
Das im September 2002 – zunächst für Fleischwaren – eingeführte Zertifik…
wird derzeit in Fernsehwerbespots und ganzseitigen Anzeigen beworben. Von
„Sicherheit bei der Lebensmittelerzeugung“, einem „dreistufigen
Kontrollsystem“, das die gesamte Produktionskette „vom Landwirt bis zur
Ladentheke“ umfasse, ist da vollmundig die Rede.
Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch hat nun einen kritischen Report
über das QS-Prüfzeichen vorgelegt. Das Fazit: QS weise „zahlreiche Mängel�…
auf und sei nichts anderes als „der Versuch, herkömmliche Massenware zu
adeln“.
Die Foodwatch-Kritik setzt bei der privatwirtschaftlichen Organisation des
Zertifikats ein, das in diesem Jahr auch für Obst und Gemüse eingeführt
werden soll. „Anders als das Bio-Siegel, das aufgrund der EG-Ökoverordnung
staatlichen Charakter hat, organisiert beim QS-Zeichen ein Zusammenschluss
der Lebensmittelwirtschaft die Kontrolle der Erzeugung selbst.“ Ohnehin
leiste QS nicht mehr, als ab 2005 ohnehin EU-weit vorgeschrieben ist: die
lückenlose Rückverfolgung der Lebensmittelherstellung. Zudem suggerierten
die Begriffe „Qualität und Sicherheit“, dass es sich um ein
Produkt-Gütesiegel handle, obwohl das im Aufbau befindliche Dokumentations-
und Rückverfolgungssystem nicht mehr sei als eine „Basisabsicherung der
Prozessqualität“ bei der Lebensmittelproduktion.
Auch von besonderer Qualität, die das Prüfzeichen scheinbar garantiere,
könne laut foodwatch nicht gesprochen werden. So bleibt zum Beispiel die
Verfütterung von Speiseresten an Schweine geduldet – in anderen EU-Staaten
ist sie längst verboten. „Die wirklichen Knackpunkte wie die Frage der
Tierhaltung oder der Futtermittel werden bei QS ausgeklammert“, sagt
Foodwatch-Pressesprecher Carsten Direske. „Dabei waren die großen
Lebensmittelskandale der letzten Jahre Futtermittelskandale.“ Foodwatch
bemängelt auch die „weichen Kriterien“ bei der Kontrolle der QS-Betriebe
sowie die geringe Zahl von Überprüfungen. „QS-Betriebe waren nachweislich
an dem Skandal durch Dioxin-belastete Grünmehlpellets Anfang 2003
beteiligt.“
Nach dem Foodwatch-Report profitiert der Lebensmittelhandel am meisten vom
QS-System, die Landwirte am wenigsten. Um ausländischen Erzeugern die
Teilnahme an QS zu ermöglichen, sei auf Druck des Handels etwa die – als
mögliche BSE-Quelle diskutierte – Verfütterung von tierischen Fetten nicht
als Ausschlusskriterium für die QS-Zertifizierung festgelegt worden.
Bäuerliche Mischbetriebe, die sowohl mehrere Tierarten halten als auch ihr
eigenes Futter anbauen, würden dagegen durch das QS-System finanziell
stärker belastet als der Handel oder Großbetriebe.
Foodwatch fordert daher ein „staatlich garantiertes und überwachtes
Gütesiegel für Produkte der konventionellen Landwirtschaft“. Dieses Siegel
müsse unter anderem den Verzicht auf gentechnisch verändertes Futter sowie
auf die Verfütterung von Speiseresten und tierischen Fetten garantieren.
16 Jan 2004
## AUTOREN
OLE SCHULZ
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